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Lex nach BVB-Lehrstunde: „Ärgerlich, dass der erste Schuss gleich drin war“

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1860-Torhüter Marco Hiller senkt den Kopf, die Dortmunder Profis jubeln.
Hilflos gegen die gelbe Übermacht: Für Marco Hiller und seine Löwen war es ein frustrierender, aber lehrreicher Pokalabend. © Stefan Matzke / Sampics

Giesing am Freitagabend - eine einzige Feiermeile. Sportlich trübten die BVB-Stars die Party, aber mit dem 0:3 waren die Löwen am Schluss gut bedient.

Hotspot Giesing. „Dreiviertelneun. Im Grünwalder Stadion gehen die Lampen an, da werden viele hinschauen“, sagte 1860-Coach Michael Köllner vor dem Pokalkracher gegen Dortmund am Freitagabend. Was 15.000 Zuschauer und Millionen im ZDF und bei Sky zu sehen bekamen: Zunächst eine Lametta-Choreo in Grüngold – der Wunsch der Westkurve ging dann im Bengalo-Rauch ein bisschen unter. „Auf in goldene Zeiten“, stand in riesigen Buchstaben am Zaun. Jedoch: Schon nach 35 Minuten war die Giesinger Party beendet. 0:3 stand es zur Pause, 0:3 auch am Ende. Weil die Löwen nicht ansatzweise das hohe Tempo des Champions-League-Teilnehmers mitgehen konnten. „Ein Mismatch“, würde Köllner in seinem neu erlernten Tinder-Deutsch sagen.

„Mismatch“ würde Köllner sagen

„Es war klar, dass wir heute die Laufschuhe einpacken mussten“, sagte Torhüter Marco Hiller: „Wir haben als Mannschaft gut gekämpft, aber unter dem Strich verdient verloren, 0:3 gegen den BVB – ich glaube, da gibt es Schlimmeres.“ Kapitän Stefan Lex haderte: „In so einem Spiel musst du einfach länger die Null halten. Da darf nicht der erste Schuss gleich drin sein. Das war ärgerlich – weil es denen in die Karten gespielt hat. Aber gut: Es ist der deutsche Vizemeister – dass die gut sind, haben wir gewusst.“

Er habe nicht vor, zu Motivationszwecken „einen lebendigen“ Löwen von Hellabrunn in die Kabine zu schleifen, hatte Köllner gescherzt. Ein sinnvoller Verzicht, wie sich schnell zeigte: Motiviert waren seine zweibeinigen Löwen auch so, aber das änderte nichts daran, dass der Drittligist vom Anpfiff weg den Dortmunder Edelkickern hinterherlief. Malen mit einem Billardtor zum frühen 0:1 (zweimal Pfosten, aber wo war Lannert?), Bellingham nach blitzschneller Kombination zum 0:2 (31., wohl Abseits), schließlich auch noch ein Hiller-Patzer (35.), den der Ex-Hachinger Karim Adeyemi ausnutzte. Bitterer geht’s nicht? Leider doch aus Sicht der Gastgeber.

Zwei Wechsel nach 20 Minuten

Zu allem Überfluss musste Köllner auch noch früh wechseln: Torschützenkönig Marcel Bär mit Verdacht auf Faserriss (er humpelte nach dem Spiel auf Krücken in die Kabine), Rechtsverteidiger Christopher Lannert, früh gelbverwarnt, mit gefühlten Knoten in den Beinen und Rot-Gefahr. Einen Doppelwechsel nach 20 Minuten bekommt man nicht häufig zu sehen. In Giesing auch selten eine so krasse Unterlegenheit der Heimmannschaft. Bemerkenswert dagegen die Reaktion der Fans, die weiter fröhlich Partylieder sangen.

Bär humpelt mit Krücken in die Kabine

In der Pause dröhnte das Anti-Bayern-Lied der Toten Hosen aus den Boxen. Häme hilft. Im Spiel danach ging’s einseitig weiter, aber mit gedrosseltem Tempo. Vor der Ostkurve, in der die BVB-Fans nun Pyros abfackelten (ausgerechnet in Rot . . .) blieben die Löwen sporadische Gäste, das Geschehen spielte sich nun vor der Westkurve ab, untermalt von den Gesängen der nur 1500 Gästefans.

Das Spiel plätscherte in der Schlussphase dahin – und mancher Promi auf der Tribüne (u.a. Werner Lorant, Miroslav Stevic, sogar Sascha Mölders) dürfte wehmütig geseufzt haben. Fazit des Abends: Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis sich die Kultclubs aus dem Ruhrpott und aus dem Giesinger Arbeiterviertel auf Augenhöhe begegnen. Neulöwe Jesper Verlaat ging trotzdem nicht unglücklich nach Hause: „Highlight heute“, sagte er, „waren die Fans“.

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