Furios gestartet, stark nachgelassen: Löwen verspielen 2:0-Führung gegen Braunschweig

Der TSV 1860 München hat gegen Eintracht Braunschweig einen sicher geglaubten Sieg aus der Hand gegeben.
München - Sitzplatzgebot in der Westkurve? Früher als erwartet wurden auch die besten Coronaregel-Vorsätze in den kräftig blasenden Wind geschrieben. Spätestens ab der 3. Spielminute sah man nur noch stehende 1860-Fans im Grünwalder Stadion. Sie jubelten früh, weil Marcel Bär bereits die erste Chance nutzte, um seinem Ex-Verein Braunschweig einen einzuschenken.
Sie blieben stehen, weil sie ein überaus packendes Duell der Süd- gegen die Nordlöwen erlebten – mit vielen Torszenen, energisch geführten Zweikämpfen, mit Tempo, Klasse, Leidenschaft, Dramatik. Und auch nach 90 Minuten standen viele Fans auf den Rängen, die Köpfe schüttelnd. Nur 2:2 gegen die Eintracht nach furioser erster Hälfte inklusive 2:0-Führung. Ein verschenkter Sieg?
1860-Coach Köllner: „Der Kopf hat uns in der zweiten Halbzeit einen Streich gespielt“
„Erste Halbzeit waren wir besser, zweite Braunschweig, deswegen geht der Punkt in Ordnung“, kommentierte Bär, der zusammen mit Phillipp Steinhart (34.) den vermeintlich komfortablen Vorsprung herausgeschossen hatte. Kritisch merkte der Torjäger an, dass sein Team nach starken 45 Minuten ebenso stark nachgelassen habe. Braunschweig nutzte das aus, indem Lauberbach zum 1:2 verkürzte (55.) und Marx einen Ballverlust des eingewechselten Biankadi (78.) bestrafte. Die Gelb-Rote Karte für Behrendt (87.) hatte keinen Einfluss mehr aufs Spiel. „Der Kopf hat uns in der zweiten Halbzeit einen Streich gespielt“, analysierte Michael Köllner bei MagentaSport, das Positive festhaltend. „Ein Unentschieden musst du schon mal einkalkulieren“, sagte der Coach: „Wichtig war, dass wir wieder gepunktet haben.“
„In der zweiten Halbzeit wollten wir zu viel und haben verkrampft“
Lange hatte es sogar so ausgesehen, als würden die Heimlöwen auf ihren fünften Dreier in Folge zusteuern. Es war beeindruckend zu sehen, wie Bär zusammen mit den Rückkehrern Lex und Neudecker Löcher in die Eintracht-Defensive riss. Schnörkelloser Kombinationsfußball, gespeist aus dem Selbstvertrauen einer fulminanten Vier-Siege-Serie. Sowohl das 1:0 von Bär als auch das 2:0 von Steinhart hatte Neudecker initiiert, ehe nach der Pause sehr Menschliches passierte: 1860 zog sich zurück, die Eintracht drückte – oder wie Bär in die Mängelliste schrieb: „Wir sind gar nicht mehr in unser Spiel gekommen, waren nicht mutig genug, haben zu lange gebraucht, um Situationen zu kreieren, waren zu hastig, haben die Bälle nach vorne geschossen und sind nicht nachgerückt.“
Auch die Einwechslungen frischer Spieler brachten nur kurzzeitig frischen Wind – was Köllner am Ende doch ein wenig hadern ließ. „Das 2:0 war schon ein Fundament für das Spiel“, meinte er: „Leider konnten wir es nicht nutzen. In der zweiten Halbzeit wollten wir zu viel und haben verkrampft.“ Allzu kritisch wollte er aber doch nicht sein, denn seine Mannschaft hatte zumindest angedeutet, auch mit den Teams von ganz vorne in der Tabelle mithalten zu können. „Ich hoffe, dass wir das in den nächsten Wochen konstanter hinbekommen“, sagte er.
Weiter geht’s für Köllners Löwen mit Gegnern jenseits von Platz 7, erst Meppen auswärts (Samstag, 14 Uhr), dann Türkgücü (16. Februar), Halle, Zwickau. Mit fünf Punkten Rückstand auf Platz drei scheint noch vieles möglich. Zumal Köllner anmerkte: „Wir haben auch noch zwei Spiele in der Hinterhand . . .“ ULI KELLNER