Vor Löwen-Duell gegen Ex-Klub von Erdmann: Die Serie als Psychowaffe

Die Bilanz des noch relativ neuen 1860-Trainers Michael Köllner kann sich sehen lassen: Nach elf Spielen ohne Niederlage tönt der Dompteur des TSV: „Wir haben eine Löwenbrust!“
- Am Sonntag empfängt der TSV 1860 den 1. FC Magdeburg zum Duell in Giesing.
- Breite Brust: Die Löwen sind bereits seit elf Partien ohne Niederlage.
- Übungsleiter Michael Köllner spricht über den Erfolg und das Selbstvertrauen.
München – Aus gegebenem Anlass ist zuletzt ligaweit über den Stellenwert von Punkteteilungen diskutiert worden. Es gibt Stimmen, die sagen: Lieber gewinne ich ein Spiel und leiste mir eine Niederlage, als zweimal in Folge mit einem Unentschieden rauszugehen. Michael Köllner, Coach des TSV 1860 (zuletzt mit drei Remis in Folge), hielt vehement dagegen: „Wer so denkt, der hat keine Ahnung vom Fußball.“
TSV 1860 gegen 1. FC Magdeburg: Treten Löwen mit „innerer Stärke“ auf?
Auch der genesene Sechser Tim Rieder hat dieser Tage eingeräumt, dass die Löwen nicht nur stolz sind auf ihre Serie von elf Spielen ohne Niederlage, sondern dass auch ein Psycho-Effekt von dieser Aneinanderreihung nicht verlorener Spiele ausgehe. Kurz gesagt: Die Serie verleihe 1860 innere Stärke und sorgt gleichzeitig dafür, dass der Gegner schon vor dem Anpfiff in seinem Tatendrang gebremst wird. Weil er sich gemäß Rieder denkt: „Oh, die haben seit elf Spielen nicht mehr verloren!“ Auch den 1. FC Magdeburg erwartet die Leihgabe aus Augsburg am Sonntag (hier geht‘s zum Live-Ticker) in von vornherein devoter Haltung. Und nicht nur gemäß seiner Theorie fördert die Serie auf beiden Seiten Gedanken, die sich tief im Unterbewusstsein einnisten.
„Wir haben eine Löwenbrust, keine Gänsebrust“, lautete Köllners Antwort auf die Frage nach dem Selbstvertrauen der Seinen. Er könne „ein Stück weit oberflächlich nachvollziehen, dass die Unentschieden dem einen oder anderen auch sauer aufstoßen“, sagte der Coach, sieht aber selbst eher den pragmatischen und psychologischen Nutzen. Auch er, Köllner, habe sich nach dem 1:1 gegen Mannheim über die verpassten Chancen geärgert. Und trotzdem bleibt der ambitionierte Oberpfälzer bei der Erkenntnis: „Als ich übernommen habe, war 1860 keine Spitzenmannschaft. Wir tun alles dafür, dass wir irgendwann eine werden, aber davon sind wir noch ein Stück entfernt.“
Diese Schwächen hat 1860-Trainer Köllner ausgemacht
Wie groß dieses Stück ist? Michael Köllner verweist auf die mangelnde Effizienz und Phasen der Unkonzentriertheit, die die Fortschritte bei der Spielstruktur und -kontrolle relativierten. Die Tabellenplätze drei, zwei und eins seien „Träumereien“, sagt er. „Die harte Realität ist Platz 17 – und darauf haben wir neun Punkte Vorsprung. Meine inständige Hoffnung ist es, dass wir uns baldmöglichst nicht mehr mit diesem 17. Platz beschäftigen müssen.“
Ein Sieg am Samstag gegen Magdeburg wäre der nächste Schritt. Aber, so Köllner: „Die waren zuletzt im freien Fall und werden alles versuchen, den zu stoppen.“ Edeljoker Timo Gebhart muss mit Achillessehnen-Problemen passen, Marius Willsch fehlt gelbgesperrt. Als Alternative zu Herbert Paul behält sich Köllner vor, auf ein 3-5-2 umzustellen.
Unabhängig von der Grundordnung ahnt Köllner, dass Magdeburg ein undankbares Spiel werden könnte. „Wir brauchen einen Riesengrip, müssen zweikampfpräsent und über 90 Minuten griffig sein, wenn wir gewinnen wollen. Magdeburg wird alles tun, um den Bock umzustoßen.“ Die Serie in den Köpfen trage aber laut Köllner dazu bei, dass die Löwen „mit Rückenwind“ in die Partie gehen: „Das hat die Körpersprache in Meppen gezeigt. Da kannst du dann auch einen Rückstand wegstecken.“ Diesen zu vermeiden wäre ihm aber im Zweifelsfall lieber, Serientäter hin oder her.