Sportchef Gorenzel über den Abstiegskampf: „Das ist hier eine Extremsituation!“

1860-Sportchef Günther Gorenzel sieht den Klub vor großen Schwierigkeiten im Abstiegskampf, glaubt aber an die Qualität der Mannschaft.
München - Ich gorenzel, du gorenzelst – 1860-Sportchef Günther Gorenzel (47) hat kein Problem damit, dass sein Name als Verb Eingang ins ungeschriebene Löwen-Lexikon gefunden hat. Gorenzeln bedeutet: etwas sehr ausführlich darlegen. „Ist doch eine Ehre“, sagt der Österreicher, der sich bei der Wortschöpfung an Größen wie Ibrahimovic (Verb: zlatanieren = stark dominieren) erinnert fühlt. Aber, lacht er: „Das sollten wir nicht zu hoch hängen.“ Schließlich ist die Lage bei 1860 zu ernst, um sich mit Albernheiten aufzuhalten. Hat der Steirer aber nicht getan, denn zuvor gorenzelte er 25 Minuten über die drängenden Themen bei seinen Löwen. Zum Beispiel über:
den Ernst der Lage: „Prinzipiell gehst du in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Maximal das letzte Spiel kann ich taktisch so anlegen: Brauche ich einen oder drei Punkte? Wir werden alles daran setzen, dass wir schon am Samstag punkten, aber es macht keinen Sinn, den Spielern einzuimpfen: Wir müssen, wir müssen.“
umstrittene Schiedsrichterpfiffe: „Gewisse Herren, die jahrelang in der Bundesliga gepfiffen haben, sagen ganz klar, dass wir gerade sicher nicht bevorteilt werden. Allerdings: Der Fokus ist mir momentan zu stark auf dieses Thema gerichtet. Mehr als an den DFB appellieren, einen erfahrenen Schiedsrichter zu schicken, können wir nicht tun.“
das Pyro-Dauerfeuer der Fans in Zwickau und das böse Plakat „Ossi-Schweine“: „Wir haben heute ein Entschuldigungsschreiben an Zwickau geschickt, in dem wir uns offiziell von diesen Dingen distanzieren. Es ist beschämend, wenn einige wenige Fans mit solchen Plakaten den ganzen Verein in Verruf bringen. Zu Beginn des Spiels war der Support sensationell, daher ist es absolut unverständlich für mich, wie das wieder auf die andere Seite kippen konnte.“
die mangelnde Eignung des Teams für Abstiegskampf: „Ich glaube, dass wir momentan weit unter unserem Wert geschlagen werden. Es gab Spiele in dieser Saison, in denen die Qualität der Mannschaft sichtbar wurde. Wir haben eben gerade eine Extremsituation. Wir sind im Wellental drin – und es ist sehr schwer, da rauszukommen.“
die Perspektive – den Klassenerhalt vorausgesetzt: „Wenn du das Sportbudget massiv reduzierst, musst du natürlich auch weggehen von der Zielsetzung 2. Liga – zumindest in der nächsten Saison. Von Mannschaft bauen sind wir momentan auch weit entfernt, denn wir haben weder Handlungsspielraum für Neuverpflichtungen noch für Vertragsverlängerungen.“
ulk