Michael Köllner feiert zweijähriges Jubiläum: „So muss ein Verein funktionieren“

Der Trainerstuhl beim TSV 1860 war im letzten Jahrzehnt oft eine vakante Position. Doch mit Michael Köllner scheinen die Löwen den richtigen Mann gefunden zu haben.
München - Am 9. November feiert Michael Köllner sein zweijähriges Jubiläum als Cheftrainer des TSV 1860 München. Ein Jubiläum das nicht viele Trainer bei den Münchner Löwen im letzten Jahrzehnt erleben durften. Lediglich Vorgänger Daniel Bierofka durfte sich bis zu seinem Rücktritt über einen ähnlich langen Zeitraum an der Grünwalder Straße beweisen. 16 Trainerwechsel seit November 2012 sprechen nicht gerade für Konstanz auf einer der wichtigsten Positionen im Profifußball.
Doch mit Michael Köllner scheint diese beim Kultklub eingekehrt zu sein. Dabei hatte Sportchef Günther Gorenzel den Oberpfälzer zuerst gar nicht auf dem Schirm. Erst ein Geistesblitz des Österreichers spät abends führte zur Verpflichtung von Köllner. „Ich war schon im leichten Nachtgewand! Ich war überrascht, denn ich kannte die Nummer nicht“, berichtet der heutige 1860-Coach bei „spox.de“ über die erste Kontaktaufnahme mit seinem aktuellen Klub. Nach einigen Gesprächen war für den ehemaligen Trainer des 1. FC Nürnberg aber klar, dass er die Aufgabe in der Landeshauptstadt annehmen will.
„Diesen Brief werde ich niemals wegwerfen.“
Dabei war es für den 51-Jährigen wichtig, dass seine Entscheidung kein Kurzschluss ist. „Wenn man nur zusagt, um einen Job zu haben und dann nach zehn Spielen wieder entlassen wird, ist ja keinem geholfen“, erklärt Köllner seine Entscheidungsfindung. Nach fast zwei Jahren zeigt sich, dass die Entscheidung zumindest keine falsche gewesen ist. Abschrecken lassen, hat er sich vor seiner Unterschrift auch nicht von den bereits erwähnten vielen Trainerwechsel.
Mit Hasan Ismaik, dem Investor des TSV 1860, führte Köllner allerdings in seiner Amtszeit noch kein persönliches Gespräch. „Dass das noch aussteht, ist zu Großteilen ja der Pandemie und den entsprechenden Reiseverboten geschuldet“, erklärt der Löwen-Trainer. Das fehlende persönliche Kennenlernen hinderte den Jordanier jedoch nicht daran, Köllner mit einer rührenden Geste zu überraschen. Nach dem Tod seines Vaters bekam der 1860-Trainer einen persönlichen Brief: „Er war sehr gefühlvoll geschrieben und keine, in Anführungszeichen, ‚normale Beileidskarte‘. Diesen Brief werde ich niemals wegwerfen.“
„Ich würde ihn als einen der letzten Typen im Fußball bezeichnen, nach denen man sich ja so oft sehnt.“
Generell scheint das Binnenklima bei den Sechzgern derzeit zu stimmen. Auch als zum Ende der letzten Saison Gespräche Köllners mit Austria Wien öffentlich wurden, habe das zu keinem Erdbeben im Klub geführt, beteuert er. Wichtig dabei war vor allem die Transparenz von Köllner: „Der Verein wurde von mir vorab in Kenntnis gesetzt, bevor das Thema dann leider öffentlich wurde. Ich wollte mir das einfach einmal anhören, Punkt Aus.“ Bekanntlich kam es nicht zum Wechsel.
Viel mehr konzentriert sich der Fuchsmühler auf die aktuelle Saison bei den Löwen. Nach dem Stotterstart in der Liga, schlugen die Blauen zuletzt mit dem Pokalcoup gegen Schalke 04 und dem 6:0-Sieg gegen Freiburg II in der Liga zurück. Ein Erfolgsrezept bei den beiden Siegen war auch die Startelf-Rückkehr von Kultstürmer Sascha Mölders. Für seinen Kapitän hat Köllner nur lobende Worte übrig: „Er ist schon ein außergewöhnlicher Mensch. Ich würde ihn als einen der letzten Typen im Fußball bezeichnen, nach denen man sich ja so oft sehnt.“
„Ich habe den Verein noch nicht einmal als Chaos-Klub erlebt, nicht einen Tag.“
Diese Sehnsucht der Fans hat wohl vor allem auch mit den nahbaren Lebensstil der ‚Wampe von Giesing‘ zu tun. Ein Lebensstil der den einen oder anderen Trainer auf die Palme bringen würde, nicht jedoch Köllner: „Was soll ich ihn also noch davon überzeugen, dass Weißbier und Wurstsemmel nach dem Spiel nicht das Sinnvollste sind oder ihn gar davon abhalten? Er kommt mit dieser Art der Lebensführung gut zurecht und am Ende geht es mir vor allem um seine Leistung.“ Und Leistung zeigte der 36-Jährige zuletzt wieder, nachdem er sich zu Saisonbeginn noch in einem Formtief befunden hatte.
Dass die Ergebniskrise der Löwen in der bisherigen Saison nicht zu einer größeren Trainerdebatte geführt hatte, liegt auch am Duo Gorenzel/Köllner. Alles an dem Führungsduo festzumachen, ist für den Cheftrainer dann aber zu einfach. Generell scheint Michael Köllner mit den Arbeitsabläufen bei seinem Arbeitgeber zufrieden zu sein: „Ich habe den Verein noch nicht einmal als Chaos-Klub erlebt, nicht einen Tag. Hier herrscht eine gute Diskussions- und Streitkultur, die uns weiterbringt und dabei hilft, trotz gelegentlicher Meinungsunterschiede auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. So muss ein Verein funktionieren.“ Damit die Beziehung zwischen dem TSV 1860 und seinem Cheftrainer weiterhin funktioniert, wäre das größte Geschenk seines Teams ein Sieg am Samstag beim Tabellenzweiten VfL Osnabrück.