Köllner scherzt über Co-Trainer Reisinger: „Nur ganz wenige werden sich an seine Tore erinnern“

Im Trainingslager des TSV 1860 herrscht gute Stimmung. Dazu tragen nicht nur die Löwen-Fans bei, sondern auch Trainer Michael Köllner mit kernigen Sprüchen.
Windischgarsten – Es ist ein wiederkehrender Gesang, der die Bewohner von Windischgarsten Nacht für Nacht in den Schlaf begleitet. Geschmettert wird der Giesinger Gassenhauer: „Auf die Löwen, auf die Löwen – Prost!“ Gefolgt von Gläserklirren. Epizentrum der 1860-Party ist der Kemmetmüller, ein zentral gelegenes Gasthaus gegenüber vom Rössl, das seine Fremdenzimmer meist schon im Frühjahr für anreisende Löwen-Fans blockt.
Was die norddeutsche Gemeinde Wacken für Heavy-Metal-Fans darstellt, ist Windischgarsten in Oberösterreich seit 2019 für den Anhang des TSV 1860: ein Mekka, das die weiß-blauen Pilger anzieht, nicht nur aus München-Giesing, auch aus Plattling, aus Regensburg, aus Vierkirchen-Pasenbach.

TSV 1860: Launiger Löwen-Trainer Michael Köllner beim Fanabend in Windischgarsten
Die engen Gassen, die Eisdiele, die anderen Gastrobetriebe – alles fest in weiß-blauer Hand. Auf jeden zehnten Einwohner der 2400-Seelen-Gemeinde im Traunviertel kommt seit Freitag ein Löwen-Fan. Sie säumen die Trainingseinheiten der Profis neben dem Hotel Dilly, nutzen die Pyhrn-Priel-Card für Ausflüge: Sie feiern sich und ihren Verein am Abend mit hausgebrautem Kemmet-Bier. Einige wenige schlugen auch über die Stränge, zündeten Pyros und randalierten, aber das Gros ist friedlich – und fröhlich.
Und natürlich sind die Fans da, wenn ihr Verein ruft – so wie am Sonntag. Nach dem obligatorischen Löwenrudel-Gruppenfoto in der Früh stand am Abend der ebenso obligatorische Fanabend auf dem Programm. Im Salettl beim Golfplatz hatte Hotelier Horst Dilly ein All-you-can-eat-Buffet aufgebaut (35 Euro pro Fan), dazu gab es Autogramme, Selfies mit den Spielern – und einen launigen Löwen-Trainer.

„Nur ganz wenige werden sich an seine Tore bei 1860 erinnern können...“
Michael Köllner stellte sich mit Mikro vor seine Mannschaft und landete einen Lacher nach dem anderen. Co-Trainer Stefan Reisinger, der Glücklos-Stürmer zu Zweitligazeiten? „Nur ganz wenige werden sich an seine Tore bei 1860 erinnern können . . .“ Der wegen eines Interviewtermins verspätet eingetroffene Jesper Verlaat? „Wir haben ihn wieder heimgeschickt.“ Auch Sturm-Neuzugang Joseph Boyamba sorgte für einen Schmunzler – indem er erklärte, warum er sich beim Gruppenfoto zum Pulk der Fans gestellt hatte: „Ganz einfach – weil ich selber ja auch Fan bin.“ Für die Profis galt übrigens null Promille. Die Schlagzeile dazu lieferte der Trainer selbst. „Köllner dreht den Bierhahn zu“, scherzte er. Vor dem Mannschaftsabend am Mittwoch sei nicht mal ein Schlummertrunk, früher nichts Verwerfliches, erlaubt.
Einige der jüngeren Fans reisten schon am Sonntag wieder ab, viele bleiben bis zum Ende des Camps am Donnerstag. Nächstes Jahr kommen sie wieder, denn 1860-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer verriet: „Unser Vertrag mit Windischgarsten läuft noch bis 2024.“ Nicht alle Bewohner werden glücklich darüber sein, die örtlichen Gasthäuser und Pensionen schon. Direkt nach den Löwen zieht übrigens Eintracht Frankfurt im Hotel Dilly ein, der amtierende Europa-League-Sieger. Zeit für neue Fangesänge, andere Farben werden den kleinen Luftkurort dominieren – in der Feuchtfröhlich-Wertung haben die Fans des Drittligisten aber ordentlich vorgelegt. (ULI KELLNER)