1. tz
  2. Sport
  3. 1860 München

Elfkampf um Platz 15 in der 2. Liga: So stehen die Chancen der Löwen

Erstellt:

Von: Uli Kellner

Kommentare

Gytkjaer
Zum Haare raufen: Gytkjaer traf in Aue nur den Pfosten – passend zur Lage bei 1860. © MIS

München – So ein Finale gab es noch nie in der 1974 eingeführten 2. Liga. Vier Klubs machen den Aufstieg unter sich aus, Dresden und Fürth bilden ein zweigeteiltes Mittelfeld – und alles, was südlich von Rang 6 steht, muss um den Klassenerhalt zittern, wobei den KSC nur ein Wunder vor dem Abstieg bewahren kann.

Beim TSV 1860 war am Montag Wunden lecken angesagt. Vitor Pereira gab seinen Profis frei – es gilt, sich nach dem K.o. von Aue (0:3) aufzurappeln, neue Kräfte zu sammeln, sich mental zu rüsten für ein nie dagewesenes Hauen und Stechen. Die Abstiegszone beginnt bei Platz 7 und schließt auch Klubs ein, die sich schon auf der sicheren Seite wähnten (Nürnberg, Bochum). Kellerkinder wie Aue dagegen schöpfen neuen Mut. Unsere Übersicht zeigt, wer im Elfkampf um Platz 15 die besten Karten hat.

 Heidenheim

Lage: Der letzte Sieg datiert vom 11. Februar, seitdem gab es nur Unentschieden und Niederlagen (jeweils vier). Nach außen ist die Stimmung wie immer entspannt, intern jedoch? „Da fragen Sie am besten Frau Schmidt“, rät ein örtlicher Beobachter. Frank Schmidt, ewiger Trainer des FCH, ist bekannt dafür, nicht gut verlieren zu können.

Vorteil: Vita und Erfolge sorgen dafür, dass Schmidt in Heidenheim Denkmal-Status genießt, der Klub würde mit ihm auch in die 3. Liga gehen. Richtig bedroht fühlt sich ohnehin keiner beim FCH, denn ein Sieg würde wohl bereits zur Rettung reichen.

Nachteil: Das mit dem einen Sieg sagt man sich seit vielen Wochen und dieser eine Sieg kommt einfach nicht.

 Nürnberg

Lage: Aufstieg in der Relegation verpasst, seitdem geht es abwärts – mit allen Club-typischen Zutaten. Die Unruhe ist groß, das Geld knapp, der beste Stürmer (Burgstaller) verabschiedete sich im Winter, bald darauf auch der Trainer. Alois Schwartz wurde nach der Derbypleite in Fürth durch U 21-Coach Michael Köllner ersetzt – mit bisher überschaubarem Erfolg.

Vorteil: Eigentlich sollte den Club mit seiner bewegten Geschichte nichts erschüttern. Nachteil: Aue am Samstag gilt als Schlüsselspiel. Setzt es das überschätzte Team in den Sand, dürfte dennoch das Nervenflattern beginnen.

 Sandhausen

Lage: Sieglos seit dem 4. Februar, doch jetzt geht es zum TSV 1860, wo die Sandhäuser häufig für Unruhe (und Trainerwechsel) gesorgt haben.

Vorteil: Der Dorfklub, seit 2012 zweitklassig, wird noch immer unterschätzt.

Nachteil: Der Klub ist den Fußballfans egal (s. Sympathie-Rangliste) – und beklagt eine fehlende Lobby. Fragwürdige Elfmeter-Entscheidungen beim 1:3 gegen Bielefeld geißelte Präsident Jürgen Machmeier als „Absicht“.

 Düsseldorf

Lage: Eigentlich läuft es beim Klub der Ex-Löwen Robert Schäfer und Friedhelm Funkel. Das Team wurde verjüngt, spielt offensiv und zeigt Moral wie beim 2:2 gegen Union (nach 0:2-Rückstand).

Vorteil: Der Teamgeist, von dem Trainerurgestein Funkel, 63, schwärmt: „Habe ich in der Form noch nie erlebt.“

Nachteil: Daheim läuft’s nicht. 14 Anläufe, drei Siege.

 Bochum

Lage: Nach Platz 5 im Vorjahr wollte sich der Revierklub verbessern. Aktuell ist der VfL Elfter, dennoch stellt keiner den kauzigen Trainer Gertjan Verbeek in Frage.

Vorteil: Vier der sechs ausstehenden Spiele finden im heimischen Stadion statt, wo es erst eine Niederlage gab.

Nachteil: Elf Spieler sind verletzt, zuletzt fehlte fast die gesamte Stamm-Defensivreihe.

 Würzburg

Lage: In der Rückrunde noch sieglos, doch zuletzt stand die Null wieder: 0:0 gegen Aufstiegsanwärter Hannover.

Vorteil: Bernd Hollerbach ist der Frank Schmidt von Würzburg: Aufstiegsheld (zweimal in Folge) und unantastbar.

Nachteil: Das Restprogramm ist hart: viermal auswärts.

 Kaiserslautern

Lage: Auch unter Korkut-Nachfolger Norbert Meier lief es bestenfalls mittelprächtig, bis mit dem 2:0 gegen formstarke Fürther die einsetzende Unruhe im Keim erstickt wurde. Ein Befreiungsschlag.

Vorteil: Beste Defensive der 2. Liga (26 Gegentreffer) und ein Restprogramm, das zur Selbstrettung einlädt – es geht gegen fünf direkte Rivalen.

Nachteil: Zweitschwächste Offensive der Liga (22 Tore).

Kommentar: Pereira und Ayre müssen sich nun in ungewohnter Rolle beweisen

 TSV 1860

Lage: Bis zur Nachspielzeit gegen den VfB Stuttgart sah alles nach vorzeitiger Rettung aus. Es folgten diverse Boenisch-Blackouts, die dem Punktekonto weh taten und Vitor Pereira nun herausfordern: Kann der Meistercoach auch Abstiegskampf?

Vorteil: Ein Sieg gegen Sandhausen am Ostersonntag – und alles ist erst mal gut.

Nachteil: Heimpleite gegen Sandhausen am Sonntag und es wird ungemütlich. Horrorvision: Eine erneute Relegation gegen Kiel (momentan Zweiter in der 3. Liga).

 Aue

Lage: Einserschüler Domenico Tedesco wird mit einigem Recht als Nagelsmann der 2. Liga gefeiert: Kam Anfang März und holte seitdem 13 von 15 möglichen Punkten.

Vorteil: Keiner kennt Abstiegskampf besser als Aue, zudem hat das Tedesco-Team einen beeindruckenden Lauf.

Nachteil: Momentan keiner.

 Bielefeld

Lage: Der vierte Trainer der Saison, Jeff Saibene (kam vom FC Thun), hat voll eingeschlagen: Drei Spiele, sieben Punkte. Er setzt auf Teamgeist und Disziplin, nimmt keine Rücksicht auf Namen (Klos auf die Bank), plötzlich ist die Arminia wieder dabei.

Vorteil: Der Aufsteiger hat sich nach holpriger Eingewöhnungszeit gefunden.

Nachteil: Sturmalternative Nöthe fällt mit Kreuzbandriss lange aus; happiges Restprogramm (VfB, Braunschweig).

Cassalette: „Haben es selbst in der Hand, das war letztes Jahr nicht so“

 St. Pauli

Lage: Alternative Methoden beim etwas anderen Klub: Ewald Lienen wurde selbst in tiefster Krise gestärkt – das scheint sich auszuzahlen.

Vorteil: Pauli war schon fast abgeschlagen (sechs Punkte nach 14 Spieltagen) und hat auch vor zwei Jahren das Feld von hinten aufgerollt.

Nachteil: Das Millerntor ist keine Festung: Erst 15 Heimpunkte, 2017 nur zwei Siege

Auch interessant

Kommentare