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Klappe auf, eklig sein! Neu-Löwe Dennis Erdmann pfeift auf alle Konventionen

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Von: Ludwig Krammer

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Nachbarn in der Eistonne: Sascha Mölders (l.) und Dennis Erdmann. Beide sind klassische Typen aus dem Westen.
Nachbarn in der Eistonne: Sascha Mölders (l.) und Dennis Erdmann. Beide sind klassische Typen aus dem Westen. © sampics / Stefan Matzke

Eines ist klar: Dennis Erdmann ist alles andere als angepasst und somit genau das, was der TSV 1860 aktuell braucht - einen weiteren, starken Typen wie Sascha Mölders. Die beiden verstehen sich schon jetzt bestens.

WindischgarstenIch kenne viele Menschen, die wirklich Wichtiges zu sagen hätten, aber sich aus Angst, in eine Schublade gesteckt zu werden, nicht trauen. Das ist für mich das Schlimme an der heutigen Zeit. Aber ich werde immer eine eigene Meinung haben. So bin ich erzogen worden.“ Das sagte Dennis Erdmann im Februar 2019.

Da haben sich die Löwen zweifellos einen echten Typen ins Boot geholt. Keinen Ja-Sager, keinen verhätschelten Pseudostar, keinen „Vollpfosten“, um Erdmann selbst zu zitieren. Dieser offene, erfrischend normale 28-Jährige aus dem rheinischen Braunkohlerevier könnte den Sechzigern tatsächlich den berühmten Tritt in den Allerwertesten verpassen, den Trainer und Fans in der vergangenen Saison so oft vermisst haben.

Dennis Erdmann und Sascha Mölders haben viel gemeinsam

Klappe auf, eklig sein. Was Sascha Mölders vorne erledigt, macht Erdmann hinten. In seinem ersten Testspiel gegen Basel habe er sich noch zurückgehalten, sagt der Abwehr-Mölders. Heute Abend gegen Linz soll’s anders ausschauen: „Ich bin nicht einer von vielen, ich will vorangehen. Während der 90 Minuten ist der Gegenspieler mein Feind, der eliminiert werden muss.“ Kein Wunder, dass sich die beiden Tattoo-Fans bei 1860 auf Anhieb bestens verstanden.

Erdmann und Mölders haben einen ähnlichen Werdegang. Beide spielten im Westen lange Zeit unterklassig, Mölders bei Wacker Bergeborbeck und Schwarz-Weiß Essen, Erdmann bei Blau-Weiß Kerpen, wo er als 18-Jähriger noch zehntklassig (!) kickte.

Dennis Erdmann: Emotionen wichtiger als Geld

Danach ging’s flott nach oben, über Schalke II zum damaligen Drittligisten Dynamo Dresden, weiter nach Rostock, Magdeburg und schließlich zu 1860, obwohl auch höher dotierte Angebote vorlagen. Geld sei halt nicht alles, sagt Erdmann. Sein glaubwürdig vorgetragenes Credo: „Mir bedeuten Emotionen mehr als ob ich irgendwo 10 000 Euro mehr im Jahr verdienen kann.“

Der charakterstarke Emotionsfußballer ist stolz, den harten Weg in den Profifußball gegangen zu sein. Seinen Sohn würde er „nie in ein NLZ schicken“, sagt Erdmann. Grund: „Da wird dir der Charakter abtrainiert.“ Eine durchaus strittige These – gerade bei einem Klub wie 1860, der sich lange Zeit über sein Nachwuchsinternat definiert hat.

Wird Erdmann zu Bierofkas neuem Liebling?

Mit deutlichen Worten werden die Verantwortlichen beim TSV 1860 künftig leben müssen. Einen Stromlinien-Profi wollten sie ja genau eben nicht. Gut möglich, dass sich Daniel Bierofka in Erdmann wiedererkennt.

Wie sagte der Neulöwe gestern zum Abschluss des Gesprächs im Teamhotel: „Es gibt Trainer, die schreien nur blöd herum, bei Daniel Bierofka hat alles Hand und Fuß.“ Schöne Grüße in die Vergangenheit.

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1860 nimmt seine Sorgen mit ins Trainingslager und muss vor Ort gleich einen Schock verkraften: Nico Karger hat sich verletzt und ist abgereist - droht ihm jetzt erneut eine längere Pause? 

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