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Köllner über 1860-Zugang Staude: „Er kann durch die Decke gehen!“

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Von: Uli Kellner

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1860-Sportchef Günther Gorenzel präsentiert Neuzugang Keanu Staude.
Neue Qualität für den Löwen-Kader: Keanu Staude (l.) mit Sportchef Günther Gorenzel. © -dpa

Dresdens Heimspiel gegen Bayern II wurde abgesagt - für den TSV 1860 die Chance, mit einem Heimsieg gegen Zwickau auf Platz eins zu klettern. Nicht für Sonntag, aber für den weiteren Aufstiegskampf ist Keanu Staude, 24, eingeplant. Trainer Michael Köllner erhofft sich eine Win-win-Situation: „Er ist ein Individualist wie Timo Gebhart. Er hat Lösungen, die nicht im Lehrbuch stehen.“

Hinter Stephan Salger liegt zweifellos die persönlich erfolgreichste Woche, seit sich der Abwehrmann vor der Saison dem TSV 1860 angeschlossen hat. Beim 3:0 in Magdeburg war Salger bester Mann auf dem Platz, Zu-null-Garant, Torschütze und zweifacher Vorbereiter. Gestern nun durfte sich der seit heute 31-Jährige seinen ersten Spielertransfer ans Revers heften. Dass Keanu Staude, 24, den Löwen-Kader verstärkt, ist auch ein Verdienst von Salger, der bei Arminia Bielefeld mit dem Angreifer zusammengespielt hat (2016 bis 2020). „Es ist normal, dass man sich vor so einem Transfer noch mal informiert“, sagte 1860-Trainer Michael Köllner: „Stephan Salger war da natürlich mein erster Ansprechpartner.“

In erster Linie hat sich Köllner aber auf sein Bauchgefühl verlassen – und auf ein „längeres Telefonat“ mit dem früheren Bielefelder. Das war umso wichtiger, als Staude in den Tagen der Transferanbahnung seine Vergangenheit eingeholt hat. Nicht die sportliche, die durchaus vorzeigbar ist: 86 Zweitligaspiele für die Arminia (sechs Tore), Bundesliga-Aufstieg, zwei Länderspiele für die deutsche U 20. Gemeint ist seine Eignung als Teamplayer, an der in den sozialen Medien Zweifel laut wurden, nachdem sich dort ein für Staude wenig vorteilhaftes Video verbreitet hat.

Streng genommen ist dieses Video ein Telefonat aus dem Mai 2018, geführt mit einem Freund von einst („Bruder“), ein unfreiwilliger Youtube-Hit, fast 106 000 Mal geklickt und angeteasert mit den Worten: „!!! SKANDAL!!! Keanu Staude lästert über eigene Mitspieler“. Köllner, der in allen Foren zu Hause ist, kennt dieses Video natürlich. In Nürnberg damals habe es für „einige Lacher in der Kabine gesorgt“. Auch Staudes alter und neuer Mitspieler Salger kommt in dem 90-Sekünder vor („Salgi labert mich voll“), doch frei nach Staude: „Was wollt Ihr eigentlich, hey?“ Die Löwen jedenfalls sind fest entschlossen, dem ausgebremsten Talent eine neue Chance zu geben, nachdem sein Vertrag bei Kickers Würzburg Anfang des Monats aufgelöst worden war.

Köllners knappe Meinung zur Charakterfrage: „Mich interessiert nicht, was vor, zwei, drei Jahren war. Für mich ist entscheidend: Was macht er in meiner Kabine?“ Sein Eindruck ist: „Das ist ein Junge, der guten Umgang benötigt. Deswegen denke ich, dass er zu uns passen wird.“

Marius Willsch versucht, Gegenspieler Keanu Staude zu stoppen.
Hiergeblieben: Im Finale des Totopokals sind sich Keanu Staude und die Löwen (hier Marius Willsch) schon mal begegnet. © Imago

Sportlich sowieso. Die Vorzüge, die Staude mitbringt, erinnern Köllner an Timo Gebhart, der die Löwen vor der Saison verlassen hat. „Keanu ist ein Spielertyp, der Dinge machen kann, die wir momentan nicht haben. Er hat Lösungen, die nicht im Lehrbuch stehen. Wenn du wie gegen Meppen (1:1) gegen einen Block anrennst, ist das besonders wichtig.“ Gefühlt liege noch eine komplette Rückrunde vor 1860. „Ein Spieler mit so einem technischen Vermögen tut uns einfach gut“, findet Köllner: „Wenn wir gut mit ihm arbeiten und er mit uns gut umgeht, dann kann das eine Win-win-Situation werden.“ Mehr noch: „Er ist ein Spieler, der durch die Decke gehen kann.“ Vorerst bis zum Ende der Saison haben sich die Löwen Staudes Dienste gesichert. Danach, so Sportchef Günther Gorenzel, „gibt es mehrere Möglichkeiten, die wir auch im Vertragswerk verankert haben“.

Für das Heimspiel gegen Zwickau ist Staude noch nicht eingeplant. Dafür hat 1860 ja wieder Sascha Mölders, der nach abgesessener Gelbsperre gesetzt ist. „Wir freuen uns, wenn unser ausgeruhter Kapitän den Rasen zum Glühen bringen wird“, so Köllner: „Wir brauchen Saschas Präsenz im Spiel – und seine Qualitäten als Torjäger.“

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