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Gorenzel nach dem Köllner-Aus: „Es geht nicht um eine Revolution...“

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Von: Uli Kellner

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TSV 1860 nach Köllner: Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel (l.) mit Co-Trainer Stefan Reisinger.
Das Duo, das den freigestellten Michael Köllner ersetzt: Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel (l.) mit Co-Trainer Stefan Reisinger. © Stefan Matzke / Sampics

Der Schlüssel für bessere Ergebnisse? Für Sportchef Gorenzel, der den freigestellten Michael Köllner als Trainer ersetzt, liegt er in den Köpfen der Spieler.

Kontrastprogramm beim TSV 1860. Seit November 2019 hatte vor Spieltagen Michael Köllner im Medienstüberl Platz genommen, hatte dort viel beachtete Pressekonferenzen gegeben, anfangs längere, gut gelaunte, später kürzere – die sportliche Talfahrt hinterließ auch hier ihre Spuren. Am Freitagmittag saß nun jener Mann vor der Sponsorenwand, der Köllner freigestellt hat, ihn am Sonntag in Oldenburg (13 Uhr, MagentaSport) ersetzen wird – und gleichzeitig seinen Nachfolger sucht. Der multiple Günther Gorenzel – für ihn selbst ist es eine Umstellung, für die Fragesteller auch.

Selten, dass ein Gorenzel ins Plaudern kommt. Eher gibt er sachlich Auskunft, zum Beispiel über sein Lieblingsthema: die Komplexität des Fußballs. Die Schlagworte „Balance“, „Gleichgewicht“ und „Fokus“ fielen bei seinem 40-minütigen Auftritt am Freitag nicht nur einmal. Gorenzels griffigste Aussagen, nachdem er nun zwei Tage Zeit hatte, intensiver mit der Mannschaft zu arbeiten: „Es geht nicht um eine Revolution oder darum, Grundsätzliches über Bord zu werfen. Sondern es geht darum, den Jungs den Glauben zurückzugeben, sie knallhart an ihre Stärken zu erinnern.“ An all die Qualitäten, die in den letzten drei Monaten der Köllner-Ära irgendwie verschütt gegangen sind.

40 Minuten Pressekonferenz ohne konkrete Aussagen

So viel zum Ansatz des Fußballlehrers Gorenzel. Wesentlich weniger auskunftsfreudig war der Österreicher, als die Pressevertreter – entgegen den Spielregeln – Fragen an den geschäftsführenden Sportchef Gorenzel richteten. Zum Beispiel als es um die Trainersuche ging, die Fans und Medien nun mal am brennendsten interessiert.

Am liebsten hätte Gorenzel jede Auskunft zum Thema verweigert. Tat er im Grunde auch – indem er Sachen sagte, die wie Antworten klangen, es aber wortreich vermied, Inhalte in diese Antworten zu packen. Stand der Dinge sei der: „Es bieten sich mehrere Dinge an, aber es wird jeder verstehen, dass ich hier keine großen Details nach draußen gebe.“ Auch die Diskussionen im Umfeld blende er aus, so gut das eben möglich sei. „Ich höre keine Namen und lese keine Namen“, stellte er klar und leitete geschickt zurück zu seinem Hauptanliegen: „Für mich ist entscheidend, dass wir uns auf das Spiel am Sonntag fokussieren.“

Es bieten sich mehrere Dinge an, aber es wird jeder verstehen, dass ich hier keine großen Details nach draußen gebe.

Sportchef Günther Gorenzel zur Trainerfrage beim TSV 1860.

Zurück zum Spiel in Oldenburg also. Viel Konkretes war auch da nicht aus Gorenzel herauszukitzeln. Unsere Redaktion weiß aber, dass sich Änderungen ankündigen. Wie berichtet setzt der Übergangscoach auf zwei Sechser (Tendenz: Rieder, Tallig) hinter dem Solo-Zehner Raphael Holzhauser (Stichwort: mehr Balance). Als gesichert gilt zudem, dass die Leitlöwen Marcel Bär und Jesper Verlaat ins Team zurückkehren. Neu ist, dass Verlaat an der Seite von Semi Belkahia im Abwehrzentrum verteidigen soll – weil Leandro Morgalla rechts hinten gebraucht wird, wo nach der Gelbsperre von Yannick Deichmann ein anderer Antreiber mit großem Kämpferherz nötig ist. Für Gorenzel steht fest: „Wenn alle fit sind, haben wir 20, 21 Startelfspieler, die in jeder anderen Drittligamannschaft gerne gesehen wären. Ich muss harte Entscheidungen treffen, die Dinge klar ansprechen. Das tue ich auch, denn nur so kann sich aus meiner Sicht ein Gleichgewicht einstellen.“

Gorenzel setzt auf die Leitlöwen Verlaat/Bär - und auf Morgalla rechts hinten

Klar wurde zudem, dass Gorenzel nicht nur von seinem eigenen Team eine hohe Meinung hat, sondern auch – zumindest offiziell – vom Gegner. Über Oldenburg, den spielstarken Aufsteiger, sagte er: „Sie attackieren hoch, wollen den Gegner rasch unter Druck setzen. Wir sind auf mehrere Szenarien vorbereitet.“ Laut Gorenzel sogar auf die speziellen Wetter- und Windbedingungen im Stadion am Marschweg.

Zum Schluss wurde er noch gefragt, ob 1860 für ihn – trotz der jüngsten Ergebnisse – ein Aufstiegskandidat bleibe. Dazu Gorenzel: „Der Fokus liegt auf dem Spiel am Sonntag, auf dem nächsten Pass und dem nächsten Zweikampf. Ich glaube, dass es uns guttut, wenn wir uns auf das nächste Spiel konzentrieren – und nicht auf das, was in vier Monaten passiert.“

Trainerfrage und Tabelle – bis Sonntag, 14.50 Uhr, ausgeblendet. Oder wie Gorenzel es ausdrückte, als er seine sprachliche Balance für einen Moment vergas: „Wir müssen unsere Entschlossenheit mit Brutalität durchziehen!“

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