Belek, hört man raus, hat bei Köllners Löwen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Wir haben ein sehr gutes Trainingslager hinter uns gebracht. Platzbedingungen und Wetter waren super“, sagte er bei der Pressekonferenz am Freitag, die Köllners alternative Wochenendbeschäftigung einleitete. Nicht die Skipisten hinabwedeln, sondern auf dem Giesinger Berg am Spielfeldrand stehen – beim ersten Punktspiel des Jahres gegen Wehen Wiesbaden (Samstag, 14 Uhr). Köllners Ausblick: „Wir hoffen, dass die Fans im anstehenden Jahr tolle, erfolgreiche Löwen erleben werden.“
Den Gegner aus Hessens Landeshauptstadt, zwei Plätze besser als in der Tabelle gestellt, sieht er als ersten Prüfstein an, aber noch nicht als Aufgabe mit schicksalhaftem Charakter. „Ich denke, es wird ein Spiel auf Augenhöhe, ein hart umkämpftes“, sagte Köllner: „Es ist für die nächsten Wochen richtungsweisend, keine Frage. Aber dieses eine Spiel wird nicht über Gedeih und Verderb in dieser Liga entscheiden.“ Erfreulich: Alle Profis bis auf Daniel Wein (Fuß) und Kevin Goden (Corona-Kontaktperson) sind fit, selbst Biankadi und Lang, die Belek-Teilzeitkräfte, hätten seit der Rückkehr aus der Türkei jede Einheit mitgemacht.
Wie Köllner in Belek erklärte, ist es sein Ziel, dem treuen Anhang die Zeit während des nicht enden wollenden Corona-Ausnahmezustandes zu versüßen. „Alle sollen ein Lebensgefühl kriegen, das positiv ist“, sagte er: „Gerade in dieser Sch... Pandemie ist es wichtig, dass Sechzig gewinnt – dann können da für manche Fans noch hundert Varianten kommen. So etwas treibt mich an.“ Bitter nur, dass die Fans das Spiel nicht live im Stadion verfolgen werden, sondern „an der Tankstelle, im Dönerladen“ – oder wo auch immer.
„Furchtbar schade“ findet Köllner den erneuten Ausschluss der Zuschauer und die Fortsetzung der Geisterspiele. Sportchef Günther Gorenzel neben ihm sieht es genauso, beließ es aber nicht beim Bedauern, sondern warf wie auf Knopfdruck Begriffe wie „Wettbewerbsverzerrung“ in die Runde – weil an anderen Standorten zumindest ein paar Kulissenfans in den Arenen zugelassen sind.
„Sie sprechen mir aus dem Herzen“, sagte Gorenzel an die Adresse des Stichwortgebers gerichtet: „Auf der einen Seite sind wir froh, dass wir in Pandemiezeiten unseren Beruf ausüben können. Fakt ist aber, dass wir im Fußball die Ersten waren, die tragfähige Hygienekonzepte entwickelt haben, die auch zwei Jahre top funktioniert haben – und wir jetzt wieder unterschiedliche Regelungen haben“, hervorgebracht durch den Föderalismus in Gorenzels Wahlheimat. Die Forderung des Österreichers: DFB und DFL müssen für Chancengleichheit sorgen, wahlweise „solche Dinge wie Kompensationszahlungen“ auf den Weg bringen. Denn: „Wir sind die nächsten Wochen sehr schmerzhaft davon betroffen.“ Und losgelöst vom Finanziellen: „1860 in Reingewalt“, so Köllner, gibt es nur mit Zuschauern.