VfB Hallbergmoos zwischen Himmel und Hölle: Auf erfolgreiche Relegation folgte desolate Hinrunde

Das Jahr des VfB Hallbergmoos lässt sich in zwei Phasen einteilen: die starke Rückrunde mit erfolgreicher Relegation und die katastrophale Herbstrunde.
Hallbergmoos – Es war ein Jahr zwischen Himmel und Hölle für den VfB Hallbergmoos. Und doch weiß der Verein längst, wie geil Bayernliga-Fußball ist. Der VfB war erst fast abgestiegen, rettete sich dann mit einer unfassbaren Frühjahrsrunde in die Relegation, meisterte diese in vier Spielen und steht zum Jahreswechsel wieder da, wo er 2022 begonnen hatte – mit dem Rücken zur Wand.
Januar
Nach der Entlassung des Aufstiegstrainers Gediminas Sugzda hatte der spielende Interimscoach Peter Beierkuhnlein den VfB wieder in die Spur gebracht. Nach neun Punkten zum Abschluss der Herbstrunde 2021 startete man das vergangene Jahr mit der Chance, zumindest die Relegation zu erreichen. Trotz des Aufschwungs unter Beierkuhnlein entschied sich der VfB in der Winterpause allerdings für einen Neuanfang: Mit Matthias Strohmaier verpflichtete die Klubführung einen jungen, ambitionierten Trainer, der selbst höherklassig gespielt hat – unter anderem beim FC Bayern II und 1. FC Schweinfurt. Er bildete mit dem intern aufgestiegenen Florian Brachtel und Alban Zinsou, der zuvor im Nachwuchsbereich bei Türkgücü München gearbeitet hatte, das neue Trainertrio. Keiner ahnte, dass zwei der drei im Dezember schon wieder Geschichte sein sollten am Söldnermoos.
Februar
Nach einer trotz vier Erfolgen eher wechselhaften Vorbereitung war der Auftakt der Frühjahrsrunde ein Kracher: Durch einen Traumfreistoß von Kapitän Andreas Kostorz gewann der VfB in letzter Sekunde mit 1:0 gegen Tabellenführer Hankofen, der später als Meister in die Regionalliga aufsteigen sollte. Die einstige Schießbude Hallbergmoos schien langsam zu verstehen, wie man hinten dicht macht.

März
Der VfB ist konkurrenzfähig, aber der Ertrag ist zu wenig. Es gab drei Unentschieden (0:0 in Pullach, 1:1 gegen 1860 II, 0:0 in Kottern) und zwei unglückliche 1:2-Niederlagen in Garching und Landsberg. Fünfmal war man auf Augenhöhe, kassierte nur fünf Gegentore, und dennoch reichte die Ausbeute nicht, um sich von den beiden direkten Abstiegsplätzen absetzen zu können.
April
Die Hallbergmooser Kicker haben sich zu einer der besten fünf Mannschaften der Rückrunde gemausert und setzten gewaltige Ausrufezeichen. Beim 0:0 in Kirchanschöring war ein Sieg möglich, und dann gab es Auswärtserfolge bei Schwaben Augsburg (2:1) sowie beim FC Ingolstadt II (2:1). Die Strohmaier-Truppe hat sich in den Relegationsrängen festgesetzt und war sogar auf Tuchfühlung zum direkten Klassenerhalt.
Mai
Der Schlussspurt hatte es in sich: Nach zwei Siegen und einer Serie von sechs Partien ohne Niederlage hatte man am letzten Spieltag noch die Chance auf den direkten Klassenerhalt. Allerdings hätte man den Tabellenzweiten Donaustauf besiegen und gleichzeitig auf eine Niederlage von Türkspor Augsburg hoffen müssen. Am Ende war das Theorie, auch wenn die Strohmaier-Elf beim 1:2 dem Vizemeister aus der Oberpfalz fast die Aufstiegsrelegation versaut hätte. So schloss der VfB die Punktrunde auf dem Relegationsrang 15 ab. Nach neun Punkten in der Vorrunde war man mit 30 Zählern in der zweiten Halbserie die Nummer vier des Rückrundentableaus. Somit ging der VfB mit Selbstvertrauen und der Favoritenrolle in die Entscheidungsspiele gegen den Abstieg.
Mai/Juni
Relegation ist die Zeit der großen Dramen, wenn ein Tor die Welt verändern und jede Niederlage den Untergang bedeuten kann. Mit dem SC Fortuna Regensburg hatte Hallbergmoos ein kniffliges Los gezogen, holte auswärts aber ein 2:2 und gewann in der Festung am Airport mit 3:0. Durch diesen Erfolg fühlte sich der VfB womöglich zu sicher. Auf dem Kunstrasenplatz im oberfränkischen Neudrossenfeld zahlte er den Preis über Überheblichkeit. Mit der schlechtesten Leistung des Halbjahres hätte man das Hinspiel haushoch verlieren können, am Ende hieß es aber 4:4. Im Rückspiel wurde wieder kontrolliert Fußball gespielt, und mit einem Kopfball von Andreas Giglberger war der Bayernliga-Klassenerhalt gesichert (1:0). Dennis Hammerl hatte zu seinem Karriereende im höherklassigen Fußball noch eine besondere Mission mit seiner Mannschaft: „Ich fahre nicht nur mit der Mannschaft nach Malle, ich bin der Reiseleiter.“
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Juli
Das zweite Bayernliga-Jahr begann folglich mit einer verkürzten Vorbereitung, einem stark veränderten Kader und der Hoffnung, sich in der Bayernliga etablieren zu können. Der Start ließ mit einem Sieg und drei Niederlagen punktetechnisch zwar zu wünschen übrig, die Leistungen gaben jedoch Zuversicht. Bei Topfavorit Landsberg führte man lange 1:0 und verlor erst durch zwei späte Tore (1:2). Das wichtige Match gegen Abstiegskandidat Türkspor Augsburg wurde klar gewonnen (3:1).
August
Die Euphorie ist verflogen. Hallbergmoos steckte früh tief im Tabellenkeller – einen Punkt vor Schlusslicht Rosenheim auf dem einzigen direkten Abstiegsplatz. Sportlich war man allenfalls teilweise konkurrenzfähig. Dazu kam mit dem 0:3 bei Kellernachbar Dachau 65 ein fußballerischer Offenbarungseid. Intern gab es – vorsichtig ausgedrückt – Gesprächsbedarf. Trainer Strohmaier: „Es ist nicht Fünf vor Zwölf. Es ist zwölf Uhr.“
September
Der Heimsieg im Derby gegen den Nachbarn aus Ismaning (2:1) war ein Festtag. In den restlichen drei Matches gab es drei 1:4-Niederlagen, bei denen der VfB völlig chancenlos war. Trainer Matthias Strohmaier war dementsprechend äußerst frustriert: „Wir müssen froh sein, mit Rosenheim eine noch schlechtere Mannschaft hinter uns zu haben.“
Oktober
Das 0:0 gegen Rosenheim war erbärmlich. Dazu gab es drei glatte Pleiten. Der VfB war weiter denn je davon entfernt, bayernligatauglich zu sein. Diesmal schlossen die Hallbergmooser die Herbstrunde sogar mit nur acht Zählern ab. „Natürlich war die Hinrunde eine Vollkatastrophe, das ist eine glatte Sechs“, sagte Sportlicher Leiter Anselm Küchle. Nach der erfolgreichen Relegation wähnte man sich zwei Schritte weiter in der eigenen Entwicklung. Küchle: „Alles andere als die Relegation ist nicht mehr realistisch.“

November
Nach der Suspendierung von Osaro Aiteniora, Monty Mendama, Berin Brzovic und Marcel Sieghart war klar, dass der Baum brennt. Trainer Matthias Strohmaier machte deutlich, dass man im Team falsche Entscheidungen getroffen hatte, stellte sich aber vor Küchle: „Dass die Neuzugänge ein Griff ins Klo waren, ist nicht alleine seine Schuld.“ Mit zwei Unentschieden sendete die Mannschaft Lebenszeichen, um dann allerdings mit dem 1:4 bei Türkspor Augsburg im Duell Drittletzter gegen Vorletzter vollumfänglich zu versagen. Diese Saison ist die neuerliche Relegation das Höchste der Gefühle.
Dezember
In der Winterpause kam es zum großen Knall: Verein und Coach trennten sich, nachdem das Thema während der Runde kleingehalten worden war. Der zwischenzeitlich arg frustrierte Strohmaier warf nicht hin, und der Verein atmete die Chancenlosigkeit weg. Damit hatten die drei Trainer vom vergangenen Januar alle neue Aufgaben. Zinsou landete wieder bei Türkgücü München. Strohmaier möchte erst einmal den Kopf frei bekommen und dann die nächsten Schritte Richtung Profifußball gehen. Brachtel war im Januar der interne Aufsteiger, der nun noch weiter aufsteigt. Er soll in der Frühjahrsrunde als neuer Cheftrainer das zweite Relegationswunder vollbringen. nb
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