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Strohmaier: „Es ist mir nicht gelungen, das Feuer der vergangenen Rückrunde zu entfachen“

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Von: Moritz Bletzinger

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Matthias Strohmaier war für 36 Spiele Cheftrainer beim VfB Hallbergmoos.
Matthias Strohmaier war für 36 Spiele Cheftrainer beim VfB Hallbergmoos. © Imago Images / Sven Leifer

Matthias Strohmaier spricht über das Ende beim VfB Hallbergmoos. Im Interview erinnert sich der 28-Jährige an Highlights und blickt voraus.

Hallbergmoos - Zwei Relegations-Runden überstand Trainer Matthias Strohmaier im vergangenen Sommer mit dem VfB Hallbergmoos-Goldach. Zuerst setzte sich der 28-Jährige mit seiner Mannschaft gegen den SV Fortuna Regensburg (2:2, 3:0) durch, ehe nach dem 4:4 beim TSV Neudrossenfeld im Hinspiel mit dem 1:0-Heimsieg am 4. Juni endgültig der Klassenerhalt geschafft war.

Sechs Monate später ist der ehemalige Junioren-Nationalspieler nicht mehr im Amt. Nach zehn Punkten in 21 Partien wurde der Vertrag beim Vorletzten der Bayernliga Süd in beiderseitigem Einvernehmen nach dem letzten Spiel vor der Winterpause aufgelöst. Im Interview blickt Strohmaier auf seine Zeit zurück und spricht über seine Pläne für die Zukunft.

Wie geht es dir mit etwas Abstand, bist du enttäuscht nach deinem Aus beim VfB?

Enttäuscht bin ich nicht, eher stolz und dankbar, weil ich viele Nachrichten erhalten habe - vor allem Dank für das Wunder aus der vergangenen Saison. Das freut mich natürlich sehr, dass das Geleistete nicht vergessen wurde. Das ist nicht selbstverständlich.

Es hieß, der Fanclub hätte bereits Wochen vorher Angst gehabt, dass du hinwirfst. Hattest du den Gedanken?

Die Situation der anhaltenden Ergebnis- und teilweise auch Leistungskrise war neu für mich, da ich bis dato in meiner noch jungen Trainerlaufbahn erfreulicherweise vom Erfolg verwöhnt war. Man macht sich in solchen Phasen natürlich seine Gedanken, aber Aufgeben und den Verein inmitten der Saison hängen zu lassen, war nie eine Option für mich. 

„Wir haben die Situation und Entwicklungen der Hinrunde offen analysiert.“

Matthias Strohmaier über die einvernehmliche Trennung.

Wie kam es zu dem Gerücht?

Ich glaube, es hat mit der großen Sympathie des Fanclubs meiner Person gegenüber zu tun. Nicht nur aufgrund des großen Erfolgs aus der vergangenen Rückrunde, sondern wegen meiner sehr leidenschaftlichen Art und Arbeit für den VfB habe ich eine sehr große Wertschätzung gespürt. Als wir beispielsweise vorübergehend auf den letzten Tabellenplatz gerutscht sind, bekam ich Sprechchöre. Das war schon einzigartig und etwas ganz Besonderes für mich. Aus Sorge entstand im Sommer das Gerücht, dass ich den Verein nach der Relegation verlassen würde. Ich wurde mehrfach darauf angesprochen. Ich hatte es aber nie wirklich vor, auch wenn einige Anfragen da waren. 

Ihr habt euch einvernehmlich getrennt. Wie lief das Gespräch ab?

Anselm Küchle (sportlicher Leiter, Anm. d. Red.) und ich haben immer einen engen Austausch gepflegt. Er wusste über meine Gefühlslage stets bestens Bescheid. Wir haben die Situation und Entwicklungen der Hinrunde offen analysiert. Wir kamen zu dem Entschluss, dass eine Trennung für beide Seiten zum jetzigen Zeitpunkt besser ist. Das gehört leider zu dem Geschäft. 

„Man muss auch ehrlich sagen, dass es mir nicht mehr gelungen ist, dieses Feuer und den Spirit wie in der vergangenen Rückrunde zu entfachen.“

Matthias Strohmaier.

War dein Verhältnis zum VfB Hallbergmoos besonders eng? Andere Klubs hätten vielleicht schon früher die Reißleine gezogen.

Ja, wir sind füreinander durchs Feuer gegangen und haben mit dem Klassenerhalt nach einer herausragenden Runde und einer unvergesslich dramatischen Relegation etwas geschafft, was uns eigentlich keiner mehr zugetraut hat. Das schweißt zusammen und verbindet für immer. Nach der kurzen Vorbereitung und dem großen Umbruch mit insgesamt 17 Neuzugängen war uns die Schwere dieser Aufgabe mit möglichen Turbulenzen bewusst. Im Laufe der Hinrunde kamen nicht planbare Widrigkeiten wie z.B. der Ausfall von zwischenzeitlich 14 Spielern und vielen Leistungsträgern hinzu. Das große Vertrauen weiß ich zu schätzen, aber letztendlich muss man auch ehrlich sagen, dass es mir nicht mehr gelungen ist, dieses Feuer und den Spirit wie in der vergangenen Rückrunde zu entfachen. 

War es besonders bitter, gegen deinen Ex-Klub Türkspor Augsburg zum letzten Mal an der Seitenlinie zu stehen?

Das ist der Fußball. Letzte Saison trat ich bei Türkspor auf Tabellenplatz 3 zurück und übernahm das abgeschlagene Schlusslicht. Zum Saisonende hätten wir fast noch Türkspor überholt und sie auf den Relegationsplatz geschoben. So ist eben der Fußball.

Was hast du deinem Nachfolger Florian Brachtel mit auf den Weg gegeben?

Die Situation ist für die Mannschaft und ihn nicht neu, da ich durch meine A-Lizenz-Ausbildung in der Hinrunde alle vier Wochen in der Sportschule Hennef war. Flo und ich haben bereits in diversen Auswahlmannschaften miteinander gespielt, uns verbindet mittlerweile eine sehr gute Freundschaft. Dieses emotionale Jahr hat diese Bindung nochmal verstärkt. Deshalb wünsche ich ihm nur das Beste und den Klassenerhalt mit dem VfB. 

„Ich verspüre keinen großen Druck, sofort wieder eine Mannschaft übernehmen zu müssen.“

Matthias Strohamaier konzentriert sich auf seine Trainerausbildung.

Wie geht es für dich weiter?

Ich verspüre keinen großen Druck, sofort wieder eine Mannschaft übernehmen zu müssen. Ich bin in den nächsten Monaten mit der A-Lizenz-Ausbildung sehr eingespannt. Als Mitglied im Trainerteam der bayerischen Landesauswahl stehe ich oft mit einer Mannschaft auf dem Platz und roste somit auch nicht ein (lacht). 

Könntest du dir vorstellen, bis dahin auch erstmal „nur“ Spieler zu sein? 

Letzte Saison habe ich beim Dritten aufgehört und beim Letzten übernommen. Das hätte ich mir nach meinem Rücktritt in Augsburg nicht vorstellen können. Aber die Gespräche mit Anselm Küchle haben mich so überzeugt, dass ich es gemacht habe. Deshalb sag niemals nie. Bei einer spannenden Anfrage will nichts ausschließen, aber mein Fokus liegt auf meiner persönlichen Weiterentwicklung als Trainer. 

„Das wird mich als Trainer langfristig stärken.“

Matthias Strohmaier über Höhen und Tiefen seiner bisherigen Trainerkarriere.

Du hast jetzt mit 28 Jahren bereits viel Erfahrung gesammelt. Wohin kann die Reise gehen?

Fußball ist nicht planbar. Ich stand mit 18 im Bundesligakader des FC Augsburg. Mit 25 war ich bereits spielender Co-Trainer in der Regionalliga. Es kommt im Leben oftmals anders als man denkt. Es ist eine Kunst, sich immer wieder den Entwicklungen anzupassen und neue Ziele zu setzen. Ich konnte bei meinen ersten beiden Stationen als Cheftrainer schöne Erfolge feiern und habe jetzt auch mal eine negative Phase erlebt. Das wird mich als Trainer langfristig stärken. Wichtig ist, dass mir der Trainerjob extrem viel Spaß macht und ich eine große Gier verspüre, mich weiterzuentwickeln. Ich freue mich auf die Reise mit all seinen Höhen und Tiefen. 

Würde dich der Sprung in den Profibereich als Co-Trainer reizen?

Natürlich. Ich will ich die nächsten Wochen dazu nutzen, mich bei tollen Trainerpersönlichkeiten weiterzuentwickeln und zu lernen. Wenn jemand sagen würde, „Mach doch Co-Trainer bei mir“, wäre das ein sehr guter nächster Schritt, weil man sich in nächster Nähe eines Top-Trainers über einen längeren Zeitraum sehr gut entwickeln kann. (Interview: Moritz Bletzinger)

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