Homophobie-Unterstützung: Eigentor von Mazraoui
Bayern-Profi Noussair Mazraoui solidarisierte sich mit einem Spieler, der einen Aktionstag gegen Homophobie boykottierte. Ein fatales Zeichen, wie tz.de-Redakteur Antonio Riether kommentiert.
Noussair Mazraoui, seit dieser Saison in Diensten des FC Bayern, solidarisiert sich mit Regenbogen-Boykottierer Aboukhlal. Dabei ist er in Mitteleuropa geboren und aufgewachsen, sollte mit den Werten der demokratischen Gesellschaft also vertraut sein. Der Rekordmeister hat sich entgegen der eigenen Vorgaben womöglich mit einem charakterlich schwachen Menschen verstärkt, meint Redakteur Antonio Riether.
Noussair Mazraoui solidarisiert sich mit Regenbogen-Boykottierer Aboukhlal
In der französischen Ligue 1 lief am vergangenen Wochenende eine Kampagne gegen Homophobie. Einige Spieler weigerten sich daraufhin, mit Rückennummern in Regenbogenfarben aufzulaufen. Einer von ihnen war Zakaria Aboukhlal vom FC Toulouse. Der marokkanische Nationalspieler setzte gar ein Statement ab, argumentierte mit „persönlichen Überzeugungen“, betonte paradoxerweise jedoch, dass er jeden Menschen – unabhängig von Präferenzen, Geschlecht oder Glauben – respektiere.
Sein Nationalmannschaftskollege und Bayern-Profi Noussair Mazraoui solidarisierte sich neben anderen Spielern entschieden mit Aboukhlal. „Gott segne dich, Bruder“, schrieb der 25-Jährige unter das Statement und versah seinen Kommentar mit zwei Herz-Emojis. Während der Kommentar bald 7.000 Likes sammeln konnte, ließ er viele Fans jedoch kopfschüttelnd zurück.

Noussair Mazraoui: Legt der FC Bayern wirklich „großen Wert“ auf Charakter?
Denn Mazraoui ist ein 25-jähriger junger Mann, der in Leiderdorp, einer Gemeinde zwischen Amsterdam und Den Haag – ausgerechnet dem Ort, an dem im wahrsten Sinne Menschenrechte durchgesetzt werden – geboren wurde. Die Niederlande gilt als liberales Land für die Queer-Rechte und Gleichstellung. So verwundert es, dass gerade ein junger Sportler seine Bekanntheit nutzt, um sich gegen Weltoffenheit einzusetzen. Auch Aboukhlal ist gebürtiger Niederländer.
„Persönlichkeit, Mentalität, Charakter ist Teil unseres Scoutings. Unser Trainer und ich legen da großen Wert drauf“, sagte Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic im Jahr 2020 über die Suche nach geeigneten Spielern. Bei Mazraoui hätte man also wohl etwas genauer hinsehen müssen, denn mit den Werten, die der Verein nach außen trägt, haben die Worte des Defensivspielers nichts zu tun.
Noussair Mazraoui handelt klar gegen die formulierten Werte des FC Bayern
„Der FC Bayern hat beim Thema Homosexualität eine klare Haltung: Niemand soll sich wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken müssen“, stellte Präsident Herbert Hainer im Mai 2021 klar. Der Verein, bei dem im Übrigen homosexuelle wie heterosexuelle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt sind, solle als „schützendes Umfeld“ fungieren. Toleranz und Vielfalt seien „wesentliche Bestandteile des gelebten Selbstverständnisses des FC Bayern“, so der 68-Jährige damals.
Auffällig ist, dass nicht nur Aboukhlal, sondern auch seine Unterstützer in den Kommentaren auf Instagram ihre Abneigung gegen den Aktionstag gegen Homophobie mit ihrem Glauben rechtfertigen.

Falsches Zeichen an die Kollegen: Spieler wie Mazraoui verhindern Coming-Outs anderer Profis
Nicht nur bei Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des FC Bayern, sondern auch bei seinen direkten Kollegen wird Mazraouis vorgetragene Weltanschauung wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wahrscheinlich im negativen Sinne. Denn noch immer leiden vor allem homosexuelle Fußballprofis an den Vorurteilen und der Angst vor den Reaktionen auf ein Coming-out. In Deutschland gibt es auch im Jahr 2023 keinen Spieler, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt.
Wenn nicht einmal die eigenen Kollegen genug Menschlichkeit an den Tag legen, um einem gesellschaftlichen Problem wie Homophobie entgegenzutreten, sich sogar indirekt an der Ausgrenzung beteiligen, wird wohl auch in Zukunft kein Profi den Entschluss fassen, sich zu outen.
Mit religiös begründeter Homophobie ist niemandem geholfen. Im Gegenteil, Mazraoui macht es seinen Glaubensgenossen und Kollegen, die für eine tolerante Welt einstehen, nur noch schwerer. (ajr)