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Lahms Alleingang: Was läuft denn da bei Bayern?

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Von: Sven Westerschulze

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München - Der Alleingang von Philipp Lahm überraschte nicht nur die Vereinsbosse. Was läuft denn da bei den Bayern? Die tz fasst die Umstände und die Folgen des Lahm-Entschlusses zusammen.

Der Auftritt von Philipp Lahm sorgte für eine Menge Wirbel – obwohl er erst nach dem 1:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg stattfand. Der Kapitän des FC Bayern bestätigte die Spekulationen um sein vorzeitiges Karriereende, nur wenige Minuten nachdem Uli Hoeneß genau diese noch ins Reich der Fabeln verwiesen hatte. „Ich habe den Verantwortlichen Bescheid gesagt, dass ich am Ende der Saison aufhören werde, Fußball zu spielen“, erklärte Lahm gegen 23.15 Uhr am Dienstagabend in der Mixed Zone der Allianz Arena. Eine Viertelstunde zuvor hatte Hoeneß in der ARD noch gesagt: „Er hat Vertrag bis 2018 und den hat er nicht gekündigt.“ Der Präsident wurde genauso wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge von dem Alleingang des 33-Jährigen überrumpelt. Was läuft denn da bei den Bayern? Die tz fasst die Umstände und die Folgen des Lahm-Entschlusses zusammen.

Wie kam es zu dem Chaos von Dienstagabend? Lahm wurde auf die Gerüchte um seine Person angesprochen und verriet, dass er erst noch die Aufsichtsratssitzung vom Montag abwarten wollte, bevor er seine Entscheidung bekannt gibt. „Erstmal ist es so, dass es Gespräche gab. Am Ende der Gespräche habe ich für mich beschlossen, dass es für mich jetzt nicht der beste Zeitpunkt ist, beim FC Bayern danach einzusteigen“, erklärte Lahm nach der Partie gegen den VfL und bestätigte damit einen Bericht der Sport Bild. Dass Rummenigge sich die Verkündung unter anderen Umständen gewünscht hätte, ließ er in einer Pressemitteilung durchblicken. „Bis gestern sind wir davon ausgegangen, dass es zu dieser Entscheidung eine gemeinsame Erklärung Philipp Lahms und des FC Bayern geben wird.“ Auch Hoeneß hatte damit gerechnet, „ab Mittwoch zu bereden, wie wir verfahren“.

Wie reagieren die Bayern-Bosse? Glücklich

FC Bayern München, Philipp Lahm
Philipp Lahm am Mittwoch Vormittag im Kraftraum. Er wirkt gelöst und entspannt – endlich ist die Zukunftsfrage beantwortet. © Philipp Lahm am Mittwoch Vormittag im Kraftraum. Er wirkt gelöst und entspannt – endlich ist die Zukunftsfrage beantwortet.

sind diese über Lahms Verhalten nicht, abgesprochen war dessen Vorpreschen keinesfalls. „Ich wollte die Regeln des Miteinanders einhalten und in aller Ruhe besprechen, wie wir an die Öffentlichkeit gehen“, erklärte Hoeneß gestern Mittag der Funke Mediengruppe, weshalb er die Meldung am Vorabend noch dementiert und dabei (zwangsläufig) eine ziemlich unglückliche Figur abgegeben hatte. Dennoch versicherte er: „Für Philipp Lahm bleibt die Tür bei uns offen.“ Fast mit dem gleichen Wortlaut ließ sich wenig später auch Karl-Heinz Rummenigge in der Pressemitteilung zitieren, sein Unmut über Lahms Alleingang war aber ungleich größer. „Der FC Bayern München ist überrascht über das Vorgehen Philipp Lahms und seines Beraters“, so der 61-Jährige, der Lahm gerne als neuen Sportdirektor inthronisiert hätte.

Wie geht es für Lahm ab Sommer weiter? Bislang ist immer spekuliert worden, dass der Weltmeister seinen Vertrag nur ein Jahr vor dem fixierten Ende 2018 beenden würde, um in die Chefetage des Rekordmeisters aufzusteigen. Jetzt macht Lahm schon im Sommer Schluss und freut sich anschließend auf seine neue Aufgabe als „Privatier. Ich kann mich noch mehr um andere Dinge kümmern, ich kann mich selbst ein bisschen umschauen, umhören, mich mit anderen Leuten treffen. Dann wird man weitersehen.“

Warum nimmt er keinen Job in der Führungsetage an? „Ich will keine Details von unseren Gesprächen preisgeben. Eins war klar: Ich hätte nicht sofort angefangen. Es hätte einen kleinen Break gegeben, das hätte ich auch gebraucht, um mich vorzubereiten“, verriet Lahm. Die Bayern sollen ihm den Posten als Sportdirektor vorgeschlagen haben, wie ihn schon Christian Nerlinger ausfüllte. Vorstandskompetenzen wie Matthias Sammer hätten die Münchner Lahm nicht eingeräumt. „Bei uns im Aufsichtsrat sitzen Dax-Vorstände. Für die kommt nicht infrage, dass jemand ohne Berufserfahrung im Vorstand anfängt“, ließ Hoeneß wissen. Lahm aber wollte mit den Bossen auf Augenhöhe diskutieren, seine Vorstellungen selbst durchsetzen können.

Was waren die Gründe für Lahms Enschluss? „Ich sehe meinen Führungsstil in der Art, dass ich jeden Tag immer das Beste gebe, jedes Training, jedes Spiel. Ich glaube, dass ich fähig bin, das bis zum Ende der Saison noch abzuliefern, aber nicht darüber hinaus. Deswegen ist dann für mich einfach klar, dass ich am Ende der Saison aufhören werde“, sagte der Kapitän zu den Gründen für seine Entscheidung.

Sven Westerschulze, Manuel Bonke

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