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Amerika, Asien, Australien: Der FC Bayern erobert die Welt

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Von: Andreas Werner

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Carlo Ancelotti und der FC Bayern werden vermehrt im Sommer nach Übersee fliegen.
Carlo Ancelotti und der FC Bayern werden vermehrt im Sommer nach Übersee fliegen. © MIS

New York - Zum zweiten Mal war der FC Bayern nun in den USA. Der deutsche Rekordmeister sieht sich dort etabliert. Mittlerweile liegen Anfragen aus aller Welt vor.

Karl-Heinz Rummenigge kann sich heute noch erinnern, dass der FC Bayern zu seiner aktiven Zeit auch schon durch die USA getingelt ist. Über 30 Jahre ist das nun her. Kurioserweise, sagt der heutige Vorstandschef, waren die Stadien auch damals voll, obwohl der Fußball in den Staaten noch mehr als in unserer Zeit ein unbekanntes Flugobjekt gewesen ist und man mit Namen wie Rummenigge nichts anfangen. Geschweige denn sie unfallfrei aussprechen konnte. Dass alles ausverkauft war, war ein Kniff: Die Bayern tourten durch Kalifornien, die Stadien waren ausschließlich mit Mexikanern gefüllt, die Fußball lieben. „Und wir haben drei Mal in Folge da gegen die Nationalmannschaft von Mexiko gespielt.“

Rummenigge schüttelt da selbst den Kopf bei solchen alten Geschichten. Dass sich alles grundlegend geändert hat, sah man nicht zuletzt ihm gestern an. Zum Abschluss der USA-Reise der Münchner hatte der Klubchef noch einmal extra das rote Shirt mit dem Anzug vertauscht, auf dessen Brust die Marketing-Experten des Klubs das Vereinswappen und die Flagge der Staaten auf Höhe des Herzens plakativ kombiniert haben. Mit dem zehntägigen Trip sei man „super zufrieden“, bilanzierte Rummenigge, „wir sind spät dran – aber wir sind in den USA angekommen“.

Positives Fazit aus den USA

Die Eindrücke, die der Klub mit nach Hause nimmt, zeichnen tatsächlich ein Bild, das nur ein positives Fazit zulassen kann. Bei den Spielen in Chicago und Charlotte war der Zuspruch enorm, „und Uli Hoeneß wäre vor Freude in die Luft gesprungen, wenn er das gesehen hätte“, so Rummenigge: über 90 Prozent der Zuschauer in den beiden Stadien trugen rote Trikots. Dass die Gunst der Anhänger beim abschließenden Spiel gegen Real Madrid in New York etwas differenzierter verteilt war, trübt die Bilanz kein bisschen. Hinter den Kulissen schloss man Partnerschaften, dinierte mit politischen Entscheidungsträgern, sinnierte mit Sportexperten und bekam überall zu hören: So professionell wie ihr geht keiner den Markt an.

Das wird sehr wohl registriert – nicht nur im Gastgeberland. Die Bayern werden, das ist beschlossen, Sommer für Sommer auf Reisen gehen, um neue Geldquellen zu erschließen. In ein paar Wochen eröffnen sie in Shanghai ein Büro, das in New York hat sich binnen zwei Jahren etabliert. Ob die nächste PR-Tour nach China geht, muss noch erörtert werden. „Wir haben Anfragen aus Australien, Asien, nicht nur China“, sagte Rummenigge, der am Winterprogramm nicht rüttelt: Da bleibt es bis auf weiteres bei den Trainingslagern in Katar, dort steht der Fußball im Vordergrund.

Internationalisierung bleibt der Kern der Strategie

In den USA erwägen die Bayern hingegen eine weitere Stufe. Eine Kooperation mit einem ansässigen Erstligisten sei denkbar, so Rummenigge, aber nicht im Stile von Manchester City, das mit vielen Millionen den Ableger New York City installiert hat. So eine Satelliten-Konstellation wollen sich die Münchner nicht leisten, aber der Austausch von Know-how und Trainern könnte Programm werden.

Die Internationalisierung bleibt Kern der Strategie der Bayern. „Wir werden da nicht auf halber Strecke stehenbleiben“, sagte Rummenigge. Können sie auch gar nicht – zumindest nicht, solange man sich in einer Spirale befindet, die von Transferirrsinn und Termindruck angekurbelt wie nie zuvor in der Geschichte des Fußballs. Mit Sorge erneuerte Rummenigge gestern den Appell an FIFA und UEFA, die Belastung der Spieler zurückzufahren. Sonst habe man bald US-Verhältnisse, die schwer bezahlbar sind. Dieser Tage unterhielt er sich in New York mit Vertretern aus der Sportwelt in den Staaten. Rund 60 Profis in einem Kader seien da fast normal, weil das Programm so hart und die Verletzungen daher so zahlreich sind.

Wird die Spirale nicht bald gestoppt, sind die Bayern immer akuter in der Pflicht, weltweit Stadien zu füllen. Gut, dass inzwischen nicht mehr bloß die fußballverrückten Mexikaner kommen.

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