Warum spielt Müller nicht mehr von Anfang an? Bayern-Trainer Tuchel liefert die Antwort
Der FC Bayern hat mit dem Sieg bei Werder Bremen einen kleinen Schritt in Richtung Meisterschaft getan. Thema des Abends aber war Thomas Müller.
Bremen/München – Ohne Thomas Müller! Das war die große Schlagzeile vor dem Spiel des FC Bayern bei Werder Bremen.
Nicht nur unzählige Fans dürften sich abermals gewundert haben, warum der Bayern-Star nicht in der Start-Formation von Thomas Tuchel stand. Auch Lothar Matthäus konnte dies nicht verstehen und sah diesbezüglich Probleme auf den Deutschen Rekordmeister zukommen.
Thomas Müller | |
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Geburtsdatum: | 13. September 1989 (33 Jahre) |
Verein: | FC Bayern München |
Position: | Hängende Spitze |
Marktwert: | 18 Millionen (Quelle: trasfermarkt.de) |
Warum spielt Thomas Müller nicht mehr? Bayern-Coach Tuchel liefert eindeutige Antwort
„Mit dieser Situation kann er nicht zufrieden sein“, sagte der Sky-Experte vor dem Anpfiff: „Es verwundert mich, dass er wieder nicht von Anfang an dabei ist.“ Natürlich war auch nach der Partie der abermalige Müller-Verzicht von Coach Tuchel das große Thema.
Doch der Bayern-Trainer lieferte klare Antworten auf die Frage, warum der 33-Jährige nur in zwei der letzten sechs Spiele des FC Bayern in der Startformation stand. Darüber hinaus bat der 49-Jährige um eine Sache in Bezug auf Müller.
Das Sky-Interview von Thomas Tuchel nach dem 2:1-Erfolg beim SV Werder Bremen im Wortlaut.

Thomas Tuchel (Trainer FC Bayern) nach dem Spiel bei Sky über...
... seine Ansprache nach dem Sieg in der Kabine: „Sie war ganz ruhig. Jetzt können wir zwei Tage durchatmen. Dann startete der Steigerungslauf und am Samstag kommt das nächste Spiel.“
... seine Einschätzung zum Spiel: „Wir waren immer souverän – bis auf die letzten fünf Minuten. Letztlich war es ein gutes Auswärtsspiel, wir hätten es früher zumachen können, früher das 3:0 erzielen können. Wir haben sehr ruhig gespielt. Es war ein verdienter Sieg.“
... die Folgen des zweiten, wichtigen Sieges in Folge: „Ich spüre Vertrauen in jedem Spiel, das wir gewinnen und zu Null spielen – oder so wie heute – beinahe zu Null spielen. Wenn das aber die Chancen sind, die wir zulassen, dann sind wir auf einem guten Weg. Die Bälle fliegen ja in Serie gerade rein bei uns aus 25 Metern. Aber die Mannschaft spürt, dass sie stabil ist, dass sie ein Spiel kontrollieren könnte, dass sie wenig Konterchancen zulässt. Das ist gerade die Basis am Ende der Saison: Stabilität. Ich will die Jungs auch nicht überfrachten mit neuen Sachen. Ich will die Jungs auf die Position stellen, wo sie sich wohlfühlen und dann sollen sie einfach machen. Weil sie‘s können, wir haben einen guten Charakter in der Mannschaft.“
... seine Wunsch-Nummer-Neun, die im Sommer kommen soll: „Ich weiß gar nicht, ob‘s die gibt. Also, sie gibt‘s, aber ich glaube, die sind nicht auf dem Markt für uns. Falls wir das machen sollten, dann kommt da auch Druck auf die Personalie, damit muss er dann auch noch umgehen. Das kommt ja neben dem Wirtschaftlichen auch noch dazu. Ich glaube, man kann auch mit einer Doppelspitze viele Tore schießen. Klar, können wir giftiger spielen. Wir hatten viele Halbchancen heute, da waren wir nicht zwingend genug. Kingsley kann da zulegen, Sadio kann da zulegen. Den Strafraum noch giftiger besetzen und auch mit dieser Mannschaft noch klarere Torchancen rausspielen.
... seinen Traum-Stürmer: „Er muss groß sein, sau schnell sein und 25+ Tore schießen – und nix kosten. Ablösefrei!“ (lacht)
... Thomas Müller, der in den letzten sechs Partien nur zwei Mal begann: „Ich weiß gar nicht, ob man bei Bayern was auslöst oder bei Ihnen hier am Tisch? Wir haben in Mainz mit ihm gespielt, dann war er zuletzt zwei Spiele nicht in der Startformation, auch weil er die ganze Zeit Rückenprobleme mit sich rumschleppt. Wir haben jetzt der gleichen Mannschaft vertraut und nur Leon ersetzt. Das waren jetzt zwei Spiele und ihr Kollege fragt mich, ob ich das Karriereende von Thomas Müller einläute. Da geht‘s auch ein wenig um Maßhalten. Es waren zwei Champions-League-Partien dabei, das waren besondere Spiele.“
... Müller, der mit seiner Erfahrung dem Team sehr viel geben könnte: „Der Respekt muss gewahrt bleiben, ich habe Riesen-Respekt vor Thomas Müller. Aber da geht es auch um Respekt gegenüber den Spielern, die beginnen. Es sitzen ja noch andere auf der Bank. Wir müssen uns alle daran gewöhnen, dass es solche Entscheidungen gibt. So wie Thomas sie im Moment hinnimmt, ist es sensationell. Ich weiß, dass er eine besondere Rolle einnimmt. Die bekommt er auch von mir, ich hoffe, dass er das auch spürt. Er bekommt sie auch von mir in dem Feedback, das ich mir von ihm hole. Das wird sich dann auch nicht immer nur in Spielminuten messen lassen. Es ist nicht ganz so groß, wie es hier wieder gemacht wird.“
... Müllers Fähigkeiten, eine Mannschaft zu führen, sie zu lenken und ihr Stabilität zu geben: „Ja, fünf Ausrufezeichen! Aber dass wir alle in der Situation sind, da ist ja Thomas Müller auch dabei gewesen. Ich liebe Thomas Müller. Aber Thomas war ja jetzt auch dabei, dass es jetzt knapp ist. Er kam ja nicht aus einer Verletzung zurück, aber ja. Ich versteh‘s ja. Das Maß ist ein bisschen verloren gegangen.“
... das Wichtigste im Saisonendspurt: „Vertrauen und Zuspruch. Es ist Ende der Saison. Da werden keinen neuen Sachen erfunden, wir werden keinen neuen Stil mehr erfinden, keine neue Grundordnung erfinden. Wir machen das, in dem wir uns wohlfühlen und das kleine Pflänzchen, das pflegen wir jetzt. Wir machen das alles Schritt für Schritt und haben jetzt vier Punkte Vorsprung. Dann schauen wir mal, was passiert. Der ganze Fokus wird sein, mit der gleiche Energie wie heute. Wir brauchen die Jungs von der Bank. Wir brauchen Thomas, Leroy, der es heute entschieden hat. Jetzt, die letzten drei, vier Spiele gibt‘s kein Ego mehr, das muss jetzt draußen bleiben. Bei allem Verständnis für alles, aber jetzt müssen wir‘s über wirklich noch über die Ziellinie bringen, das sind wir uns schuldig.“ (smk)