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Pfaff: "Wäre heute gerne ein Bayern-Profi"

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Von: Michael Knippenkötter

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Jean-Marie Pfaff im ­Olympiastadion: Hier feierte er seine größten Erfolge. © imago sportfotodienst

München - Bayerns Kult-Keeper der 1980er-Jahre, Jean-Marie Pfaff, feiert heute 60. Geburtstag. Im tz-Interview spricht der Belgier über sein Talent, sein Alter und sein Verhältnis zu Uli Hoeneß.

Herr Pfaff, Ihre Frau ist schon ganz gestresst. Sie muss im Moment unzählige Anrufe für Sie entgegen nehmen. Wie schlimm ist es denn wirklich?

Pfaff: Es ist der Wahnsinn. Aus Frankreich rufen die Leute an, aus Belgien, aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Was ist denn los? Ich werde doch nur 60.

Das ist doch doch ein besonderer Geburtstag! Ist es ein schöner Tag für Sie?

Pfaff: Ja, das ist immer ein schöner Tag. Das Alter spielt für mich keine Rolle, Gesundheit spielt eine Rolle! Ich fühle mich noch sehr jung. Ich habe kein Problem mit dieser Zahl.

Ist es für Torhüter nicht ohnehin schlimmer, wenn sie 37, 38 oder 39 werden?

Pfaff: Gute Frage. Es stimmt schon, wenn man Ende 30 ist, will man eigentlich immer weiter machen, Tore verhindern, Tore schießen – was man so macht als Fußballer. Mit 60 muss man froh sein, dass man überhaupt noch mitspielt im Leben, dass man noch überall dabei ist. Ich habe aber damals kein Problem damit gehabt, mit 37 wusste ich, dass ich keine 20 mehr bin, dass die Zeit zum Aufhören gekommen ist. Und jetzt erlebe ich so viele schöne Momente!

Erzählen Sie mal.

Pfaff: Ich habe drei wunderschöne Töchter! Ich habe sechs Enkelkinder! Das ist ein Geschenk vom lieben Gott, was ich da bekommen habe. Es ist das schönste für mich, wenn ich als Opa meine Enkel abholen kann. Wissen Sie, so war es schon immer in meiner Karriere: Erst kam die Familie, Fußball war das Hobby. Und nun kümmere ich Vollzeit um die Familie, muss die Kleinen zur Schule bringen, zum Fußball-Training, muss immer zuschauen…

Klingt nach mehr Stress als zu Profi-Zeiten.

Pfaff: Oh ja! Aber es ist gesunder und schöner Stress. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben, ich sehe es genauso positiv wie Udo Jürgens. Und danach geht es ja erst mit 66 richtig los.

In einem Playboy-Interview haben Sie mal gesagt, „Sex vor dem Spiel ist nicht die ideale Kombination“, da müsse man sich im Griff haben. Diese Sorgen haben Sie hinter sich gelassen.

Pfaff: Habe ich das so gesagt? Was ich meinte, war wahrscheinlich, dass man sich voll auf seinen Job konzentrieren und andere Dinge ausblenden muss. Schließlich ist man dem Verein, für den man spielt, und den vielen Fans, etwas schuldig. Das hat was mit Professionalität zu tun.

Uli Hoeneß hat gesagt, Sie seien eine große Persönlichkeit, aber zu Ihrer Zeit bei Bayern war es auch nicht immer einfach mit Ihnen. Wie hat er das gemeint?

Pfaff: Ich war immer ein Mensch, der seine Meinung gesagt hat. Das galt vor allem auf dem Platz! Ich konnte mir nicht erlauben, viele Tore zu kassieren. Deswegen musste ich meine Abwehr einstellen. Da war ich sicher sehr direkt, vielleicht hat der Uli das gemeint. Er war ja selbst einer von denen, die auch mal unbequeme Dinge angesprochen hatten, genau wie früher Beckenbauer oder Breitner. Das sind die Typen gewesen, die die anderen mitgerissen haben.

Wie war das denn damals, als Uli Hoeneß Sie zum FC Bayern holen wollte? Ein Manager, der nicht mal zwei Jahre älter war als Sie.

Pfaff: Uli war schon immer ein Mann mit einem klaren Ziel vor Augen. Wir hatten damals ein sehr angenehmes Gespräch im Interconti in Düsseldorf, Pal Csernai war auch dabei. Kurz danach hat Uli mich mit meiner Frau in einem Café in Köln abgeholt und meinte, wir sollten ein paar Meter weiter hinter ihm gehen bis zum Privatjet, der uns nach München gefolgen hat. Er hatte sich schon damals ein Täuschungsmanöver für die Medien überlegt. In München haben wir dann hart verhandelt, wie echte Männer.

Haben Sie gut verdient?

Pfaff: Ich war zufrieden. Es war nicht so wie heute, aber das war nicht schlimm. Ich bin noch heute einfach stolz, dass ich das Trikot des FC Bayern tragen durfte. Und ich bin froh, dass die Bayern von heute noch größer sind als wir damals. Auch wenn das natürlich viel mit dem Privatfernsehen, dem Pay-TV, dem Internet und so weiter zu tun hat. Was von damals geblieben ist seid ja nur ihr, die Zeitungen.

Und so manche Frage – wie die nach Ihrem ersten Spiel. Sie Müssen verstehen, Ihr Fehlgriff ist in Erinnerung geblieben.

Pfaff: Ja, ja verstehe. Ich habe immer gesagt, und dabei bleibe ich auch heute: Es war ein Unfall. Ich bin damals rausgekommen und wollte den Ball in der Luft schnappen. Aber der Augenthaler ist mit seiner rechten Hand gegen meinen Ellbogen gekommen. Damit war ich völlig raus aus der Balance und der Ball ist von meinem Daumen ins Tor gegangen. Blöde Sache.

Aber es hat nicht geschadet im Nachhinein.

Pfaff: Nein. Am Flughafen auf dem Weg zurück kamen Uli Hoeneß und Paul Breitner zu mir und haben mir Mut zugesprochen. Das war sehr wichtig für mich. Ein paar Tage später haben wir gewonnen, zu Null. Da fing meine Karriere an.

Sie haben schon angedeutet, wie sich das Geschäft verändert. Wären Sie heutzutage gern Profi beim FC Bayern?

Pfaff: Oh ja, sehr gerne! Diese Bayern gefallen mir richtig gut! Wir haben ja noch im Olympiastadion gespielt, und nun gibt es diese Arena. Das ist großartig. Aber es ist vorbei für mich. Trotzdem: Ich verfolge die Bayern, ich verfolge Manuel Neuer. Der Junge macht es sehr gut, auch in der Nationalmannschaft. Ich bin sicher, er wird eine tolle WM spielen.

Im Finale gegen Belgien?

Pfaff:  Ja, vielleicht. Aber dann gewinnen die Belgier (lacht).

Das nehmen wir mal als kühnen Geburtstagswunsch hin. Wie begehen Sie Ihren Ehrentag?

Pfaff: Im kleinen Kreise mit der Familie. Erst schön frühstücken, dann am Nachmittag kommen die Enkel von der Schule. Das wird schön.

Dann wünschen wir Ihnen alles Gute!

Pfaff: Vielen Dank! Und grüßen Sie den Uli Hoeneß. Wenn er es noch schafft einen Elfmeter zu schießen, stelle ich mich ins Tor! Das wäre super!

Interview: Michael Knippenkötter

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