Wehe, wer die Bayern ärgert ...

München - Mit einer fantastischen Leistung fegen die Bayern über den FC Arsenal hinweg und machen deutlich, dass die Niederlage im Hinspiel nur ein Ausrutscher war. Das Achtelfinale in der Champions League ist nur noch Formsache.
Spätestens seit seinem Eistonnen-Autritt vor dem ZDF-Mikro im Sommer 2014 weiß man: Per Mertesacker hat immer recht. Sollte diesmal nicht anders sein. Nach der 0:2-Pleite in London erwartete der Weltmeister der Gunners „wütende Bayern“, was angesichts des Wirbelsturms in Fröttmaning vielleicht sogar etwas untertrieben war.
Denn die Bayern nahmen den FC Arsenal nach allen Regeln der Kunst auseinander. Lewy, Müller und Alaba legten den Londonern bereits in Hälfte eins drei Eier ins Nest, Robben und wieder Müller setzte in den zweiten 45 Minuten noch zwei drauf. Nach Girouds Ehrentreffer stand es am Ende 5:1 – und hätten die Gäste nicht Petr Cech im Kasten gehabt, die Gunners hätten danach wohl geschlossen den Teampsychologen aufsuchen müssen. Fakt ist: Der FCB führt die Gruppe F mit neun Punkten an, Arsenal steht mit drei Zählern als Letzter vor dem Vorrunden-Aus. Und Pep ist so glücklich im rosaroten FCB-Universum, dass die lang ersehnte Verlängerung seines 2016 auslaufenden Vertrages immer näher rückt.
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Der Unterschied zum Hinspiel im Emirates war offensichtlich: Diesmal entschieden sich die Gunners nicht für eine Mauertaktik, sie wurden von den Roten quasi dazu gezwungen. Gleich nach zehn Minuten der erste Streich. Thiago mit einem Gedicht an Flanke vor den Fünfer, Lewy nickt die Pille im Umfallen rein. 1:0. Keine Minute später lag das Ding zwar wieder im Bayern-Kasten, der Ausgleich zählte aber nicht. Özil hatte den Ball mit dem Unterarm in den Kasten befördert.
Was folgte, war eine Folge von Das Imperium schlägt zurück. Auf Bayerisch, wohlgemerkt. Thiago spielte zur Abwechslung mal wieder wie Thiago, also ohne Hackespizteeinszweidrei. Von Costa und Coman waren bisweilen nur noch Kondensstreifen auf den beiden Außenbahnen zu sehen und Müller machte das, was er eben immer macht. Müllern. Die 29. Spielminute: Flanke Lahm von rechts, Coman ist selbst für den Ball zu schnell und trifft ihn nicht richtig, worauf die Kugel Müller vor die Treter fliegt und von dort in Cechs Kasten. 2:0 – was war das noch vor zwei Wochen?
Spätestens da bemühten die Kommentatoren wieder einmal die oft gebrauchte Handballmetapher. Bayern im Um-den-Sechzehner-Pass-Modus, allerdings ohne ihren Kreisläufer Lewandowski zu finden. War auch nicht nötig. Alaba war ja auch da. Überall.Und zündete das Ding eben mal aus 25 Metern in den Winkel. Halbzeit. Bayern machte sicha auf den Weg in die Kabine, Arsenal erst mal ins Sauerstoffzelt.
Die Luft hielt genau bis zur 54. Minute. Pep holte Coman vom Feld, für ihn kam – bzw. sprintete – Arjen Robben aufs Feld. Dann sprintete er einmal die Linie rauf. Sprintete in den Sechzehner. Und machte nach feiner Alaba-Vorlage mit seinem ersten Ballkontakt das 4:0. Von dort an sprintete er weiter zum Jubellauf, bis ihn David Alaba irgendwann stoppte. Arjen Robben wäre wohl am liebsten ewig weitergesprintet, so viel Bock hatte der Holländer.
Zu diesem Zeitpunkt wirkte die Wenger-Truppe in etwa so wie Evander Holyfield nachdem Mike Tyson ihm ein Stück Ohr abgebissen hatte. Es tat weh. Und wie. Aber wann sind Boxer nochmal am gefährlichsten? Richtig. Wenn sie taumeln. Gute 20 Minuten vor Schluss stahl sich Alexis Sánchez nach vorne, hob eine Flanke in den Sechzehner, wo Javi Martínez nicht eng genug an Olivier Giroud dran war, der zum 1:4 verkürzte.
Wie sagt man so schön: Ergebniskosmetik made in England. Mehr nicht. Denn das, was der Rekordmeister gestern im „Stadion am Kurt-Landauer-Weg“ veranstaltete, war Dampfwalzenfußball made in Bavaria – das 5:1 nach einem satten Thomas-Müller-Strahl (89.) inklusive. Also nichts wie rein in die Eistonne, Mister Mertesacker!