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Bayerns AfD-Chef: „Uli Hoeneß kann gut austeilen. Wir auch“

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Von: Franz Rohleder

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Bayerns AfD-Chef Petr Bystron antwortet auf die Kritik von Uli Hoeneß an seiner Partei.
Bayerns AfD-Chef Petr Bystron antwortet auf die Kritik von Uli Hoeneß an seiner Partei. © dpa

München - Uli Hoeneß attackierte die AfD in einem tz-Interview. Nun antwortet Bayerns-AfD-Chef Petr Bystron auf die Kritik des Bayern-Präsidenten.

In einem zu Silvester veröffentlichten Interview machte FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß einen neuen Gegner aus: Dieses Mal nicht im sportlichen Bereich. Sondern im Bereich des Politischen. Waren zuvor die Parteien links der Mitte (insbesondere die SPD) oftmals Ziel von verbalen Attacken des FCB-Präsidenten, so knöpfte er sich in diesem Interview die AfD vor. „Ich bin der Meinung, dass alles getan werden muss, um diese Leute zu entlarven“, forderte Hoeneß. Für ihn sind die AfD-Politiker nichts als „Besserwisser“, die bis heute keine echte Alternative aufgezeigt hätten.

Hoeneß Attacken gegen Politiker blieben in der Vergangenheit nicht unbeantwortet. So rechnete unter anderem der frühere Münchner OB und SPD-Politiker Christian Ude in einem „Spiegel“-Interview im Frühjahr 2014 mit seinem langjährigen Kritiker ab. Er stellte den Bayern-Präsidenten als geldgierig und selbstgerecht hin und betonte: „Hoeneß konnte den Hals nicht vollkriegen.“

Nun äußert sich auch Petr Bystron, Landesvorsitzender der AfD in Bayern und Bundestagskandidat, zur Kritik von Uli Hoeneß. Im Interview mit unserer Online-Redaktion antwortet er auf die Vorwürfe des Bayern-Präsidenten - und bietet Hoeneß ein öffentliches Gespräch an.

Herr Bystron, Uli Hoeneß ist ja in einem Interview mit der tz recht hart mit der AfD ins Gericht gegangen. So ist die AfD seiner Meinung nach „eine Partei, die so tut, als würde sie den Finger in die Wunde legen. Aus meiner Sicht haben sie bis heute allerdings noch keine einzige Alternative aufgezeigt. Für mich zählen ihre Politiker auch nur zu den Besserwissern, nicht den Bessermachern." Ganz unrecht hat er ja nicht, oder? Immerhin hat sich die AfD ja noch nicht für eine Regierungsbeteiligung angeboten.

Petry Bystron: Das sind ja gleich drei Punkte auf einmal! Natürlich legen wir den Finger in die Wunde, genau das ist die Aufgabe einer Oppositionspartei. Die Altparteien unterscheiden sich bei den wichtigsten Fragen ja gar nicht mehr voneinander. Es ist egal, wer gerade regiert und wer auf der Oppositionsbank sitzt, an der Politik ändert sich nichts.

Und was sagen Sie denn konkret zu den „Besserwisser“-Vorwürfen?

Bystron: Dass wir von der AfD nicht nur vieles besser wissen, sondern dass wir auch „Bessermacher“ sind, haben wir längst eindrucksvoll bewiesen. Die AfD gab es vor drei Jahren noch gar nicht – wir alle haben in unseren Berufen reüssieren müssen. Schauen Sie sich nur die Qualität an, die wir in den Vorständen versammelt haben – solche Leute nehmen sich die Altparteien für teures Geld als Berater. Lebensferne Kreissaal-Hörsaal-Plenarsaal-Karrieren wie in den Altparteien gibt es bei uns nicht.

Zeigen Sie denn wirklich alternative Lösungen auf? Oder leben Sie nur vom Protest gegen die Regierungspolitik?

Bystron: Wir sollen keine alternativen Lösungen aufzeigen? Nun, unser hundertseitiges Programm ist voll davon. Ich haben Verständnis dafür, dass Herr Hoeneß es nicht gelesen hat - es gehört auch kaum zur Ausstattung der Bibliothek in Landsberg. Dass es ihm aber entgangen ist, wie die Altparteien unsere Forderungen übernehmen, überrascht mich schon ein wenig. Das Wahlprogramm der CSU besteht in den Bereichen Zuwanderung und innere Sicherheit gänzlich aus Forderungen der AfD, für die wir in den letzten Monaten öffentlich laut gekämpft haben. Und selbst die SPD will nun ein Einwanderungsgesetz nach kanadischem Vorbild – ein Vorschlag, den wir bereits 2013 gemacht haben. Das kann ihm doch nicht entgangen sein, selbst wenn er in der Zeitung nur den Sportteil lesen sollte.

AfD-Chef: „Ich lasse mich gerne von Herrn Hoeneß in einem Gespräch ‚entlarven‘“

Uli Hoeneß hält es für wichtig, die AfD zu entlarven. Was sagen Sie denn dazu?

Bystron: Super! Ich lasse mich gerne von Herrn Hoeneß in einem Gespräch „entlarven“. Egal ob in einer kleinen Runde auf der Säbener Straße, bei einer Podiumsdiskussion oder im Fernsehen. Wissen Sie, genau so reden die Altparteien-Politiker. Seit drei Jahren fordern sie, man müsste die AfD „argumentativ stellen“. Und wenn sie dann dazu die Gelegenheit haben, flüchten sie aus den Talkshows oder machen Druck auf TV-Sender, damit sie uns wieder ausladen. Ist auch klar warum: sie müssten sich erstmal das eigen Versagen eingestehen. Da ist es einfacher, uns über die Medien zu diffamieren.

Auf der Facebook-Seite der AfD wird Hoeneß - in Anspielung auf die legendäre Trapattoni-Rede - als "schwach wie eine Flasche leer" bezeichnet. Die Kritik des "CSU-Aushängeschilds" sei parteipolitisch motiviert. Sind zwischen der AfD und Hoeneß nun die Fronten verhärtet?

Bystron: Nein, warum sollten die Fronten verhärtet sein? Herr Hoeneß kann gut austeilen. Wir auch. Wenn er sich traut, seiner Verbal-Attacke auch ein Gespräch folgen zu lassen, bin ich sicher, dass er viele Punkte an der AfD entdecken wird, die ihm gefallen werden.

So wie die Russland-Politik? Uli Hoeneß spricht im Interview ja auch einen Punkt an, in dem er der AfD eigentlich entgegenkommt. So wendet er sich gegen eine "Anti-Russland-Stimmung" in Deutschland und eine extreme Russland-Kritik. Das entspricht doch auch ihrem Parteiprogramm.

Bystron: Ja, das ist ein gutes Beispiel. Wir als AfD kämpfen seit Anfang an gegen die völlig unsinnigen Russland-Sanktionen. Diese schaden unserer mittelständischen Wirtschaft. Als erste waren die Milchbauern und Fleischproduzenten betroffen, viele davon aus Bayern. Deren Exporte sind schlagartig eingebrochen. Das weiß auch Uli Hoeneß als Fleischunternehmer.

Auch sonst gilt: Russland und Deutschland sollten partnerschaftlich miteinander umgehen. Ideologisch angestachelte Feindschaften schaden den Menschen sowohl bei uns, wie in Russland. Aber in unserem Programm finden sich auch viele andere Stellen, die Herrn Hoeneß gefallen würden, da bin ich mir sicher. Gerade in der Wirtschafts-und Steuerpolitik.

Übrigens: Uli Hoeneß leistet als Manager großartige Arbeit. Es ist zum großen Teil sein Verdienst, dass der FC Bayern international zu den Top-Clubs gehört.

Diskutiert Uli Hoeneß mit der AfD? „Ich kann ihm den Ball nur vorlegen.“

Glauben Sie, dass Herr Hoeneß Ihr Angebot zu einem Gespräch annehmen wird?

Bystron: Warum denn nicht? Er kritisiert ja selbst, dass sich viele Menschen heutzutage nur an schnelllebigen Headlines orientieren und sich nur oberflächlich Informieren, anstatt in die Tiefe zu gehen. Wenn er das ernst meint, würde ihm das Gespräch sicher Spaß machen. Aber: Ich kann ihm den Ball nur vorlegen. Reinmachen muss er ihn schon selbst.

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