“Die Chance für Talente ist groß“
Wooyeong Jeong (18/Südkorea), Joshua Zirkzee (16/Niederlande), Ryan Johansson (17/Luxemburg), hinzu kommen Louis Poznanski (16) von Werder Bremen und Maximilian Lebedev (17) aus Stuttgart - in der U 19 und U 17 hat der FC Bayern seit der Campus-Eröffnung ordentlich aufgerüstet.
Aus Sicht der Roten absolut nachvollziehbar. Immerhin spielen diese beiden Altersklassen eine entscheidende Rolle dabei, dem Transfer-Wahnsinn die Münchner Antwort zu geben: Talente entwickeln statt Superstars kaufen und in den Nachwuchs investieren statt einen Rekordtransfer nach dem anderen tätigen - so soll die rote Zukunft aussehen. Ob das reicht, um auf Dauer mit den Paris Saint-Germains, Manchester Citys oder FC Barcelonas dieser Welt mithalten zu können? Wenn es nach Bayern-Präsident Uli Hoeneß geht, gibt es nur eine Antwort: Ja!
„Natürlich haben wir die Aussagen und die Erwartungshaltung registriert und stellen uns gerne dieser Herausforderung. Wenn man ein neues, hochmodernes Nachwuchsleistungszentrum baut, dann ist klar, um was es geht: Spieler für unsere Profi-Mannschaft auszubilden. Dass es schwierig ist, das ist kein großes Geheimnis. Aber: Es ist möglich“, sagt Holger Seitz im Gespräch mit der tz.
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Der U 17-Trainer gilt als äußerst akribisch, denkt 24/7 an Fußball - das schätzen sie beim Rekordmeister. Wenn er hört, wie viel Hoffnung Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in den Bayern-Nachwuchs setzen, denkt er weniger an Druck: „Ich empfinde die Aussagen von Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß als total motivierend. Die Chance, den Schritt zu den Profis zu schaffen, ist da! Und ich bin der Meinung, sie ist größer als in den vergangenen Jahren. Das versuchen wir, unseren Spielern auch entsprechend zu vermitteln. “
In seiner U 17 hat Seitz einige vielversprechende Talente: Oliver Batista Meier zum Beispiel. Der Deutsch-Brasilianer hat in der B-Junioren-Bundesliga in elf Spielen bereits 16 Mal getroffen und elf Tore vorbereitet. Darum läuft er auch schon für die U 19 auf. Poznanski kam erst im Winter aus Bremen. Beim FCB sind sie wegen seines robusten Körpers und der Athletik schon jetzt begeistert. Zirkzee und Johansson holten die Münchner wegen ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten aus dem Ausland an den Campus.
Eine Sonderbehandlung gibt es für sie nicht. Seitz: „Da ist auf und neben dem Platz kein Unterschied, warum auch? Die Ablösesummen für bestimmte Spieler spielen in unserer Arbeit überhaupt keine Rolle.“
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Der U 17-Coach weiter: „Trotzdem ist es mir bewusst, dass ich mit den Spielern, die bei uns am Campus im Internat ihren Lebensmittelpunkt haben, mehr Gespräche zu führen habe, als mit einem Spieler, der nach dem Training in seine Familie zurückkehrt, wo er sein soziales Umfeld vorfindet. Einfühlungsvermögen ist hierfür entscheidend, alle Antennen ausfahren, um zu registrieren, wenn ein Spieler aus dem Internat emotional durchhängt.“
Manuel Bonke
Barcas Bauernhaus
La Masia, das Bauernhaus, heißt die Nachwuchs-Schmiede des FC Barcelona. Von 1979 bis Oktober 2011 schwitzten die Talente der Katalanen tatsächlich in einem unscheinbaren, rustikalen Bau unweit des Camp Nou. Es folgte der Umzug in einen modernen Glasbau.
Statt 600 Quadratmetern steht dem Barça-Nachwuchs jetzt die zehnfache Fläche zur Verfügung – das ließ sich der Klub rund neun Millionen Euro kosten. 83 Talente können dort untergebracht werden und lernen das Kurzpassspiel Tiki-taka.
Ein Name ist mit der Nachwuchsarbeit der Katalanen untrennbar verbunden: Johan Cruyff. In seinen acht Jahren als Barça-Coach beförderte der Niederländer 29 Nachwuchskräfte in die erste Mannschaft, führte ein einheitliches Spielsystem ein.
Größter Erfolg: 2010 waren mit Lionel Messi, Andres Iniesta und Xavi ausschließlich Masia-Absolventen unter den Top 3 der Weltfußballerwahl.
ManCity klotzt
Auch in Sachen Nachwuchsförderung kleckert Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan nicht, er klotzt! Der Klub-Besitzer von Manchester City ließ ein neues Trainingszentrum errichten, seit Ende 2014 arbeiten die Talente dort für den Traum vom Profi-Fußball.
Für 250 Millionen Euro bekam City u.a. 16 Plätze mit unterschiedlichen Graslängen, ein Stadion für 7000 Zuschauer und Vier-Sterne-Schlafräume. Außerdem gibt’s eine Shopping-Mall, eine Tram-Station und eine Schwimmhalle.
Bis zu 500 Nachwuchskicker werden in der Manchester City Academy für den Sprung in den Profi-Kader ausgebildet, bisher ohne Erfolg. Statt auf die eigenen Talente zu setzen, verpulverte Pep Guardiola in den letzten zwei Transfersommern über 500 Millionen für externe Neuzugänge. Weil die Qualität der Akademie (noch) nicht reicht.
Bester Beweis: einziger Nachwuchsmann in Peps aktuellem Profi-Kader ist Brahim Diaz. Der 18-jährige Spanier kam mit 13 aus Malaga zu City...
Kameras bei RB
Dass man bei Red Bull keine Kosten scheut, dürfte hinlänglich bekannt sein. Schlappe 33 Millionen Euro ließ sich RB Leipzig die im Jahr 2015 eröffnete Talentschmiede kosten. Auf sechs Hektar stehen sechs Fußballfelder, die Gebäude bieten auf einer Fläche von fast 14 000 Quadratmetern alles, was das Fußballerherz begehrt. 48 Nachwuchskicker leben auf dem Gelände, auf dem auch die Profis ihr ganz eigenes Zimmer haben. Neben zahlreichen Pools und drei Saunen gibt es im RB-Komplex auch ein Stadion für 1000 Zuschauer. Pikant: In der Kabine der Profis hängt ein Kartenlesegerät. Dort müssen die Fußballer einmal im Monat ihren Führerschein scannen, um „Schwarzfahrer“ zu verhindern.
Imposant ist auch die Akademie des Schwesterklubs in Salzburg innerhalb des 100.000 Quadratmeter großen Reb-Bull-Hauptsitzes. Beeindruckend: Überall sind Kameras installiert, die die Werte der Spieler messen. Bälle sind ohnehin mit Chips ausgestattet.