TV-Kritik nach Pokalspiel: Fußball ohne „Blingbling“ bei Sport1

David gegen Goliath: Der FC Bayern München war beim VfL Bochum zu Gast. Das Pokal-Spiel war bei Sport1 zu sehen. Eine herzhafte TV-Kritik von Jörg Heinrich.
München - „Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser, als man glaubt.“ Was Herbert Grönemeyer über Bochum gesungen hat, gilt auch für Sport1. Der Sender ist auch besser, als man glaubt. Zumindest gestern, in Bochum. Handgemacht, rustikal, urig, Fußball-Fernsehen ohne Blingbling.
Held des Abends war VfL-Legende Ata Lameck, der verriet: „Ich hab ein bisschen retuschiert. Wir haben zu meiner Zeit neunmal gegen Bayern München gewonnen.“ Und wir haben retuschiert, was alles passierte.
Pokalspiel Bochum - FC Bayern bei Sport 1: Warum Effenberg kein Trainer ist
- Die Moderatorin: Laura Papendick schmauste mit Ata Lameck Currywurst, und gab sich auch sonst bodenständig. „Spannung liegt in der Luft. Aber das ist der DFB-Pokal“, verkündete sie bereits zu Beginn, und konkretisierte den Gedanken später: „Da liegt definitiv ordentlich Spannung in der Luft.“ Dem verletzten VfL-Spieler Patrick Fabian versicherte sie frohgelaunt: „Sie sind der Bundesligaprofi mit den meisten Kreuzbandrissen.“ Kurzweilig war’s mit der Laura, tief im Westenbergsgreuth.
- Die Experten: Sport1 hatte mehr Auskenner als Sky an einem ganzen Wochenende. Stefan Effenberg sah mit seinem Käppi aus wie ein nur minimal verbeulter Axel Schulz. Aber die Stars waren die alten Bochumer Kämpen. „Ich hab Schokolade mitgebracht für meine ehemaligen Sekretärinnen beim VfL“, versicherte Tiger Gerland – und zog zwei Tafeln aus der Jackentasche. Peter Neururer konnte erklären, warum der VfL 2004 gegen die Bayern gewonnen hat: Weil der Trainer so ein doller Hecht war, nämlich er selber. „Die Mannschaft war top trainiert, sowieso, klar, keine Frage.“ Neururers Fazit übers Ruhrstadion: „Eine Stimmung, die seinesgleichen sucht.“
- Der Kommentator: Markus Höhner, ein Reporter, der seinesgleichen sucht, litt mit den Bayern. „Ei ei ei, Pavard mit einem fetten Fehler“, entsetzte er sich. Co-Kommentar Effenberg empfahl den Bochumern diese schlichte Taktik: „Geht raus, spielt Fußball, macht Euch stolz!“ Da sah man, warum der Mann kein Trainer ist. Wobei Effe während des Spiels exzellente Analysen lieferte. Er erkannte schnell: „Neun Bayern hinten, ohne wirkliche Zuordnung.“ Und er bemängelte zurecht, dass Fonzie Davies nach seinem Eigentor ohne Trost alleingelassen wurde. Ergebnis unserer Retuschen: Starker Effe!
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