Süle hat Corona: Studie enthüllt erschreckende Langzeitfolgen für Fußballer

DFB-Spieler Niklas Süle vom FC Bayern ist positiv auf das Coronavirus getestet. Eine Corona-Infektion kann laut einer Studie Langzeitfolgen für Fußballer haben.
München - Es war ein kurzer Aufenthalt bei der deutschen Nationalmannschaft. Nach nur einer Nacht im DFB-Teamhotel in Wolfsburg musste Niklas Süle am Dienstagmorgen schon wieder die Rückreise nach München antreten. Der Verteidiger wurde trotz Impfung positiv auf das Coronavirus getestet, mit ihm wurden vier weitere Spieler in Quarantäne geschickt.
Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Jamal Musiala vom FC Bayern sowie der Salzburger Karim Adeyemi mussten ebenfalls den Rückweg gen Süden antreten. Über den Impfstatus der isolierten Spieler hüllte der DFB den Mantel des Schweigens. Einzig Kimmich selbst verriet vor kurzem, dass er ungeimpft sei.
Süle hat Corona - Abwehrmann fällt für DFB und FC Bayern aus
Besonders bitter für Süle: Der 26-Jährige hat sich beim FC Bayern unter dem neuen Trainer Julian Nagelsmann in dieser Saison seinen Stammplatz zurückerobert, machte fast jedes Spiel. Auch im DFB-Team ist Süle wieder gesetzt, stand unter Bundestrainer Hansi Flick immer in der Startelf. Bei der EM im Sommer unter Löw kam er nur gegen Portugal für 17 Minuten zum Einsatz.
Jetzt wird Süle naturgemäß erst einmal ausfallen. Der Zeitpunkt seines Comebacks hängt nach der Corona-Infektion vom Genesungsverlauf ab, seinem Klub dürfte er im besten Fall zwar nur zwei Spiele fehlen. Darüber hinaus müssen sich an Corona erkrankte Fußballer wie Süle aber auch teils extreme Sorgen um ihre Leistungsfähigkeit machen, wie nun eine Studie über Langzeitfolgen zeigt.
Corona-Studie: Bundesliga-Profis drohen Langzeitfolgen
In der Studie „The Long Shadow of an Infection: COVID-19 and Performance at Work“ (zu Deutsch: Der lange Schatten einer Infektion: COVID-19 und die Leistung auf der Arbeit) der Universität Düsseldorf untersuchten drei Wissenschaftler die Folgen einer Corona-Erkrankung auf Profifußballer. Die Forscher sammelten von Beginn der Pandemie bis Juli 2021 Daten aus der Bundesliga und der italienischen Serie A.
In diesem Zeitraum gab es in beiden Ligen insgesamt 257 Spieler, die sich mit dem Coronavirus infizierten. Davon konnten 233 Profis durch Zeitungsartikel, Mitteilungen der Klubs, Spieler oder Verbände identifiziert werden. Danach wurden von allen 1406 Spielern beider Ligen für die 15 Monate in der Pandemie Daten vom Datenlieferanten „Opta Sports“ eingeholt.
Corona-Studie: Genesene Profis stehen seltener auf dem Platz
Die Wissenschaftler konzentrierten sich in ihrer Untersuchung auf zwei Dinge. Kommt ein Spieler nach seiner Genesung auf dieselbe Einsatzzeit? Gelingt es dem genesenen Spieler die gleiche Leistung abzurufen, wie vor seiner Erkrankung? Das Ergebnis der Studie lässt aufhorchen.
Es ist zu 5,7 Prozent unwahrscheinlicher, dass der Spieler genauso oft spielt, wie vor seiner Erkrankung. Beim Blick auf die absoluten Spielanteile wird es noch drastischer. In den ersten 150 Tagen verpassen die infizierten Profis fast zehn Prozent der möglichen Spielminuten. Erst danach kommen sie wieder auf ein ähnliches Niveau wie vor der Infektion, wobei sie dieses selbst nach 225 Tagen noch nicht ganz erreichen. Zudem werden die Spieler früher ausgewechselt oder später eingewechselt, ein Indiz auf Erschöpfung.
Dieser Effekt ist nicht vorübergehend, sondern bleibt vor allem negativ im Laufe der Zeit.
Corona-Studie: Schwächere Leistung nach Infektion
Um die Leistung zu bewerten, haben die Wissenschaftler die Anzahl der Pässe ausgewertet. Laut der Studie ist die Anzahl der Pässe ein altbewährtes Instrument, um die Produktivität von Fußballern zu messen. Besonders, weil sie mit Werten wie Beschleunigung, körperliche Voraussetzung und Ausdauer in Verbindung steht. Die Passanzahl nimmt um 5,1 Prozent ab. Dazu kommt: Der Abfall ist nicht vorübergehend, sondern bleibt über mehr als ein halbes Jahr vorhanden.
Die Wissenschaftler selbst schreiben in der Studie: „Dieser Effekt ist nicht vorübergehend, sondern bleibt vor allem negativ im Laufe der Zeit. Wir betrachten das als kausalen Beweis, dass COVID-19 Infektionen lang anhaltende Leistungseinbrüche für infizierte Individuen hervorrufen.“
Bei Profis, die über 30 Jahre alt waren, ging die Leistung teilweise sogar bis mehr als zehn Prozent zurück. Die unter 25-Jährigen hingegen waren nach einer Infektion nur marginal von schlechteren Leistungen betroffen.
Corona-Studie: Lauterbach will Kimmich von Impfung überzeugen
Das Wissenschafts-Team meint, dass bei „normalen“ Nicht-Leistungssportlern die Leistungseinbrüche wohl noch heftiger ausfallen könnten, weshalb sie eine indirekte Empfehlung aussprechen: „Letztlich könnten unsere Ergebnisse als ein weiteres Argument für die Impfung von jungen und sportlichen Menschen dienen.“
Auch SPD-Corona-Experte Karl Lauterbach kennt die Studie. „Diese Studie der Uni Düsseldorf ist relevant für Joshua Kimmich weil sie zeigt: Covid Fussballer der Bundesliga und der Serie A in Italien waren 6 Monate nach Infektion noch immer 5% weniger leistungsstark im Spiel“, twitterte der Mediziner in Bezug auf den ungeimpften Joshua Kimmich, der sich in Quarantäne begeben muss. „Ich hoffe dennoch, dass Joshua Kimmich sich noch für die Impfung entscheidet. Die Impfung schützt vor Covid, schweres Covid gefährdet die Spielstärke“, schrieb Lauterbach. (ck)