Entscheidende Szene bei Bayern-Sieg zeigt gnadenlos das große Bundesliga-Problem
Der FC Bayern München hat mit etwas Glück das Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen Paris gewonnen. Der VAR spielte dabei eine wichtige Rolle.
Paris - Ab Minute 57 war das Spiel ein anderes: Zu diesem Zeitpunkt betrat Kylian Mbappé den Rasen des Prinzenparks, um dem Champions-League-Achtelfinale zwischen Paris Saint-Germain und dem FC Bayern München doch noch eine andere Richtung zu geben. Nur wenige Zeigerumdrehungen zuvor hatte Kingsley Coman (tz-Note 1) das 1:0 für die Gäste erzielt. Und bei diesem Spielstand sollte es am Ende auch bleiben - obwohl eigentlich noch zwei Tore gefallen waren.
Beide hatte, wie sollte es anders sein, Mbappé erzielt. Beide waren wegen einer vorherigen Abseitsstellung jedoch irregulär. Dabei war vor allem das zweite Paris-Tor eine hauchzarte Entscheidung. Und trotzdem schaffte es das Schiedsrichtergespann um den Engländer Michael Oliver, die Situation in weniger als 50 Sekunden aufzulösen! In der Bundesliga hätte es dafür wohl mehrere Minuten gebraucht.
Entscheidende Szene beim Bayern-Sieg zeigt gnadenlos das große Bundesliga-Problem
Der VAR funktioniert in Deutschland oft nicht so, wie man es sich wünscht - auf internationaler Bühne dagegen schon. Die Szene rund um das vermeintliche 1:1 zeigt wieder einmal gnadenlos das große Bundesliga-Problem. Es gibt aber eine Aufklärung - und eine Sicht auf Besserung.
Was war eigentlich passiert? Neymar hatte Nuno Mendes nach 82 Minuten in die Gasse geschickt, dessen Hereingabe drosch Mbappé in die Maschen des FC Bayern. Die Uhr zeigte 81 Minuten und 30 Sekunden. Ekstase im Parc des Princes, PSG hatte nach einem bis dato faden Auftritt endlich ausgeglichen.
FC Bayern besiegt Paris auch dank VAR: Abseits-Entscheidung wurde blitzschnell erkannt
Auf Amazon Prime Video analysierte Experte Benedikt Höwedes gerade noch das Tor mit Zeitlupen-Einstellungen, ehe wieder das Live-Bild und Schiri Michael Oliver zu sehen waren.
Dieser hob den Arm und zeigte Abseits an, die Uhr sprang dabei gerade auf 82 Minuten und 20 Sekunden - Amazon-Kommentator Jonas Friedrich sagte ungläubig: „Halt mal, Treffer zählt nicht, war Abseits. Die Fußspitze! Die Fußspitze von Mendes. Zurückgenommen. Es bleibt beim 1:0.“

Mendes steht beim vermeintlichen 1:1 minimal im Abseits
In der Tat konnte man erahnen, dass Vorlagengeber Mendes wohl minimal im Abseits gestanden hatte. Aber eine solche Entscheidung in so einem wichtigen Moment eines wichtigen Spiels in weniger als 50 Sekunden zu fällen, verdient schon Respekt. Vor allem, wenn man den VAR aus Deutschland kennt, wo es schon einmal mehrere Minuten dauert, bis eine solche Szene aufgeklärt ist.
Auch die Fans auf Twitter wunderten sich über das schnell entlarvte Abseits: „Hatte nur ich das Gefühl, dass die Entscheidung des VAR viel schneller gefallen ist, als das in der Bundesliga mit dem VAR der Fall ist?“, „VAR in der UCL ist besser und schneller als in der Bundesliga“ oder „In der Bundesliga hätte der VAR locker 10 Minuten gebraucht“ hieß es unmittelbar nach der Szene.
VAR in der Champions League schnell, in der Bundesliga lahm
Aber woran liegt es, dass es in der Champions League so schnell geht? Kurze Zeit später sahen die Fans dann auch noch eine Abseits-Grafik, die sie so in der Bundesliga noch nie gesehen haben. Die Experten von Collinas Erben lieferten postwendend die Antwort: Halbautomatische Abseitstechnologie.
Diese erfasst die „Körperpunkte der Spieler und die Position des Balles“, eine Abseitsposition ist somit in Sekundenschnelle zu erkennen. In Deutschland müssen die Linien aktuell noch manuell gezogen werden, was natürlich Zeit in Anspruch nimmt.
Halbautomatische Abseitstechnologie bald auch in der Bundesliga?
Es gibt aber auch eine gute Nachricht für deutsche Fans. Laut Collinas Erben könnte das neue System eines Tages auch hierzulande Standard sein.
In einem Tweet von Dienstagabend heißt es: „Weil es mehrere Fragen dazu gab: Einer Einführung der halbautomatischen Abseitstechnologie müssten die DFL-Klubs zustimmen, es wird in erster Linie eine Geldfrage sein (aber vermutlich irgendwann kommen). Man wollte zudem zunächst die Erfahrungen bei der WM auswerten.“ Das Hinspiel im CL-Achtelfinale hat einmal mehr gezeigt, dass sich die neue Technologie lohnen dürfte.
Die internationale Presse sah ein „tristes PSG“, das von den „Bayern bestraft“ wurde. Julian Nagelsmann mahnte seine Spieler nach der Partie, „nicht die Beine hochzulegen“. (akl)