„Immer wieder mit den Bayern angeeckt“: Hamann hält Rettig für die richtige Wahl
Der DFB hat mit Andreas Rettig einen neuen Geschäftsführer Sport. Dass dieser in der Vergangenheit für viel Reibung gesorgt hat, bringt positives Feedback.
München - Die Verpflichtung von Andreas Rettig als neuen Geschäftsführer Sport beim DFB war eine Überraschung, doch bislang folgten darauf ausschließlich positive Wortmeldungen. Mit Dietmar Hamann und Stefan Effenberg sehen das auch zwei ehemalige Spieler des FC Bayern München so und das, obwohl der neue Mann beim DFB in der Vergangenheit nicht immer im besten Verhältnis zum FCB und seinen Vertretern stand.
Andreas Rettig | |
Geboren: | .25. April 1963 (60 Jahre) in Leverkusen |
Funktionärsstationen: | SC Freiburg, 1. FC Köln, FC Augsburg, DFL, FC St. Pauli, Viktoria Köln |
Spielerstationen: | Wuppertaler SV, Viktoria Köln, SC Brück |
Hamann steht „mutigen Schritt“ positiv gegenüber
Die am Freitagmorgen (15. September) verkündete Entscheidung, Rettig zum neuen Geschäftsführer Sport des DFB zu machen, findet Anklang. In die bisherigen löblichen Worte stimmte nun auch Dietmar Hamann ein. Der TV-Experte äußerte sich bei Sky in der Sendung „Guten Morgen Fans“ positiv zur personellen Besetzung des Postens.
Rettig sei jemand, der immer den Sport im Vordergrund sehe und kritisch gegenüber der Kommerzialisierung sei. Es wäre deshalb „ein mutiger Schritt, aber ich glaube, kein schlechter“, so Hamman. Der Neu-Geschäftsführer sei eine unbequeme Persönlichkeit, die es in dieser Position jedoch auch brauche, so der ehemalige Spieler des FC Bayern weiter.
Rettig in der Vergangenheit im Clinch mit dem FC Bayern
Während Rettig bundesweit bei den meisten Fans aufgrund seiner Haltung gegen den um sich greifenden Kommerz beliebt ist, dürfte dies bei den Verantwortlichen des FC Bayern anders aussehen. Das weiß auch Hamann, der über den gebürtigen Leverkusener sagt: „Er ist als jemand bekannt, der immer wieder mit den Bayern angeeckt ist. Deswegen ist das schon eine mutige Entscheidung.“
Am bekanntesten dürfte die Auseinandersetzung um die Weltmeisterschaft in Katar im Sport1-Doppelpass zwischen Uli Hoeneß und Rettig sein, doch auch schon davor giftete Rettig einige Male in Richtung München. Ziel war meist das Transfergebaren des deutschen Rekordmeisters.
So verurteilte er die während der Corona-Krise 2020 getätigte Ankündigung des FCB, einen Knallertransfer tätigen zu wollen und auch im Zuge der Verpflichtung von Harry Kane bekamen die Roten ihr Fett weg. Im Doppelpass sprach er dem FCB eine „zielgerichtete Strategie“ ab und diagnostizierte eine „desaströse“ Jugendarbeit.

DFB-Geschäftsführer Rettig müsse sich mit FC Bayern arrangieren
Trotz der Vorfälle in der Vergangenheit müsse sich Rettig nun aber mit dem FC Bayern arrangieren, so Hamann, der richtiggehend feststellte, dass ein Großteil der deutschen Nationalspieler meist in München unter Vertrag stehen. Allerdings lädt die Leistung aller Nationalspieler, ob vom FCB oder nicht, schon seit geraumer Zeit nicht mehr zum Jubeln ein.
„Wir wurschteln vor uns hin, denken, wir sind die Größten im Jugend-Fußball, im Senioren-Fußball, seit sechs Jahren sind wir mit der A-Nationalmannschaft im Rückwärtsgang“, befindet auch Hamann. Deshalb seien „neue Gesichter, die auch die Sachen ansprechen, wie sie sind“ wichtig und „da ist er (Rettig; Anm. d. Red.) mit Sicherheit einer, der seine Meinung offen ausspricht.“
Auch Effenberg begrüßt die Entscheidung beim DFB
Zuvor hatte sich mit Stefan Effenberg bereits ein weiterer ehemaliger Spieler des FC Bayern und der Nationalmannschaft zu Wort gemeldet. Auch er lobte die überraschende Verpflichtung. Rettig sei ein streitbarer Charakter, der für Reibung sorge, sagte der 55-Jährige gegenüber Sport1. „So ein Mann tut dem DFB gut. Es ist nicht wichtig, dass es jedem gefällt“, urteilte der TV-Experte.
Während es momentan tatsächlich kaum eine Rolle spielt, wem die Entscheidung pro Rettig gefällt, könnte es umso entscheidender sein, wer in der Gunst von Rettig selbst steht. Qua Amt ist der 60-Jährige der Vorgesetzte von DFB-Sportdirektor Rudi Völler und damit in die Entscheidung um einen neuen Bundestrainer fest eingebunden – dabei könnte es zu einem Novum kommen. (sch/dpa)