Salihamidzic im „Doppelpass“ ungehalten wegen VfB-Aussage: „Nicht der intelligenteste Satz“

Nach dem 2:2 des FC Bayern gegen den VfB Stuttgart wird nicht über die Tore diskutiert, sondern vor allem über einen annullierten Treffer. Das geht Hasan Salihamidzic gegen den Strich.
München – Last-Minute-Tore und damit verbundene glückliche Punktgewinne – das war einst die Spezialität des FC Bayern. Als der Rekordmeister die Bundesliga noch nicht nach Belieben beherrschte und der Titelgewinn mehr als nur eine Frage des Spieltags war. Damals wurde der Begriff Bayern-Dusel für die besondere Qualität der Roten geprägt.
Um genau diesen ging es auch im Nachgang des 2:2 gegen den VfB Stuttgart. Das Remis war für die Ansprüche des FC Bayern sicher zu wenig, ging angesichts einiger Wackler in der Defensive aber in Ordnung. Hervorgeholt wurde dazu vor allem die Szene in der 51. Minute, als der spätere Elfmetertorschütze Serhou Guirassy das vermeintliche 1:1 erzielt hatte.
FC Bayern gegen VfB Stuttgart: Diskussion über annullierten Treffer von Guirassy
Weil zuvor jedoch Joshua Kimmich wegen eines leichten Trikotzupfers von Vorbereiter Chris Führich direkt zu Boden ging, bat VAR Robert Kampka Schiri Christian Dingert zum Videostudium an die Seitenlinie. Und der Referee revidierte seine vorherige Entscheidung, den Treffer anzuerkennen. Eine zumindest diskutable Entscheidung, zumal Dingert die Aktion in der Realgeschwindigkeit eben schon wahrgenommen, aber anders bewertet haben soll.
Bedeutet diese Szene die Rückkehr des Bayern-Dusels? Mit dieser Frage sah sich Hasan Salihamidzic im „Doppelpass“ auf Sport1 konfrontiert. VfB-Sportchef Sven Mislintat hatte nach dem Spiel süffisant angemerkt: „Solche Entscheidungen kannst du nicht gebrauchen. Auch wenn es natürlich schwer ist, gegen die Bayern-Lobby als Schiedsrichter anzukommen in so einem Stadion, mit der Atmosphäre und dem Druck.“ Obendrein erinnerte er an eine ähnliche Szene aus der vorvergangenen Saison, als ein Treffer der Schwaben am „Armheben von Manuel Neuer und einem Kniefall von Joshua Kimmich“ gescheitert sei.

Salihamidzic zum VAR-Eingriff bei Stuttgarter Tor: „Kimmich spürt das Ziehen“
Den Seitenhieb bezüglich der besonderen Rolle seines Teams im deutschen Fußball wollte Bayerns Sportvorstand aber keineswegs schlucken. „Das ist an den Haaren herbeigezogen und war nicht der intelligenteste Satz“, schickte er via „Doppelpass“ schöne Grüße nach Stuttgart. Und zu der Kimmich-Führich-Szene: „Kimmich zieht ja das Foul, er spürt das Ziehen.“ Salihamidzic selbst hätte „das auch gepfiffen, er ist ja auch mein Spieler. Im Mittelfeld hätte der Schiedsrichter auch gepfiffen.“
Das Thema ging in dem Fußball-Talk aber noch in die Verlängerung. Und zwar auch deshalb, weil es überhaupt so ausführlich diskutiert wurde. Denn der Bosnier monierte auch, „dass wir jetzt eine Szene gegen Bayern München herausnehmen. In den letzten fünf, sechs Spielen war nie zu sehen, dass Bayern bevorteilt wird. Deshalb ist es mir zu viel, jetzt diese Szene herauszunehmen und eine Stunde darüber zu sprechen, ganz ehrlich.“
Was wiederum Moderator Florian König belustigte, der konterte: „Ich glaube, deine Uhr geht vor. Eine Stunde war das nicht.“ Nachdem DFB-Schiri-Boss Lutz Wagner die Meinung von Salihamidzic bezüglich der Foulbewertung gestützt hatte, ergänzte dieser schließlich aufatmend: „Je mehr ich die Zeitlupe sehe, desto überzeugter bin ich, dass das ein Foul war.“ Doch damit spielte er König eine Steilvorlage, die der eiskalt verwandelte: „Also gut, dass wir eine Stunde darüber gesprochen haben.“
FC Bayern gegen Stuttgart mit Dusel? Nagelsmann spricht bei VAR-Eingriff von „Kann-Entscheidung“
Die Meinungen von Julian Nagelsmann und Thomas Müller zu der vieldiskutierten Szene kennt Fußball-Deutschland bereits seit dem späten Samstagnachmittag. Und die gingen etwas auseinander. Der Bayern-Trainer sprach von einer „Kann-Entscheidung“. Und weiter: „Ich glaube, dass ein Zupfer an der Schulter schon etwas anderes ist als ein Zupfer an der Hüfte. Weil der Körperschwerpunkt ein anderer ist. Ich glaube aber, dass man es auch weiterlaufen lassen kann.“
Dagegen befand Müller: „Foul ist es auf jeden Fall. Im Mittelfeld wird er auf jeden Fall sofort gepfiffen.“ Weiter wollte er aber auch nicht darauf eingehen: „Ich muss den Pfiff, der uns geholfen hat, nicht verteidigen. Da habe ich andere Sorgen.“
FC Bayern nach dem Remis gegen Stuttgart: Wird Thema Lobby nun von Konkurrenz befeuert?
Nach drei sieglosen Ligaspielen am Stück brannte früher schon mal der Baum an der Säbener Straße. Selbst zu Zeiten, als die Roten noch nicht für gewöhnlich einsam ihre Kreise an der Spitze zogen. Von solchen Alarmsignalen ist der Klub aktuell noch weit entfernt. Zumal in DFB-Pokal und Champions League neben der Leistung auch die Ergebnisse stimmen.
Aber womöglich muss sich der FC Bayern nun wieder mit einem unliebsamen Thema herumärgern, das von der Konkurrenz befeuert wird. Die beste Antwort darauf wären wohl überzeugende Siege - mehr denn je auch in der Liga. (mg)