U21-Keeper Nübel im Interview: Das ist mein großes Ziel

Alexander Nübel gilt als eines der größten Torwart-Talente Deutschlands. Im Interview spricht der Schalke-Keeper über die U21-EM, seine Zukunft und die Transfergerüchte.
München - Alexander Nübel vom FC Schalke 04 wird bereits als Nachfolger von Manuel Neuer zwischen den Pfosten der Nationalmannschaft gehandelt – auch beim FC Bayern ist der Torhüter Gesprächsthema. Die tz hat den 22-Jährigen vorm Start der U 21-Europameisterschaft im Trainingslager in Südtirol zum Interview getroffen.
Herr Nübel, können Sie verstehen, dass sich die A-Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren auf große Turniere stets in Südtirol vorbereitet hat?
Alexander Nübel: Das ist sehr verständlich, ja – und wir haben jetzt das ganze Turnier in Italien. Ich bin das erste Mal in diesem Land. Es ist überragend hier.
München gilt als nördlichste Stadt Italiens.
Nübel (lacht): Netter Versuch …
Ihr Trainer Stefan Kuntz hat kürzlich gesagt, die Mannschaft des EM-Triumphs von vor zwei Jahren war in Sachen individueller Qualität einen Ticken besser. Motiviert das extra?
Alexander Nübel und der FC Bayern: Keeper freut sich auf das U21-Turnier
Nübel: Klar! Wir haben Top-Spieler dabei, aber im Endeffekt entscheidet sich jedes Turnier über das Mannschaftsgefüge. So wird es auch dieses Mal laufen. Wir als Mannschaft, der ganze Kader muss performen. Dann wird es ein gutes Turnier.
Sind Sie froh, dass Sie während der Vorbereitung nicht bei der A-Nationalmannschaft als dritter Torwart aushelfen mussten?
Nübel: Das ganz große Ziel ist immer die A-Mannschaft. Aber: Da hatte ich jetzt gar keinen Fokus darauf. Für mich war klar, dass ich von Anfang an ins Trainingslager fahre und mich optimal aufs Turnier vorbereiten kann.

Wie groß wäre Ihre Enttäuschung über einen Bankplatz beim Turnier?
Nübel: Manchmal geht es schneller, als man denkt. Wenn ich nicht spielen sollte, stehe ich aber genauso hinter der Mannschaft, als wenn ich spielen würde.
Alexander Nübel und der FC Bayern: Das hilft ihm beim Hype
Müssen Sie sich manchmal kneifen, wie rasant Ihr Aufstieg im vergangenen Halbjahr war – vor allem der Hype um Ihre Person?
Nübel: Ich komme damit eigentlich ganz gut klar. Man bekommt es mit, ja – aber ich beschäftige mich nicht groß damit. Ich versuche wirklich, bewusst nicht viel zu lesen. Das hilft mir dann.
Schafft man es als 22-Jähriger, der im Besitz eines Smartphones ist, bewusst Dinge über sich selbst nicht zu lesen?
Nübel: Ich meide es wirklich bewusst. Ich lese mir gerne Transfer-News über andere Mannschaften und andere Kollegen durch (lacht). Aber was über mich geschrieben wird? Da lese ich mir wirklich die wenigsten Artikel durch.
Von außen hat man das Gefühl, dass Sie sich in der Rolle dieses „Schalker-Gesichts“ nicht ganz wohlfühlen.
Nübel: Natürlich bin ich stolz. Fußball ist aber ein Mannschaftssport. Und wenn da einer nicht performt, wird es für die anderen zehn schon schwierig. Da gehören elf Leute auf den Platz und der ganze Kader dazu. Jeder ist gleich.
Alexander Nübel und der FC Bayern: Neuer-Vergleiche nerven nicht
Sie werden gerne mit Manuel Neuer verglichen und als Mini-Neuer bezeichnet.
Nübel: Ich höre es mir an, da komme ich ja nicht dran vorbei. Aber auch damit beschäftige ich mich nicht viel. Ich bin vom Namen, wie man ja hört Alexander Nübel, ein anderer Typ und nicht Manuel Neuer.
Wie sehr nerven die Fragen nach Ihrer Zukunft?
Nübel: Ich habe von vornherein gesagt, dass ich mich auf das Turnier vorbereiten und konzentrieren möchte. Das habe ich ja schon auf Schalke mit Blick auf die Rückrunde so gehandhabt.
Sie haben bei Ihrer Zukunftsfrage stets betont, dass Spielpraxis für Sie das A und O sei. Das wäre beim FC Bayern nicht gewährleistet.
Nübel: Hätte ich die Rückrunde nicht als Nummer eins bestritten, hätte ich mit dem Verein reden müssen, was jetzt im Sommer möglich wäre. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich spielen will und muss. Für mich persönlich lief es in den letzten Monaten gut, gar keine Frage. Aber dazu hat auch die ganze Vorbereitung in den vergangenen drei Jahren beigetragen. Menschlich bin ich sehr gereift und konnte mich auf diese Situation gut vorbereiten.
Alexander Nübel und der FC Bayern: Youngster hat genügend Abstand zum Business
Schmeichelt es einem jungen Spieler trotzdem, wenn ein großer Verein wie FC Bayern über ihn Bescheid weiß?
Nübel: Wie gesagt, ich lese nicht alles durch. Darum weiß ich gar nicht, welche großen Vereine alle genannt werden. Ich habe echt genug Abstand zu dem ganzen Business und bin froh, wenn ich daheim bin und nicht über Fußball nachdenken muss.
Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre, was sagt der Karriereplan?
Nübel: Ich hatte nie einen Karriereplan. Ich habe mich damals gefreut, als ich nach Schalke wechseln konnte, zu einem riesigen Verein. Jetzt freue ich mich auf das Turnier und hoffe, dass ich spiele. Dann schaue ich, was passiert. Aber klar: Ein großes Ziel ist die A-Nationalmannschaft! Über alles andere mache ich mir wenig Gedanken.
Treffen Sie nach der EM eine Entscheidung über Ihre Zukunft?
Nübel: Eine offene Zukunft habe ich ja nicht, ich habe noch ein Jahr Vertrag auf Schalke.
Interview: Manuel Bonke