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David Alaba im Interview: „Wir genießen die letzten Monate gemeinsam“

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Trainingslager FC Bayern München in Doha
David Alaba im Trainingslager in Doha. © dpa / Peter Kneffel (Archivbild)

David Alaba vom FC Bayern München spricht im großen Interview über Trainer Niko Kovac, die Zukunft und den Weggang eines Kollegen.

München - David Alaba ist im interessanten Interview sehr ehrlich und erzählt, dass nicht nur er seinen Freund Franck Ribéry sehr vermissen wird. 

Herr Alaba, der Winter hat Bayern und Österreich teilweise fest im Griff. Wie schaut’s eigentlich mit Ihrer Ski-Trainingseinheit mit Landsmann Marcel Hirscher aus? 

David Alaba (26): Da ist leider noch kein Training zustande gekommen. Schauen wir mal, wann das klappt. 

Er muss, wie Sie als Bayern-Spieler auch, jede Saison Top-Leistung bringen. Ist er ein Vorbild für Sie? 

Alaba: Es ist beeindruckend, was er Jahr für Jahr leistet. Er bringt immer auf den Punkt seine Leistung. Man sieht auch bei ihm, wie hart er arbeitet, wie hungrig er nach Erfolgen ist. Egal, wie viele Weltcups oder Medaillen er gewinnt - er hört einfach nicht auf, Gas zu geben. 

Weg vom Schnee, rauf auf den Rasen: Wie groß ist die Vorfreude, dass die Rückrunde am Freitag startet? 

Alaba: Riesig! Endlich geht es wieder los. Wir freuen uns auf die neue Aufgabe in 2019 und wollen einen Sieg nach dem anderen einfahren, um am Ende der Saison ganz oben zu stehen. 

Was bedeutet ein Sieg in Hoffenheim für den Titel-Kampf mit Borussia Dortmund? 

Alaba: Noch gar nix, denn bis zum Sommer ist es noch ein weiter Weg. Wir wollen uns wegen des ganzen Aufholjagd-Trubels nicht verrückt machen lassen. Freilich wäre ein Sieg ein guter Start, um gleich auf Dortmund Druck aufzubauen und in die Spur zu finden, in der wir sein wollen. Deshalb schauen wir lieber auf uns. 

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Video: Alaba will mit dem FC Bayern das Triple

David Alaba vom FC Bayern München: Das große Interview

Wie schwer ist es wirklich, nur auf sich zu schauen und nicht stets mit einem Auge nach Dortmund zu schielen? 

Alaba: Sagen wir so: Es lässt sich nicht vermeiden, nach Dortmund zu schauen. Natürlich bekommen wir mit, was die andere Mannschaft macht, wie sie spielt und was sie am Wochenende leistet. Den Fokus aber nur auf uns zu behalten, darin tun wir uns nicht schwer. Weil wir so viele Spiele und Aufgaben vor uns haben und noch so viele Ziele, die wir heuer erreichen wollen. Darum haben wir eigentlich nicht wirklich viel Zeit, auf Dortmund zu schauen. 

Thomas Müller wünscht sich eine Meisterschaft am letzten Spieltag, Sie auch? 

Alaba (schmunzelt): Mein Ziel ist es, am Ende der Saison ganz oben zu stehen. Wenn wir das doch noch schaffen sollten, wäre es für mich eher zweitrangig. Wir arbeiten täglich so hart, um am Ende des Tages Meister zu werden - darum ist es mir egal, ob am letzten oder am 20. Spieltag. 

In Doha hatte man das Gefühl, die Mannschaft ist durch die Krise noch mehr zusammengewachsen. 

Alaba: Der Teamgeist war schon immer gut. Aber natürlich: Jetzt sind wir auch mal hintendran, und diese spezielle Situation verlangt es von uns als Mannschaft, noch enger zusammenzurücken. Nur so können wir diesen Angriff auf Dortmund in der Rückrunde erfolgreich angehen. 

Welche Rolle spielt der Trainer dabei? 

Alaba: Er hat eine sehr positive Ausstrahlung und das hat sich in der schwierigen Zeit auch nicht verändert. Niko Kovac ist sehr klar in dem, was er will. Diese Linie zieht er voll und ganz durch. Das spüren wir Spieler und das tut uns auch gut. Wir haben doch auch schon vor der Saison gesagt, dass es eine Zeit lang brauchen wird, bis wir die Philosophie des neuen Trainers so umsetzen, wie er es möchte. 

Gab es einen Knackpunkt, der Erfolge wieder garantiert hat? 

Alaba (überlegt): Das ist schwierig zu sagen. Es war eine spezielle Situation für uns, als wir in den paar Wochen plötzlich nicht die Ergebnisse geliefert haben, die wir uns selbst vorgestellt hatten - und die sich die Verantwortlichen und die Fans von uns gewünscht hätten. Man hat gemerkt, wie wir versucht haben, von Wochenende zu Wochenende eine Schippe draufzulegen - noch konzentrierter zu arbeiten, den Fokus noch mehr auf den Fußball zu legen. Wie wir uns da aus der Situation herausgeholt haben, zeigt, was für Qualität wir in der Mannschaft haben, aber auch was für Typen bei uns spielen. 

Inwiefern ist es für die Abwehr besser, wenn mit einer Doppel-Sechs gespielt wird?

Alaba: Das ist ganz leicht zu erklären: Wir Außenverteidiger können dadurch höher stehen und so mehr nach vorne arbeiten, weil die Absicherung nach hinten durch den zweiten Sechser einfach mehr gewährleistet wird. Easy, oder? 

Als Sie 2011 nach Ihrer Hoffenheim-Leihe wieder nach München zurückkamen, waren Sie schnell Stammspieler beim FCB. 

Alaba: Okay, aber ein bisserl habe ich schon gebraucht (schmunzelt). 

Würden Sie als junger Spieler heute genauso schnell Ihren Stammplatz beim FCB finden - oder würde es wegen der vielen Stars länger dauern? 

Alaba: Diese Frage ist echt schwer zu beantworten. In Hoffenheim hatte ich mit 18 Jahren in der Rückrunde meinen Stammplatz, habe 17 von 17 Spiele auf sehr hohem Niveau gemacht. Natürlich ist Bayern München noch etwas anderes. Ich bin aus Hoffenheim als anderer Spieler zurückgekommen, habe mich dort weiterentwickelt und viele Schritte in die richtige Richtung gemacht. Ob das heute so klappen würde, ist schwer zu sagen. Aber so viel: Ich weiß, dass ich damals für mein Alter schon sehr weit war. 

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David Alaba: „Wir als Mannschaft werden ihn vermissen“

Wie nehmen Sie aktuell den Umbruch wahr? Sind Sie mit 26 Jahren das Bindeglied zwischen der Generation Gnabry, Goretzka & Co. und den gestandenen Bayern-Stars? 

Alaba: Die genannten Spieler sind ja schon sehr weit. Klar sind sie vom Alter her jünger, aber als Spieler selbst sind sie etabliert auf diesem Niveau. Das waren sie schon in den Vereinen, in denen sie zuvor waren, und das sind sie auch hier. Serge Gnabry hat viele Bundesligaspiele für Bremen und Hoffenheim gemacht, Leon Goretzka war Leistungsträger auf Schalke und Niklas Süle ist in Hoffenheim Nationalspieler geworden. 

Dann schauen wir altersmäßig eine Stufe nach unten: Alphonso Davies ist 18 Jahre alt, Bayern will Hudson-Odoi, der ebenfalls erst 18 ist. Kann der FCB mit so vielen jungen Spielern in Europa mithalten? 

Alaba: Ich bin doch auch in diese Aufgabe reingewachsen. Nehmen wir Alphonso Davies als Beispiel: Er ist 18 Jahre und für sein Alter sehr weit. Wenn er sich so weiterentwickelt, wie er es bisher getan hat, steckt enorm viel Potenzial in ihm. Was dann den Unterschied ausmacht, ist, wie viel Hunger er hat. Wie sehr er es will, hier beim FC Bayern den Durchbruch zu schaffen. Das liegt ab einem gewissen Punkt nur noch an ihm: Sich weiterzuentwickeln, weiter lernen zu wollen und einfach sein Leben auf dem Platz zu lassen.

Herr Alaba, Sie spielen mit Ihren 26 Jahren schon gefühlt eine halbe Ewigkeit auf allerhöchstem Niveau. Warum gab es bei Ihnen nie eine Schwäche-Phase, wie beispielsweise bei Mario Götze oder anderen Spielern? 

Alaba (überlegt): Hier beim FC Bayern ist es so, dass ich auf einem Niveau spiele, das keine Zeit lässt, sich auszuruhen. Man muss quasi von Woche zu Woche funktionieren, sein Spiel und seine Leistung auf den Platz bringen. Sonst sieht es auch bei mir nicht mehr so aus, wie es bisher ausgesehen hat. Da merkt man dann schon, dass der Druck hier ein anderer ist als vielleicht woanders. Das gehört hier aber dazu und das bekommt man schon sehr früh eingepflanzt in die DNA - und deswegen kenne ich das nicht anders. 

Wie wichtig ist Ihnen Freundschaft innerhalb der Mannschaft? Neben Franck Ribéry pflegen Sie mittlerweile auch zu Niklas Süle einen innigen Kontakt.

Alaba: Ich persönlich brauche das auf jeden Fall, um mich wohlzufühlen. Das spiegelt sich auch auf dem Platz wider, wie wir als Mannschaft agieren. Ob wir uns in der Kabine gut verstehen, ob die Stimmung rund ums Training gut ist - das sind Faktoren, die dazugehören, um als Mannschaft auch auf dem Platz zu funktionieren. Wir sehen uns ja wirklich sehr viel und da ist es schon von Vorteil, wenn sich viele von uns gut verstehen (lacht). 

Was ist anders, wenn Kingsley Coman und nicht Franck Ribéry vor Ihnen spielt? 

Alaba: Sicherlich gibt es da jetzt noch Unterschiede, aber man merkt, wie sie von Spiel zu Spiel weniger werden. Mit Franck spiele ich jetzt schon acht Jahre lang auf links zusammen, da entwickelt man ein gemeinsames Spiel, ein Gefühl füreinander. Da hat man dann Passwege oder Spielsituationen, die man blind spielen kann. Auf diesem Weg bin ich mittlerweile auch schon mit Kingsley unterwegs. Ich merke, wie für mich die Unterschiede im Zusammenspiel mit Franck und mit Kingsley geringer werden. 

Die Zeit von Franck Ribéry beim FCB neigt sich dem Ende zu. Merken Sie ihm das an? 

Alaba: Nein, er ist der Franck Ribéry, der er vor fünf, sechs Jahren auch war. Das zeigt, was für eine Person er auf dem Platz und außerhalb davon ist - und was für Werte er vertritt. 

Wie genau ist Ihre Freundschaft entstanden? 

Alaba: Ich habe im Internat an der Säbener Straße gewohnt und mit 16 Jahren mein erstes Training bei den Profis gemacht. Ich bin rein in die Kabine - man kann sich vorstellen, wie nervös ich war - und dann steht da ein Franck Ribéry vor mir. Plötzlich sagt er: Komm, setz dich neben mich, da ist ein Platz frei. Dann habe ich mich dort hingesetzt und sitze hier bis heute noch. So hat das begonnen. Ich glaube, dass ich mit 16, 17 Jahren für mein Alter schon sehr weit war. Das hat ihm wohl gefallen. Eine Woche später hat er mich mit seinem Auto am Internat abgeholt und wir sind gemeinsam etwas essen gegangen. Zwei Wochen später hat er dasselbe wieder gemacht. Auch auf dem Platz hat sich früh gezeigt, dass wir uns dort sehr gut verstehen, eine ähnliche Vorstellung vom Spiel haben. 

Wie sehr wird er Ihnen fehlen? 

Alaba: Er wird nicht nur mir sehr fehlen. Wir als Mannschaft werden ihn vermissen, der ganze Klub wird ihn vermissen - und vor allem auch die Fans. Wenn man mal Revue passieren lässt, was er in den letzten Jahren für den FC Bayern geleistet hat - das ist schon etwas Unglaubliches. Aber darüber machen wir uns im Moment noch überhaupt keine Gedanken. Wir haben ein-, zweimal darüber gesprochen, wie das mal ausschauen wird. Aber wir sagen uns jetzt einfach: Hey, wir genießen jetzt die letzten Monate gemeinsam.

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