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Er ist der Bayern-Fan, der Hoeneß die Meinung sagte - und viel Zuspruch bekam

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Von: Dieter Priglmeir

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Johannes Bachmayr sagte Uli Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung 2018 des FC Bayern die Meinung. Der Bayern-Boss reagierte nur mit wenigen Worten.

Hubenstein – Wer legt sich schon gern mit Uli Hoeneß an? Johannes Bachmayr war 14 und jubelte, als der Manager des FC Bayern zum „Unternehmer des Jahres 1999“ gekürt worden war. „Das hat mich gefreut, als hätten wir noch einen Titel gewonnen“, sagt er. 19 Jahre später hat er sein einstiges Idol bei der Jahreshauptversammlung verbal heftig attackiert. Und zwar so pointiert, dass sich der kampfgestählte FCB-Boss nur noch – ein lateinisches Zitat stammelnd – unter Buh-Rufen der Fans mit Ausflüchten aus der Situation retten konnte. 

Hoeneß sei einst der Grund gewesen, warum er BWL studiert habe, sagt Bachmayr am Tag nach seinem Auftritt. Die Bewunderung ist der Verwunderung gewichen, wie Hoeneß inzwischen die Geschäfte führt. Vor gut drei Wochen hat sich der 33-jährige Hubensteiner schließlich zu einem Redebeitrag in der Jahreshauptversammlung im Audi Dome entschlossen (den Verlauf der JHV im Ticker nachlesen).

Auf der JHV des FC Bayern München durfte jeder sprechen

Über sein Thema „Kritik an der Vereinsführung“ sei der Club nicht gerade erfreut gewesen, erzählt Bachmayr, aber ablehnen konnte man seinen Wortbeitrag auch nicht. Also durfte der studierte Steuerrechtler ans Mikrofon.

„Natürlich war ich aufgeregt“, erzählt er. Das habe sich aber gelegt, als er die Reaktionen des Publikums bemerkte. Denn die über 1500 anwesenden Mitglieder hatten schnell gemerkt, dass da oben kein Selbstdarsteller steht, sondern ein Fan, der nicht gern sagte, was er aber eben sagen musste.

Und außerdem war Bachmayr gut vorbereitet. „Das war schon die gekürzte Version meines Manuskripts, die ich vorgetragen haben“, sagte er. Seit 2001 Mitglied beim FCB, kritisierte er Hoeneß’ ständiges Nachtreten, den Umgang mit Paul Breitner, die Personalpolitik, aber auch die Spezlwirtschaft sowie die Kooperation mit Qatar Airways (siehe Kasten). „Natürlich habe ich etwas polemisiert, sagt Bachmayr, „aber ich habe auch sehr viel mit Originalzitaten gearbeitet“.

Von anderen Fans des FC Bayern München kam viel Zuspruch

Und so kam es, dass Bachmayr, der selbst lange für den SC Moosen gekickt hat, viel Applaus erntete, während Hoeneß‘ Antwort unter Buhrufen unterging. „Da waren so viele Unwahrheiten drin, das würde drei Stunden dauern. Ich lehne eine Diskussion auf diesem Niveau total ab“, entgegnete Hoeneß. Der Präsident forderte am Sonntag gar eine Entschuldigung von Bachmayr.

Das habe er aber auch nicht erwartet, meint Bachmayr. Von offizieller Seite sei nach seinem Beitrag nichts mehr gekommen. „Ein Mitglied hat mich angemault, ob ich denn nicht wisse, was Hoeneß schon alles durchgemacht habe“, erzählt der Hubensteiner. „Den haben andere Mitglieder schnell auf die Seite genommen. Ansonsten habe ich zu 95 Prozent Zustimmung bekommen.“

Und das nicht nur am Abend der Versammlung. Am Samstag sei das Telefon nicht mehr stillgestanden, erzählt er. Aktuelles Sportstudio und Nachrichtensendungen strahlten Sequenzen seiner Rede aus. Der Bayerische Rundfunk habe ihn zu einem Live-Auftritt bei Blickpunkt Sport eingeladen. „Aber das werde ich nicht machen.“ Bachmayr ist kein Mann für die Bühne. Er habe gesagt, was gesagt werden musste. Viel wichtiger sei jetzt, „dass sich der Verein mit Kritik auseinandersetzt und sich wieder mit mehr Leuten austauscht – ohne Alleinherrscher.“ 

Zitate aus Bachmayrs Wortbeitrag bei der JHV des FC Bayern:

„Ein Ehrenspielführer ist nicht zu verbannen? Es ist nicht Ihr Stadion und der Verein ist nicht Ihr Eigentum. Paul Breitner hat ausgesprochen, was viele dachten. Und das muss man auch mal aushalten.“
„Ein Verein wie der FCB brauchte zwölf Monate, um einen Sportdirektor zu präsentieren. Das muss ja ein ausgeklügelter Auswahlprozess gewesen sein. Wohlüberlegt. Mit herausgearbeiteten Persönlichkeits- und Tätigkeitsprofilen. Wir sind ja ein Topclub und hochprofessionell. Und dann wurde es Brazzo. Auswahlverfahren: Taxifahrt in China. So überzeugend. Er wusste auf der PK nicht mal seine Tätigkeit zu umschreiben.“
„Wie kann man von Kovac so überzeugt sein (...), ihm drei Jahre zu geben? Und falls doch. Erst verteidigen Sie ihn bis aufs Blut, (...),und letztes Wochenende (...) wurde er öffentlich angeschossen?“
„Wir knausern bei Kroos, de Bruyne oder Sané – geben aber für den gleichen Spielertyp Vidal, Sanches, Tolisso und Goretzka (...) über 100 Millionen aus. Und das ohne Handgeld.“
„Wir gehen PSG übel an als Staatsverein von Qatar. Aber das Sponsoring aus Katar nehmen wir gerne an. Wir rühmen uns zum einen für das Erbe Kurt Landauers, schreiben uns aber die Haltung der Kataris auf die Ärmel.
„Von Ihnen, Herr Hoeneß, wird regelmäßig nachgetreten. Gegen Klinsmann, van Gaal, Nerlinger, Sammer, Costa, Bernat, ja sogar nach Heynckes war zu lesen,als Kovac kam, jetzt würde wieder richtig gearbeitet werden. Ist das das Bild eines Weltvereins im Umgang mit seinen ehemaligen Angestellten?“
„Und zu allem Überfluss hat den neuen Würstlvertrag fürs Stadion wer bekommen? Die Familie Hoeneß – Überraschung. Compliance? Fehlanzeige“

Video: "Schockierter" Hoeneß stellt Zukunft beim FC Bayern infrage

pir

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