Eberl: Ein Bayern-Spieler zu Gladbach? Warum nicht!?

München - Klein beigeben ist nicht seine Sache! Max Eberl, Manager bei Borussia Mönchengladbach, redet sich Niederlagen nicht schön, er will sie gar nicht erst in Betracht ziehen. Auch und erst recht nicht vor der Partie beim FCB. Das tz -Interview!
Update vom 20. März: Spitzenspiel am 26. Spieltag der Bundesliga: Der FC Bayern empfängt Borussia Mönchengladbach am Sonntagnachmittag in der Münchner Allianz Arena. Der Tabellenerste tritt gegen den Tabellendritten an. Zum Spiel FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach bieten wir natürlich wieder einen Live-Ticker.
Herr Eberl, erleben Sie gerade eine ruhige Woche – verglichen mit dem, was zuletzt so los war bei Ihrer Borussia?
Eberl: Ja, wobei ich ehrlich sagen muss, dass wir hier alle ganz gern den Stress vom Donnerstagsspiel mitgenommen hätten. Wir wären sehr gern noch im Achtelfinale der Euro League vertreten.
Ist es nun dennoch etwas leichter sich auf das Spiel beim FC Bayern vorzubereiten?
Eberl: Es gibt einem mehr Möglichkeiten, wenn man die ganze Woche für so eine Partie hat. Man kann mehr trainieren, sich gezielter vorbereiten. Dementsprechend ist es schon bewundernswert, wie Bayern und andere Vereine diesen Rhythmus seit Jahren verarbeiten. Wir hatten das ja auch die letzten beiden Jahre. Und wir hätten es gern auch jetzt noch so gehabt.
Fahren Sie nach München, um zu gewinnen?
Eberl: Ohne eine Kampfansage für die Überschrift liefern zu wollen: Natürlich fahren wir zu einem Bundesliga-Spiel, um es zu gewinnen. Dass die Trauben bei dem einen Klub aber etwas höher hängen als bei dem anderen und sie bei Bayern sogar weit in den Himmel ragen, ist auch klar. Aber es gibt in jedem Spiel eine Chance, wir wollen einfach unsere Leistungsfähigkeit zeigen. Wir fahren nicht dorthin und sagen: Wir wollen es in einem erträglichen Maß halten. Wir wollen dem FC Bayern einen großen Kampf liefern!
Gladbach gehört ohnehin nicht zu den Teams, die in den letzten Jahren regelmäßig vom FCB abgeschossen wurden.
Eberl: Definitiv, die Statistik ist nicht schlecht! Und wenn man die einzelnen Spiele Revue passieren lässt, dann waren da richtig gute dabei. Der Sieg in München nach unserer Relegations-Rettung war sogar ein Schub auf Jahre hinweg. So ein Sieg in München kann eben immer eine Initialzündung sein.
Sie gehören nicht zu denen, die den Schaden einfach nur gering halten wollen. Wie sehr geht Ihnen die Unterwerfung einiger Kollegen gegen den Strich?
Eberl: Wir wissen doch alle, dass Bayern das Maß aller Dinge ist. Aber trotzdem: Die Vereine in der Bundesliga besitzen doch die Qualität, um auch mal den großen FC Bayern zu ärgern. Im Sport besteht immer die Gefahr, dass du ein Spiel verlieren kannst. Aber wenn ich von vornherein mit der Einstellung ins Spiel geh, „bloß nicht zu hoch“, dann werde ich im Sport nichts erreichen. Deswegen wehre ich mich dagegen.
Schon vor dem Spiel klein beizugeben entspricht nicht dem sportlichen Gedanken?
Eberl: Noch mal: Es ist David gegen Goliath, wie oft und in wie vielen Bereichen gibt es das auf der Welt? Im Sport ist es eben manchmal auch so. In diesem einen Spiel versuchst du, Goliath zu ärgern. Für mich ist das ganz normal.
Haben Sie dementsprechend die Worte von Thomas Eichin vor dem Spiel gegen Bayern als erfrischend empfunden?
Eberl: Da will ich mich gar nicht dazu äußern, weil ich eben auch keine Kampfansagen in Richtung München richten will. Die sind ja letztlich auch sinnlos. Es geht nur darum, 90 oder 95 Minuten seine Leistung zu bringen.
Ich frage das deshalb, weil Thomas Eichin in der Folge mit Matthias Sammer aneinandergeraten ist – auf recht persönliche Weise. Auch Sie hatten im Zuge des Sinan-Kurt-Transfers diese Erfahrung gemacht. Sammer nannte Ihre Äußerungen damals „sehr armselig“.
Eberl: Das ist für mich ad acta gelegt. Der Matthias kämpft für seinen Verein, ich für meinen. Da gehören gewisse Kleinigkeiten dazu, auch wenn sie im Rahmen bleiben sollten. Das war aber aus meiner Sicht so.
Ihr Kontakt ist also normal bis gut?
Eberl: Ja, natürlich. Wir hatten damals beide um den Spieler diskutiert, das Thema ist nun erledigt, Sinan ist in München. Matthias und ich tauschen uns aus, wenn wir uns sehen, treten uns freundlich gegenüber. Nachtragend bin ich in dieser Hinsicht nicht.
Treten Sie ihm vielleicht wegen der Personalie Dante demnächst gegenüber?
Eberl: Dante war unser Spieler und wir hatten immer Kontakt, als er weg war. Genau wie wir Kontakt zu Marco Reus oder Marc-André ter Stegen haben. Nur das haben wir kommuniziert.
Herr Eberl, es besteht wirklich kein Interesse an Dante?
Eberl: Er ist ein Bayernspieler, hat unglaubliche Erfolge geschafft und besitzt noch einen Vertrag weit über das Saisonende hinaus. Für mich ist das alles ein Verbot, noch weiter darüber nachzudenken, auch wenn er bei Bayern möglicherweise unzufrieden ist. Gladbach ist aufgrund der finanziellen Möglichkeiten meilenweit davon entfernt, über so einen Spieler nachzudenken.
Ist es denn künftig denkbar, dass ein Spieler von Bayern nach Gladbach wechselt?
Eberl: Warum nicht? Wenn Bayern einen guten, jungen Spieler hat, dann kann es immer die Möglichkeit geben. Wir hatten ja auch über Alessandro Schöpf nachgedacht, beispielsweise.
Stehen Sie derzeit auch im Austausch mit Uli Hoeneß? Es heißt, Sie würden ihn bewundern.
Eberl: Das habe ich immer gesagt, ja. Ich sehe ihn als eine der Persönlichkeiten an, denen ich sehr großen Respekt zolle und denen man auch ein Stück weit nacheifert. Nachdem ich zunächst in der Jugend war bei Bayern und dann als Profi verfolgen durfte, wie er den Klub mit seinen Mitstreitern nach oben geführt hat, entwickelte sich nun mal eine sehr große Wertschätzung. Auch persönlich.
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Sie waren über 15 Jahre im Verein, haben die FCB-Mentalität aufgesogen. Kann man sagen, dass Sie das Mia-san-Mia-Gefühl besser verstehen können als viele Ihrer Kollegen in der Liga?
Eberl: Das glaube ich nicht. Dieses Gefühl ist erst in den vergangenen Jahren so richtig entstanden. Als ich noch in der Jugend war, steckte das alles in den Anfängen. 1989 haben wir ja die erste Meisterschaft für Bayern im Nachwuchsbereich überhaupt geholt, da hatten andere Vereine schon mehrmalig den Titel gewonnen. Was ich aber sehr gut kennengelernt habe, war dieser familiäre Gedanke, der immer schon dabei war. Ich kenne das Bayern-Gen, ich habe es erleben dürfen, ich habe den Verein gelebt. Ja, vielleicht verstehe ich ihn deshalb mehr als andere.
Karl-Heinz Rummenigge war es zuletzt wichtig, dass man im übrigen Deutschland diesen Slogan nicht als Arroganz auslegt.
Eberl: Natürlich ist Bayern selbstbewusst, natürlich dürfen sie sich als Maß der Dinge bezeichnen im Moment. Aber das haben sie sich hart erarbeitet. Es steckt richtig was dahinter, wenn sie diesen Slogan herannehmen. Ich habe das aber nie als Respektlosigkeit anderen gegenüber gesehen.
Genau wie Pep Guardiola gilt Ihr Trainer Lucien Favre als einer der ganz großen Taktikköpfe in Deutschland. Muss man an Ihrer Stelle befürchten, dass er mal als Nachfolger für Guardiola infrage kommt
?
Eberl: Dass Lucien Favre ein herausragender Trainer in der Bundesliga ist, muss ich nicht noch mal extra betonen. Und herausragende Trainer werden immer für große Klubs interessant sein. Wir sind sehr froh, dass wir ihn bis 2017 unter Vertrag haben. Und wir sind ja auch dabei uns zu entwickeln.
Interview: Michael Knippenkötter