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Peter Hermann: Ohne ihn wäre Jupp Heynckes nicht Bayern-Trainer

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Von: Hanna Raif

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„Er versteht den Fußball so wie ich“: Heynckes (r.) über seinen Assistenten Hermann.
„Er versteht den Fußball so wie ich“: Heynckes (r.) über seinen Assistenten Hermann. © imago

Ohne Co-Trainer Peter Hermann wäre Jupp Heynckes kein Bayern-Trainer. Die beiden verstehen sich blind - und haben sich in fünf Jahren noch nicht ein Mal gestritten.

München – Wenn Jupp Heynckes Freitag für Freitag das Podium an der Säbener Straße betritt, sehen die meisten ihm gegenüber sitzenden Anwesenden den Dialog als Wohltat. Nach mehr als vier Jahren mit den Herren Pep Guardiola – oft nicht sehr auskunftsfreudig – bzw. Carlo Ancelotti – Verfechter des Versteckspiels hinter der Sprachbarriere – tut ein auskunftsfreudiger Trainer wirklich gut. Und trotzdem gibt es auch bei dem 72 Jahre alten Rückkehrer Themen, über die er deutlich lieber und ausführlicher spricht als über andere. Eines davon trägt den Namen: Peter Hermann.

Wenn Heynckes auf den Co-Trainer angesprochen wird, dessen Verpflichtung seine einzige Bedingung für den Job als Feuerwehrmann beim deutschen Rekordmeister war, packt er gerne eine bezeichnende Anekdote aus. Sie spielt im Jahr 2009 in Leverkusen und erzählt von einer zweistündigen Diskussion zwischen ihm und dem Mann, mit dem er nun insgesamt fünf Jahre lang zusammenarbeitet. Hermann war damals beim 1. FC Nürnberg beschäftigt, sein Wechsel in den Stab von Heynckes erwies sich als nicht allzu leicht umzusetzen. Also bat der designierte Co- den Cheftrainer zum Gespräch. Schon in diesen 120 Minuten merkte das Duo, dass es beruflich nicht mehr zu trennen sein werde. Heynckes bezeichnet Hermann als „exzellenten Trainer und Branchenkenner, fachlich tadellos“. Und das Wichtigste: „Er versteht den Fußball so wie ich.“

Kritiker werden sagen, Hermann sei ebenso ein wenig „Old School“, auch in Spielerkreisen wird der 65-Jährige teils kontrovers gesehen. Dass Hermann, als Mittelfeldspieler in den siebziger und achtziger Jahren unter anderem für den HSV, Aachen und Leverkusen aktiv, nicht die Aura seines Vorgesetzten umgibt, ändert aber nichts an seiner Kompetenz. Das Rampenlicht, sagt er, hat ihn noch nie gereizt, bewusst ist er seit 28 Jahren „Assistent von“. Er arbeitete unter anderem unter Dragoslav Stepanovic, Christoph Daum, Klaus Toppmöller, Berti Vogts, Michael Skibbe, Bruno Labbadia und Jens Keller. Und natürlich unter Heynckes.

Rund 1,75 Millionen Euro überwiesen die Bayern für Hermann an Fortuna Düsseldorf (wo er Assistent von Friedhelm Funkel war). Das ist Weltrekord für einen Co-Trainer und selbst für diese aufgepumpte Branche ein äußerst ungewöhnlicher Vorgang – aber er war unumgänglich. „Es war klar, dass ich ihn brauche“, sagt Heynckes, der mit Hermann von 2009 bis 2011 in Leverkusen und danach in München gearbeitet und das Triple gewonnen hat. Er kann sich auf seinen Zuarbeiter im Trainingsanzug verlassen – sei es bei der Gegneranalyse oder bei der täglichen Trainingsgestaltung. „Noch nie“, sagt er, „haben wir eine Differenz gehabt.“

Für Hermann ist die Arbeit mit Heynckes „Herzensangelegenheit“, auch wenn sie aller Voraussicht nach nur noch ein halbes Jahr lang fortgeführt werden wird. Danach wird der nach wie vor aktive Läufer womöglich weiter ziehen (wie nach seinem letzten Engagement in München nach Schalke) – aber sicher ist: Ein Podium wird er nie betreten. Er steht gerne im Schatten anderer. Am liebsten in dem von Heynckes.

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