FC Bayern II: Für den Aufstieg muss sich die Seitz-Elf steigern

Die Reserve des FC Bayern führt die Tabelle der Regionalliga in der Winterpause an. Dennoch ist der Traum vom 3.Liga-Aufstieg noch in weiter Ferne.
Holger Seitz hat vor der Saison nicht lange um den heißen Brei herum geredet: „Bei der Qualität unserer Amateure-Mannschaft geht es darum, am Ende der Saison die Meisterschaft der Regionalliga einzufahren“, sagte der 44-Jährige im Juli. Knapp fünf Monate später ist er dem Ziel schon einen guten Schritt näher gekommen. Obwohl seine Mannschaft zwei Spiele weniger als die Verfolger absolviert hat, führt der FC Bayern II mit 44 Punkten die Tabelle an.
Die Meisterschaft soll freilich nur ein Zwischenschritt für die U23 der Roten sein. Übergeordnetes Ziel bleibt die seit Jahren angestrebte Rückkehr in die 3. Liga. Dass Seitz und seinem Team noch ein bayerisches Team in die Quere kommt, ist unwahrscheinlich. Der punktgleiche VfB Eichstätt hat bereits klargestellt, dass der Aufstieg „wirtschaftlich nicht machbar“ sei. Auf Rang drei steht der 1. FC Schweinfurt, der nicht nur eine bittere erste Saisonhälfte hinter sich hat, sondern im Nachholspiel vor Weihnachten in München klar mit 0:4 den Kürzeren gezogen und somit neun Zähler Rückstand auf den FCB hat. Die Unterfranken würden zwar gerne aufsteigen, angesichts des Punkte-Polsters der Bayern glauben wohl nur ausgemachte Optimisten an das Comeback.
Kleine Bayern können für Relegation planen
Im Kampf um die Meisterschaft muss sich der FC Bayern II nur mit Eichstätt messen, die Relegation hingegen ist dem Team kaum noch zu nehmen. Neben Schweinfurt wäre auch Memmingen willig, in die 3. Liga aufzusteigen, doch das Team aus dem Allgäu hat - wie die Unterfranken - schon neun Punkte Rückstand.
Eigentlich also eine „gmahde Wiesn“ für die Bubis von der Säbener Straße, doch der Schein trügt. Nach einem bärenstarken Start mit acht Siegen kam der Motor der Roten in den Heimspielen gegen Aschaffenburg und Buchbach mit zwei Unentschieden erstmals ins Stocken. Danach setzte es die erste Niederlage beim Auswärtsspiel in Rosenheim.
Anfang November folgte der Tiefschlag. Im Heimspiel ging der FCB II klar mit 0:3 gegen Eichstätt unter. Schon in der Vorwoche beim 2:1 gegen Wacker Burghausen schien es so, als ob die Gegner der Regionalliga das System der Roten entschlüsselt hätten. Zwei Standards retteten Seitz und seiner Mannschaft dort noch vor der Niederlage.
Im November gab es keinen Dreier. Nach der Nullnummer gegen Nürnberg reichte es im Grünwalder Stadion gegen Pipinsried dank Torjäger Wriedt noch zu einem umkämpften 1:1. In den letzten beiden Spielen im Jahr 2018 gegen Illertissen und Schweinfurt fand der FCB wieder in die Spur und kehrte an die Tabellenspitze zurück.
Personalprobleme bei den Profis wirken sich auf Amateure aus
Dennoch muss sich die Seitz-Elf erheblich steigern, wenn es in der kommenden Saison wieder ein Münchner Derby im Grünwalder Stadion geben soll. Durch die Verletzungen im Profi-Team stellte sich die Mannschaft von Holger Seitz ein ums andere Mal beinahe selbst auf. Personell wussten Trainer und Team manchmal erst am Spieltag, wer auflaufen kann bzw. darf. Der Südkoreaner Wooyeong Jeong, Meritan Shabani, Paul Will oder Lars-Lukas Mai saßen schon mehrfach auf der Bank bei den Profis.
Deswegen hat der Tabellenführer in der Winterpause nachgelegt. Am letzten Tag des geöffneten Transferfensters verpflichtete der Verein Jannik Rochelt vom FC Memmingen. NLZ-Leiter Sauer sprach nach dem geglückten Wechsel zwar von einem „Vorgriff auf die neue Saison“, mit Blick auf die dünne Personaldecke könnte der 20-jährige Offensivspieler, der als Torschütze und Vorlagengeber bei den Allgäuer glänzen konnte, noch wichtig werden. Außerdem wurden zwei Talente aus der U19 befördert. Daniel Jelisic und Marin Pudic stehen ab sofort im Kader der U23.
Evina geht nach Kiel - Shabani bleibt trotz Ajax-Interesse
Franck Evina hingegen war nicht zu halten. Der 18-jährige Flügelspieler folgte dem Ruf seines ehemaligen FCB-Mentors Tim Walter und wechselte in der Winterpause in die 2. Bundesliga zu Holstein Kiel. Immerhin: Der von Ajax Amsterdam umworbene Shabani blieb doch in München und reiste mit dem Team ins Trainingslager nach Dallas.
Der ballsichere Shabani ist ein wichtiger Baustein bei Holger Seitz, der gerne betont, dass er mit seiner Mannschaft Ballbesitz-Fußball spielen möchte. Einige Teams haben sich darauf inzwischen sehr gut eingestellt und stehen tief. Gelingt den kleinen Bayern kein früher Treffer, ergeben sich mit zunehmender Spieldauer dann immer wieder Räume, die Pipinsried oder Eichstätt bei den Heimspielen der kleinen Bayern eiskalt ausgenutzt haben.
Als Gegner in der Relegation wartet aller Voraussicht nach die Reserve des VfL Wolfsburg. Die Mannschaft von Trainer Rüdiger Ziehl hat nach 22 von 34 Spielen in der Regionalliga Nord bereits neun Zähler Vorsprung auf den VfB Lübeck. Es riecht also nach einem Aufstiegsduell zweier Bundesliga-Nachwuchsteams. Ein möglicher Vorteil der Niedersachsen: Während es beim FC Bayern kaum vorstellbar ist, dass im Aufstiegskampf Profis im Regionalliga-Team aushelfen, könnte der VfL den einen oder anderen Bundesliga-Kicker für die zweite Mannschaft abstellen...