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Gescholtener Bayern-Star im knallharten Zahlen-Check: Wie wertvoll ist Lewy wirklich?

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Von: Jonas Austermann

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Bayern München - FC Schalke 04
Im Zentrum einer hitzigen Debatte: Bayern-Goalgetter Robert Lewandowski. © dpa / Matthias Balk

Die von dem früheren Fußball-Nationalspieler Dietmar Hamann ausgelöste Debatte um Robert Lewandowskis sportliche Qualitäten spitzt sich weiter zu. Hasan Salihamidzic verteidigt seinen Stürmer.

München - Der Zoff um Robert Lewandowski erlebte am Wochenende seinen vorläufigen Höhepunkt. Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic stänkerte gegen Dietmar Hamann, der Sky-Experte antwortete am Sonntag darauf. Der Ex-Profi erklärte: „Meine Aussage bezieht sich auf eine Entwicklung in den letzten zwölf bis 18 Monaten. Da war die Wechselsaga vor der WM, er hat den Berater gewechselt. Er hat gesagt, dass er die Champions League gewinnen und sich möglicherweise verändern will. Das waren einige Sachen, die mir nicht gefallen haben.“ 

Robert Lewandowski im tz-Faktencheck

Der tz-Faktencheck zeigt allerdings: In den letzten eineinhalb Jahren hat Lewandowski sportlich kaum nachgelassen. In der laufenden Spielzeit machte der Pole 28 Partien in Liga, Pokal und Champions League. Die Ausbeute: 22 Tore, elf Vorlagen. Lewy braucht im Schnitt 115 Minuten für ein Tor, schießt pro Spiel vier Mal aufs gegnerische Tor. Die Zahlen aller Bayern-Saisons zeigen, dass er in der Vergangenheit noch häufiger einnetzte, den Bestwert erreichte der Angreifer 2016/17 mit 91 Minuten pro Tor. Aber auch mit dem aktuellen Schnitt liegt Lewandowski im europäischen Mittelstürmer-Vergleich weit vorne. Cristiano Ronaldo (131 Minuten/Tor), Karim Benzema (154) und Luis Suarez (156) treffen seltener. Unter anderem Sergio Aguero (95) und Edinson Cavani (88) sind gefährlicher als Lewy.

Auffällig: Der Bayern-Knipser schießt deutlich häufiger als die genannten Kollegen aufs Tor. Nur Juve-Star Ronaldo (6,4 Schüsse pro Spiel) braucht noch mehr Anläufe. Hamann meinte über Lewandowski: „Er hat jetzt zwei gute Spiele gemacht, warten wir mal die nächsten drei, vier Monate ab. Die großen Aufgaben kommen noch.“ Nicht das erste Mal wird dem Polen damit vorgeworfen, in den entscheidenden Partien nicht zu treffen. In der K.o.-Phase der Champions League kam Lewy in den letzten vier Spielzeiten allerdings auf elf Tore in 20 Einsätzen – trifft immerhin noch alle 156 Minuten. Nur, wer der beste Stürmer der Welt sein will, der muss sich eben dem Vergleich mit CR7 stellen. Und Ronaldo ballert in der Königsklasse erst so richtig los, wenn’s um was geht. Seit 2014/15 traf er in 26 Spielen 26 Mal. Schon in Liverpool könnte Lewy aufholen – und Hamann verstummen lassen?

Saison 2014/15: 25 Tore

Saison 2015/16: 42 Tore

Saison 2016/17: 43 Tore

Saison 2017/18: 40 Tore

Saison 2018/19: Bisher 22 Tore

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Die Top-Stürmer im Vergleich

Cristiano Ronaldo: Juves Star steht bei 19 Toren (zehn Assists), trifft alle 131 Minuten. Gibt im Schnitt sechs Schüsse ab.

Sergio Aguero: ManCitys Angreifer schoss 20 Tore, legte fünf Mal auf. Alle 95 Minuten klingelt’s – bei vier Versuchen pro Spiel.

Karim Benzema: Reals Garant kommt auf 17 Treffer und sechs Vorlagen. Benzema ist alle 154 Minuten erfolgreich.

Luis Suarez: Barcas Stürmer traf 16 Mal (acht Assists), schlägt alle 156 Minuten zu – bei dreieinhalb Versuchen.

Roberto Firmino: Liverpools Spitze traf elf Mal (fünf Assists). Durchschnitt: Ein Treffer in 233 Minuten, zwei Torschüsse.

Edinson Cavani: Der PSG-Uru steht bei 21 Toren (acht Vorlagen). Alle 88 Minuten kracht’s bei drei Schüssen pro Partie.

Vorwurf: launische Diva

Dietmar Hamann bezog sich mit seiner Lewandowski-Kritik nicht nur auf die nackten Zahlen. Dem TV-Experten missfällt auch, dass der Pole oft abwinkt und zuweilen einen lustlosen Eindruck erweckt. Vor allem bei ausgebliebenen Zuspielen von Arjen Robben ärgerte sich Lewy in der Vergangenheit besonders theatralisch, bei Toren des Niederländers schien ihm der Jubel sehr schwer zu fallen. Schon zu Dortmunder Zeiten wirkte der Knipser immer dann besonders gereizt, wenn der ganz große Erfolg ausblieb oder er von den Mitspielern nicht so mit Pässen versorgt wurde wie gewünscht. 

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In München gehört Lewandowski schon länger zum Mannschaftsrat, seit der Winterpause lief er zudem zwei Mal als Kapitän auf. Die neue Verantwortung scheint dem Polen gut zu tun, er kennt diese Rolle von der Nationalmannschaft. Besonders untypisch für Lewy: nach dem verunglückten Fallrückzieher gegen Schalke, der zur Vorlage für Serge Gnabry wurde, feierte er mit einem breiten Grinsen.

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