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Kurzschluss in Bochum: Bayern-Trainer Nagelsmann mit bemerkenswerter Reaktion

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Von: José Carlos Menzel López

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Blamiert und erschüttert: Die Bayern-Stars Sané, Lewandowski und Kimmich (v.l.) sind bedient.
Blamiert und erschüttert: Die Bayern-Stars Sané, Lewandowski und Kimmich (v.l.) sind bedient. © Stefan Matzke/sampics

Wie groß ist die Krise des FC Bayern? Die Analyse der verheerenden Pleite des Meisters in Bochum zeigt, dass sich die Nagelsmann-Elf vielleicht zu sehr auf die eigene Offensiv-Stärke verlässt.

Bochum - An der Castroper Straße haben sie dank der Bayern sogar zum Aberglauben zurückgefunden. „Machen wa jetz imma“, scherzte der bestens gelaunte Bochumer Pressechef nach Schlusspfiff bei der Medienrunde und spielte damit auf den Stromausfall im Ruhrstadion an, der über weite Teile der ersten Halbzeit sogar die Bratwurstversorgung gefährdete. Was die 8500 zugelassenen Fans weitaus mehr erstaunte:

FC Bayern: Match gegen Aufsteiger Bochum endet für den Meister in Totalausfall

Ihre Mannschaft, jene, die sich im September in der Allianz Arena in Fröttmaning noch sieben Gegentore eingefangen hatte, sorgte diesmal beim Rekordmeister FC Bayern für einen Kurzschluss. 4:2 stand es nach 90 Minuten aus Sicht des leidenschaftlich aufspielenden Aufsteigers. Was als lockerer Aufgalopp für die anstehenden Wochen der Wahrheit angepriesen wurde, endete für den Meister in einem Totalausfall. Und zwar einem, der Fragen aufwirft. Unsere Zeitung liefert die Antworten:

Was stimmt mit den Bayern nicht? Es ist nicht das erste Mal, dass die Schützlinge von Julian Nagelsmann in der laufenden Saison derart unter die Räder kommen. Vor knapp vier Monaten schieden die Münchner nach einer 0:5-Abreibung in Gladbach krachend aus dem DFB-Pokal aus. Nun das Déjà-vu in Bochum, das Joshua Kimmichs Kragen zum Platzen brachte. „Jeder Einzelne muss sich fragen, ob das alles ist, was wir jede Woche auf den Platz bringen. Es passiert zu oft. Das kenne ich von uns aus der Vergangenheit nicht, dass wir mehrfach vier, fünf Tore kassieren“, so der Nationalspieler. „Zum Glück war es in der Bundesliga und wir hatten neun Punkte Vorsprung.“ Am Sonntag schrumpfte das Polster durch Dortmunds 3:0-Sieg bei Union Berlin auf sechs Zähler.

FC Bayern: Klartext von Bayern-Legende Didi Hamann bei Sky

Hat der FC Bayern ein Langzeit-Problem? Mit Blick auf die defensiven Leistungen zuletzt schon. In Bochum erwischte die Abwehr wieder einen rabenschwarzen Tag. Klartext gab es diesbezüglich von Bayern-Legende Didi Hamann. Bei Sky analysierte er trocken: „Sie kassieren schon die ganze Saison über zu viele Tore. Sie sind hinten viel zu offen. Sie haben heute wieder mit fünf Offensiven gespielt, sie sind sehr offensiv aufgestellt und der Plan ist im Moment, mehr Tore zu schießen als der Gegner. Und ich glaube, der Trainer nimmt es ein Stück weit in Kauf, dass sie hinten anfällig sind. Auf Sicht müssen sie einfach anders Fußball spielen.“ Oder sich hinten verstärken.

Kimmich: „Müssen uns fragen, ob das die Mentalität des FC Bayern ist“

Ist es eine Mentalitätsfrage? Ein Satz in Kimmichs Wutrede blieb besonders haften. „Wir müssen uns fragen, ob das die Mentalität des FC Bayern ist“, sagte er und traf damit offensichtlich auch bei Nagelsmann einen Nerv. Der Cheftrainer war nach Abpfiff nämlich dabei, zuzugeben, dass er sich in gewisser Weise vercoacht hatte. „Natürlich kritisiere ich mich auch selber, wenn die Idee nicht top aufgegangen ist“, gestand er. „Normal muss ich früher umstellen.“

Als der Fußballlehrer jedoch auf Kimmichs Kritik an den Wesenszügen seiner Mannschaft angesprochen wurde, fügte er hinzu: „Wenn Jo so gesprochen hat, wird auch ein Fünkchen Wahrheit dahinterstecken. Das sollte allen eine Lehre sein.“

Das war heftig: Der Halbzeitstand in Bochum.
Das war heftig: Der Halbzeitstand in Bochum. © Stefan Matzke/sampics

Gibt es Ausnahmen? Eine einzige: Robert Lewandowski. Normalform hatte – wie so oft – nur der Weltfußballer, der mit einem Doppelpack und einem Freistoß an den Querbalken fast für das (x-te) Wunder im Alleingang gesorgt hätte. Die Form des Polen bleibt die einzig positive Nachricht mit Blick auf das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League am Mittwoch in Salzburg.

Droht gegen Salzburg der nächste Rückschlag? Die Österreicher haben jedenfalls Blut geleckt. „In unseren Augen nicht“, antwortete Karim Adeyemi auf die Frage, ob die Bayern denn nun der Favorit seien. Der Angreifer, der ähnlich viel PS mitbringt wie die Bochumer Flügelspieler, ergänzte: „Wir wollen das Spiel gewinnen.“

Keine drei Tage bleiben den Bayern, um den Schalter wieder umzulegen. Am besten den Hauptschalter. In der Königsklasse gehen die Lichter schließlich wesentlich schneller aus als an der Castroper Straße.

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