Topspiel gegen BVB: Sportpsychologe nennt den entscheidenden Vorteil für den FCB

So eine Bundesliga-Partie gab es noch nie: FCB und BVB treffen am 26. Mai in ihrem ersten Geisterspiel aufeinander. Ein Sportpsychologe erklärt, was das bedeuten kann.
- Am 26. Mai steigt das Spitzenspiel der Bundesliga* in der Corona-Krise*.
- Der BVB empfängt den FCB* wegen der Auflagen im leeren Signal-Iduna-Park.
- Ein Sportpsychologe erklärt, welche Auswirkungen das auf die Performance haben kann.
München - Die Reisen nach Dortmund gehören für den FC Bayern* zu den unangenehmeren Aufgaben in der Bundesliga*. Den letzten Münchner Sieg im Signal Iduna Park gab’s vor drei Jahren, daran haben auch die BVB-Anhänger ihren Anteil, die das Stadion regelmäßig in ein Tollhaus verwandeln. Am Dienstag (18.30 Uhr, Sky) aber ist alles anders: In Dortmund kommt es zum Geister-Gipfel* zwischen BVB und FCB. Für wen ist das ein Vorteil? Die tz hat bei Sportpsychologe Matthias Herzog nachgefragt.
Borussia Dortmund - FC Bayern München: „Die Gelbe Wand fehlt“
„Sowohl das leere Stadion, als auch die aktuelle Verfassung sprechen für die Bayern“, meint der Experte und erklärt: „Die Gelbe Wand (Südtribüne, Anm. d. Red) wird nicht umsonst der zwölfte Mann genannt. Sie treibt die Dortmunder Spieler an und pfeift die Bayern aus. Diese Stimmung fehlt heute komplett!“
Und Herzog ist sich sicher, dass ein Pfeifkonzert selbst an einigen Bayern-Profis nicht ganz spurlos vorbei geht. „Oliver Kahn war ein Typ, der sich davon hat motivieren lassen, aber das ist nicht bei allen so. Einige Spieler werden durch die Pfiffe schon negativ beeinflusst, gerade die jüngeren“, so der Psychologe.
Dass der BVB und die Bayern seit dem Liga-Restart* eine makellose Bilanz vorweisen können, kommt für Herzog nicht von ungefähr. Er erklärt: „Die guten Spieler sind häufig nicht zwingend die besseren Fußballer. Der Hauptunterschied zwischen Spielern von kleineren Vereinen und von Top-Klubs ist die Psyche.“
Mehr zum Geister-Gipfel im Video: Favre hofft auf Hummels-Einsatz gegen Bayern
Bundesliga-Start in Corona-Krise: „Mental starke Spieler schaffen es, ....“
Die mentale Stärke sei das große Plus der Spitzenklubs, besonders in Zeiten der Geisterspiele. Herzog: „Die Top-Spieler haben ein Selbstverständnis im Sinne von ‚Ich bin ein geiler Typ, ich kann richtig gut Fußball spielen – und das bekomme ich auch ohne Fans hin.‘“ Und diejenigen, denen diese absolute Überzeugung fehlt, seien laut des Sportpsychologen anfälliger für Selbstzweifel. „Sie wissen, dass sie das Publikum brauchen, um ihre beste Leistung zu zeigen“, sagt Herzog.
Was rät der Experte den Fußballern im Umgang mit der gespenstischen Stimmung in den Arenen der Republik? „Mental starke Spieler schaffen es, Zuschauer auszublenden – etwa bei einem Elfmeter vor der Gelben Wand in Dortmund. Und genau das funktioniert auch anders herum. Wenn keine oder kaum Geräusche im Stadion zu hören sind, kann sich ein mental starker Spieler vorstellen, es wären Geräusche da.“
BVB - FCB im Geisterspiel: „Zuschauer sind ein großer Faktor“
Das könnte helfen, um sich den Wettbewerbscharakter der Geisterspiele zu verallgegenwärtigen. „Im Training spielt ein Profi immer mit angezogener Handbremse. Und es ist viel leichter, den Hebel umzulegen, wenn Fans im Stadion sind“, meint Herzog. „Die Zuschauer sind ein großer Faktor, um zwischen Training und Spiel zu unterscheiden.“
Auch ohne Zuschauer – heute dürfte allen Spielern bewusst sein, was die Stunde geschlagen hat.
*tz.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.