Effenbergs Streichliste für den FC Bayern: Gleich sechs Stars sollen gehen

Der FC Bayern ohne seine Weltmeister-Säule und „Robbery“? Das könnte schon bald Realität werden, zumindest, wenn es nach Stefan Effenberg geht.
München - Beim deutschen Rekordmeister kriselt es. Nicht nur die drei sieglosen Spiele in Folge bereiten den Münchner Fans Sorge, auch die zuletzt aufgekommenen Gerüchte um die Unzufriedenheit einiger Spieler in der Mannschaft lässt Schlimmes vermuten. Stefan Effenberg, früherer Bayern-Profi, fordert im kommenden Sommer einen großen Umbruch beim FCB und nennt mit Arjen Robben, Franck Ribéry, Mats Hummels, Manuel Neuer, Jerome Boateng und Robert Lewandowski gleich sechs Stars, die die Münchner abgeben sollten.
Video: Stefan Effenberg: „Die Leistungskurve geht jetzt eher nach unten“
In seiner Kolumne für das Nachrichtenportal t-online betont Effenberg, dass der FC Bayern diese Saison noch „hinbekommen“ werden, doch mittelfristig gebe es ein Problem. „Neben Robben und Ribéry gibt es mit Lewandowski, Boateng, Hummels und Neuer einige Personalien, über die sie sich Gedanken machen müssen. Diese Spieler waren die Säulen in den letzten Jahren – allerdings auch ohne den großen Triumph in der Champions League in den letzten fünf Jahren“ , hebt Effenberg hervor.
Video: Effenberg und Ilgner über Bayerns Boateng
Mehr noch, der frühere Nationalspieler rechnet mit einem herben Leistungsabfall der Genannten: „Die Leistungskurve geht jetzt eher leicht nach unten statt nach oben. Die werden in den nächsten ein, zwei Jahren nicht mehr diese absolute Top-Leistung bringen, weshalb sich Bayern vielleicht schon im Laufe dieser Saison nach Alternativen umschauen muss.“ Der Rat zum Verkauf von Manuel Neuer und Mats Hummels - das hört man auch nicht alle Tage. Doch welche Lösungen hat Effenberg als Alternativen im Kopf?
Jedenfalls nicht die jüngsten Neuzugänge. „Sie haben sich zuletzt verstärkt mit Gnabry, Goretzka oder Süle. Die Frage muss erlaubt sein, ob das für Bayern München reicht. Da zweifle ich Stand heute dran. Das sind alles wunderbare junge Spieler mit Potenzial – aber wenn die jetzt in den Fokus rücken in den nächsten ein, zwei Jahren, dann weiß ich nicht, ob sie das schaffen“, haut der 50-Jährige weiter auf den Putz.
Rat an Niko Kovac: Auch nach der Länderspielpause nicht rotieren
Und was ist mit dem neuen Trainer Niko Kovac? Schon vor wenigen Tagen hatte Effenberg im „Check24 Doppelpass“ auf Sport1 dem Bayern-Coach davon abgeraten, weiter durchzurotieren. Einen Rat, den er nun untermauert: „Jetzt sage ich: Kovac sollte auch nach der Länderspielpause nicht mehr rotieren. Das kann man alles machen, wenn man zehn bis 15 Punkte Vorsprung hat. Aber nicht jetzt.“ Vor allem die Auswechslungen der Altstars Ribéry und Robben kann Effenberg nicht verstehen. Seiner Meinung nach könne das in Zukunft für reichlich Ärger sorgen. Dafür gebe es einen guten Grund.
„Wenn dahinter je ein Spieler auf Augenhöhe wäre, dem die Zukunft gehören würde, dann wären die Auswechslungen verständlich. Aber das ist nicht gegeben. Gnabry ist noch nicht da, wo er sich vielleicht auch selbst sieht. Und Coman ist lange verletzt“ , gibt sich Effenberg skeptisch. Im Kader der Münchner stehe aktuell niemand, der für „Robbery“ reinkommen und für neuen Schwung sorgen könne. Somit seien Auswechslungen der beiden nur schwer nachzuvollziehen.
Sein Rat an Kovac: „Ich würde Robben und Ribéry deshalb immer spielen lassen – sofern sie fit sind. Und wenn sie von Beginn an spielen, gehe ich davon aus, dass sie zu hundert Prozent fit sind. Ich würde Ihnen sagen: ‚Passt mal auf: Ihr hebt den Arm, wenn es eng wird – bis dahin spielt ihr.‘ Man muss ihnen dann einfach vertrauen.“ Bisher lief die Rotationsmaschinerie in dieser Saison unter Kovac auf Hochtouren, wie ein Blick auf die Statistik zeigt.
Stefan Effenberg: „Dann ist es einfach, gegen die Bayern zu verteidigen“
Nicht nur die Rotation, auch die Spielweise der Roten bereitet Effenberg Sorgen. „Wenn er [Kovac, Anm. d. Red.] über die Außen kein Tempo reinbekommt, dann ist das zu statisch, durchschaubar und dünn. Dann ist es einfach, gegen die Bayern zu verteidigen, weil die zweite und dritte Idee nicht da ist oder nicht zündet“ , kritisiert der ehemalige Mittelfeld-Star. Und Effenberg wäre nicht Effenberg, wenn er nicht auch dafür eine Idee parat hätte.
Wenn das Spiel über die Außen nicht funktioniere, brauche man einen Plan B, der am besten mit Kreativität zu tun hat. „Einer, der die versprüht, sitzt auf der Bank: James. Der hat das Auge und kann tödliche Pässe spielen. Ich finde deshalb: Der FC Bayern beraubt sich gerade selbst seiner stärksten Waffen. Mit den Auswechslungen von Robben und Ribéry – und mit der Nichtberücksichtigung von James“, versteht er den Unmut des kolumbianischen Mittelfeldstars. Dieser wurde zuletzt immer wieder mit einer Rückkehr zu Real Madrid in Verbindung gebracht.
Trotz aller Kritik nimmt Effenberg Kovac auch in Schutz und fordert, dass man nicht alles negativ sehen soll. Dass die Kritik in den Medien so hohe Wellen schlägt, liege auch an Kovacs vergleichsweise geringen Trainer-Erfahrung. „Niko Kovac hat jetzt dreimal nicht gewonnen – bei einem Jupp Heynckes würde man da nie drüber reden – also zumindest nicht über die Person Heynckes“, ist sich Effenberg sicher. Ebenso sicher ist er sich, dass Kovac aus dieser Situation herauskommt - wenn er denn die richtigen Entscheidungen trifft. Am Samstag steht das Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr) an. Ein Sieg ist nach den letzten turbulenten Tagen Pflicht.
nc