Bayern-Fans verklagen Freistaat Bayern – „Schlimmste Minuten meines Lebens“

Der gewaltsame Polizei-Einsatz gegen Anhänger des FC Bayern beim Spiel gegen Türkgücü München hat für die Justiz ein Nachspiel. Ein elfjähriger Sohn und sein Vater klagen.
München – Das Wiederholungsspiel zwischen Türkgücü München und den Amateuren des FC Bayern am Mittwochabend (15. März) war eine klare Nummer. Die Mannschaft von FCB-Trainer Holger Seitz setzte sich ohne größere Probleme mit 3:0 durch und feierte den vierten Sieg im vierten Spiel des Jahres.
Dennoch sagte Seitz nach dem Spiel: „Das war nicht das, was wir alle wollen.“ Bei seiner Aussage bezog sich der 48-Jährige allerdings nicht auf das Sportliche auf dem Platz, sondern die Atmosphäre im Grünwalder Stadion. Diese erinnerte nämlich – trotz einiger Anhänger FCB-Anhänger vor dem Stadion – an die trostlosen Geisterspiele der Corona-Zeit.
FC Bayern: Polizei-Einsatz führt zu Spielabbruch im November
Das hatte allerdings nichts mit der fehlenden Bereitschaft der Fans zur Unterstützung zu tun, sondern viel mehr damit, dass es sich tatsächlich um ein Geisterspiel handelte. Das hatte der BFV entschieden, nachdem die ursprüngliche Partie Ende November nach nicht mal 120 Sekunden abgebrochen wurde.
Der Grund für den Abbruch: Ein Banner der Bayern-Anhänger mit der Aufschrift „FC Bayern Fanclub Kurdistan“, von dem sich einige Türkgücü-Verantwortliche und Fans provoziert sahen. Das Banner zeigt im Übrigen keine verbotenen Inhalte und war auch schon bei früheren Spielen im Bayern-Fanblock gesichtet worden.
Verletzte FC-Bayern-Anhänger: „Wir hatten nichts mit der Sache zu tun“
Viel mehr als das Banner an sich stand im Nachgang des Spiels allerdings der daraus resultierende Polizei-Einsatz in der Kritik. In den sozialen Medien kursierten mehrere Videos, die ein völlig überzogenes Eingreifen der Polizei naheliegen lässt – obwohl das Banner schon längst nicht mehr sichtbar war. Insgesamt kam es beim Einsatz zu 19 Verletzten (zehn Polizisten, neun FCB-Fans). Unter den verletzten Bayern-Anhängern war auch ein elfjähriger Junge und sein Vater.
Und genau dieser Bub klagt jetzt gemeinsam mit seinem Vater gegen den Freistaat Bayern aufgrund des aus ihrer Sicht übertriebenen Polizei-Einsatzes. „Wir hatten nichts mit der Sache zu tun. Wir leben in einem Rechtsstaat. Wir wollen das Vertrauen zu ihm wiedergewinnen“, sagt der Vater gegenüber der SZ zur Begründung.
Fan-Club „Club Nr. 12“ unterstützt Kläger
Sowohl Vater als auch Sohn wurden Opfer des wahllosen Einsatzes von Pfefferspray. Der Sohn berichtet sogar von Albträumen in den beiden Nächten nach dem Polizei-Einsatz in Heimstetten. Mittlerweile gehe es ihm aber wieder gut. Auch der Vater spricht „von den schlimmsten Minuten meines Lebens“.
Bei ihrer Klage können Vater und Sohn auch auf die Unterstützung des Bayern-Fanclubs „Club Nr. 12“ zählen, der schon kurz nach dem Spiel den „unverhältnismäßigen und extrem gewalttätigen Polizeieinsatz“ verurteilt hatte. In einem Statement auf Facebook wies der Fanclub auch nochmal daraufhin, dass „es im Heimblock keinerlei Hinweise darauf gab, das Spielfeld zu betreten oder gar zu stürmen, wie dies von der Polizei als Hauptgrund für deren Einsatz angeführt wurde.“ (kk)