Nagelsmann nach Niederlage grantig: Kimmich kassiert live im TV einen Rüffel

Der FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach standen sich zum Auftakt der Bundesliga-Rückrunde gegenüber. Wir fassen die Stimmen zum Spiel zusammen.
München - Der FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach eröffnen das Bundesliga-Jahr 2022! Zum Auftakt der Rückrunde standen sich die beiden Mannschaften in der Münchner Allianz Arena gegenüber. Und natürlich gab es vorab schon eine Menge Gesprächsstoff.
Im Mittelpunkt der Diskussionen war die Corona-Situation beim Rekordmeister. Ganze zehn Fälle gab es zuletzt an der Säbener Straße, dementsprechend ersatzgeschwächt ist der Kader des Tabellenführers. Trainer Julian Nagelsmann hatte trotzdem noch eine Mannschaft mit Weltklasse-Potenzial zur Verfügung. Schließlich liefen Spieler wie Robert Lewandowski, Thomas Müller, Serge Gnabry oder Joshua Kimmich gegen die Fohlen auf.
Was sagen die Verantwortlichen zur derzeitigen Lage? Und wie ist ihre Einschätzung zum Spiel? Wir fassen die Stimmen rund um die 1:2-Pleite der Münchner zusammen.
Julian Nagelsmann (Trainer FC Bayern München) über ...
... die Pleite: „Wir haben die ersten 25 Minuten sehr gut gespielt, waren sehr dominant. Dann kriegen wir zwei Situationen. Das 1:1 ist sehr ärgerlich, keine gute Flanke, wir verteidigen es schlecht. Wir wollen mit der Hacke klären ... wenn man die einfach und sauber klärt, passiert gar nichts.“
Das 1:1 wird nochmal gezeigt, Nagelsmann sieht den Querschläger von Kimmich erneut und sagt: „Es wird nicht besser, wenn ich es mir nochmal anschaue, ehrlich gesagt. Eigentlich leicht zu verteidigen.“
... die Besetzung: „Ein Marcel Sabitzer auf der Linksverteidiger-Position verteidigt schon anders als ein Davies. Wenn wir tief sind, haben wir aktuell nicht das geeignetste Spielerprofil, aber wir haben halt aktuell nicht mehr. Hoch haben wir es im Pressing gut gemacht. Es ist in meinen Augen schon eine unverdiente Niederlage, auch wenn Gladbach noch Konterchancen hatte. Ganz so schlecht haben wir es heute nicht gemacht.“
... die Leistung: „Ich finde schon, dass wir gut performt haben. Kimmich und Sabitzer auf ungewohnten Positionen, neun bis zehn Wochen kein Spiel. Es ist körperlich ein anderes Profil. Außer den 15 Minuten vor der Pause haben wir eigentlich ein gutes Spiel gemacht.“
Adi Hütter (Trainer Borussia Mönchengladbach) nach dem Spiel über ...
... das Spiel: „Unverdient war es nicht. Wenn man die Chancen zusammenzählt, hatten wir auch einige. Ich möchte meiner Mannschaft heute ein Riesenkompliment aussprechen. Sie hat kämpferisch, läuferisch und spielerisch dagegen gehalten.“
... Florian Neuhaus: „Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Er kann im offensiven Mittelfeld gut spielen, auf der Sechs sehe ich ihn nicht so gerne. Er hat vorne seine Qualität und das hat er heute wieder unter Beweis gestellt.“
Thomas Müller (Mittelfeldspieler FC Bayern München) nach dem Spiel über ...
... das 1:1 und den weiteren Spielverlauf: „Es war zumindest ein unplanmäßiges Ereignis. Wir hatten eigentlich alles im Griff, waren verdient vorne, hatten ein Übergewicht. Gladbach hat nicht stattgefunden. Wir haben dann den Ball nicht richtig klären können und dann macht ihn der Flo gut rein. Auf einmal steht es 1:1. Dann kriegen wir noch eine Standardsituation. Wir waren in der ersten Halbzeit schwach. Wir haben nicht gut verteidigt. Man hat gesehen, dass Gladbach in der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit ins Spiel kam. Wir haben unseren Beitrag dazu geleistet, weil wir nicht so ballsicher waren. Dann haben wir es nach der Pause noch versucht. Wir machen es nicht schlecht, natürlich nicht perfekt, schließlich waren die Vorzeichen alles andere als rosig. Wir waren aber gut genug, um konkurrenzfähig zu sein, aber es war halt heute nicht so. Yann Sommer hat selbst ordentlich gehalten, aber es war auch Aluminium dabei. Wir hatten immer noch sehr viel Qualität auf dem Platz. Und dann darf es uns nicht passieren, dass wir so viele Ballverluste im letzten Drittel hatten. Gladbach ist in dieser Saison und grundsätzlich in den letzten Jahren nicht unser Lieblingsgegner.“
... die Frage, ob Bayern mit vollem Kader gewonnen hätte: „Das weiß ich nicht. Beim Fußball kann viel passieren. Wir hätten vielleicht mehr Optionen gehabt. Ich weiß es nicht, es ist müßig, über hypothetische Sachen zu diskutieren. Keiner wird sagen, dass Gladbach hier ein schwaches Spiel gemacht hat. Aber...verdient war‘s, glaube ich, nicht.“
Christoph Kramer (Mittelfeldspieler Borussia Mönchengladbach) nach dem Spiel über ...
... den Sieg gegen Bayern: „Sie haben die Chancen nicht gemacht. Wir sind nicht verkehrt reingekommen. Wir haben es in der Pause angesprochen, dass wir viele Löcher in ihrer Hälfte vorfinden, wo wir hätten reinspielen können. Dann haben wir sie krass wieder ins Spiel kommen lassen. Aber wenn du in München gewinnen willst, brauchst du Glück. (...) Wir sind am Anfang vorne mit einer Spitze und zwei Zehnern angelaufen, dann sind wir mit zwei Spitzen und einem Zehner angelaufen. Das sind Kleinigkeiten, um die es geht. Dann sieht es gleich nach mehr Intensität aus.“
... dezimierte Münchner: „Da müssen wir nicht drüber reden, dass sieben sehr gute Spieler gefehlt haben. Trotzdem standen elf Spieler auf dem Feld, über die 17 Bundesligisten froh wären. Wir haben nicht gegen die beste Bayern- Elf gespielt, aber gegen eine sehr, sehr gute.“
Yann Sommer (Torhüter Borussia Mönchengladbach) nach dem Spiel über ...
... den Dreier: „Bayern hat viel Druck gemacht, natürlich probieren sie alles, wenn sie hinten sind. Wir hatten in manchen Situationen Glück. Aber es war sehr wichtig, hier drei Punkte zu holen. Es ist extrem wichtig, dass wir jetzt Konstanz reinbekommen. Es ist super, dass wir gegen Bayern gewonnen haben. Aber jetzt müssen wir weitermachen.“
... das „wahre“ Gladbach: „Wir waren in vielen Phasen so, wie wir sein wollen. Mutig, aggressiv in den Zweikämpfen und im Gegenpressing. Das ist das, was wir brauchen.“
Florian Neuhaus (Mittelfeldspieler Borussia Mönchengladbach) nach dem Spiel über ...
... den Sieg: „Wichtig war, eine Reaktion zu zeigen. Das ist uns gelungen, wir haben nicht unverdient hier gewonnen.“
... den Sieg im Pokal gegen die Bayern: „Im Vorfeld wurde das natürlich thematisiert. Heute war es aber ein neues Spiel, wir hatten anfangs Probleme. Bayern geht nicht unverdient in Führung, aber wir konnten noch vor der Halbzeit zurückkommen.“
... sein Tor: „Der Ball sprang ein bisschen glücklich vor meine Füße, aber ich bin natürlich froh, dass er reingegangen ist.“
... das Spiel: „Wir haben unseren Matchplan umgesetzt. Bayern hatte viele Ausfälle, aber wir haben uns nicht beunruhigen lassen. Wir wollten natürlich unbedingt spielen, ich denke, das hat man auch gesehen.“
Hasan Salihamidzic (Sportvorstand FC Bayern München) vor dem Spiel über ...
... eine mögliche Absage: „Wir haben mit der DFL diskutiert, ob es richtig ist, heute zu spielen. Wir haben wenige Spieler, aber die DFL hat das so entschieden. Wir haben das akzeptiert und werden alles versuchen, das Spiel heute zu gewinnen. Über einen möglichen Nachholtermin haben wir nicht wirklich diskutiert, es geht letztlich um die Gesundheit der Spieler. Mit dem Gesundheitsamt sind wir schon die ganze Zeit im Austausch. Das funktioniert einwandfrei. Ich habe natürlich meinen Kollegen informiert, dass wir wenige Spieler haben. Aber jetzt muss man das auch beiseiteschieben und spielen.“
... die infizierten Spieler: „Es gibt leichte Symptome, wir sind im Austausch. Es läuft alles ruhig, es geht allen gut.“
... den Weihnachtsurlaub der Stars: „Vor der Pause haben wir mit den Spielern gesprochen. Aber sie haben ihren wohlverdienten Urlaub angetreten, um sich mit ihrer Familie zu treffen oder auszuruhen. Dass sich einige Spieler jetzt angesteckt haben, werfe ich ihnen nicht vor.“
... die Bank: „Wir haben da Top-Talente am Campus. Ari Ibrahimovic, Paul Wanner, Lucas Copado - die sind alle dabei. Wir sind traurig, dass unsere Profis nicht dabei sind. Aber das kann auch eine Chance für den einen oder anderen sein.“
... über seinen Neffen Lucas Copado: „Ich bin genauso stolz auf ihn wie auf die anderen jungen Spieler. Das ist gut für die Jungs, wenn sie sich zeigen können. Mal sehen, ob jemand reinkommt. Das wird der Trainer entscheiden.“
Lucas Copado (17) ist der Sohn des einstigen Bundesliga-Spielers Francisco Copado. Dessen Schwester Esther ist die Ehefrau von Hasan Salihamidzic.
... eine Revanche nach der Pokalpleite: „Wir haben etwas gutzumachen, wollen gewinnen. Wir haben eine gute Truppe auf dem Platz.“
Oliver Kahn (Vorstandsboss FC Bayern München) vor dem Spiel über ...
... eine mögliche Absage des Spiels gegen Gladbach: „Ich habe im Fußball ja schon einiges erlebt. Aber das ist für mich jetzt auch ein absolutes Novum. Dass elf unserer Stammspieler nicht dabei sind, auch coronabedingt. Es gibt Regularien der DFL, die akzeptieren wir für den heutigen Tag. Ich glaube nur, dass diese Regularien in einer Zeit gemacht wurden, als es noch kein Corona gab. Ich denke, es wäre sinnvoll, wenn es ruhiger wird, diese Regularien nochmal zu überarbeiten.“
... die Regularien der Deutschen Fußball Liga (DFL): „Ich kann als Sportler nicht verstehen, dass Spieler, die wie Josip Stanisic langfristig verletzt sind, oder ein Leon Goretzka, als einsatzfähig gelten.“
... die vielen Corona-Fälle beim FC Bayern: „Zunächst mal haben wir sehr, sehr intensiv an der Corona-Situation gearbeitet. Auch an der neuen Variante. Wir haben schon vor Weihnachten mit dem Gesundheitsamt unser Hygienekonzept verschärft. Das ist kein Corona-Ausbruch, der innerhalb der Mannschaft passiert. Die Spieler sind aus ihrem wohlverdienten Urlaub zurückgekommen, und waren eben infiziert. Wir haben innerhalb des Klubs und innerhalb der Mannschaft keine großen Ausbrüche gehabt. (...) Man muss ja nur nach England schauen. ManCity hat, glaube ich, 20 Infizierte - Spieler und Betreuer zusammengenommen.“
Julian Nagelsmann (Trainer FC Bayern München) vor dem Spiel über ...
... die Ausfälle: „Wir müssen natürlich umbauen, aber wir haben immer noch eine gute erste Elf - auch wenn nicht alle auf ihren Lieblingspositionen spielen. Wir haben auf der Bank teilweise talentierte junge, aber auch erfahrene Spieler. Gegen eine gute Bundesliga-Mannschaft aus Gladbach ist es jedoch schwer, reinzukommen, das wissen wir. Die erste Elf hat natürlich den Auftrag, dieses Spiel in die richtige Richtung zu lenken. Wir wollen den Jungen keinen Druck machen, sie dürfen etwas riskieren, sich etwas trauen.“
... sein Verständnis, dass das Spiel stattfindet: „Das weiß ich nicht. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ich das nicht beurteilen muss. Ich muss mich um meinen Job kümmern. (...) Wir sind an einem Punkt, wo man über die Gesundheit nachdenken muss. Joshua Kimmich hat zum Beispiel seit Längerem kein Spiel gemacht. (...) Wir versuchen, eher wenig zu wechseln. Vielleicht müssen wir es aber trotzdem, damit wir auch in den nächsten Wochen unsere Top-Spieler zur Verfügung haben. (...) Ich habe auch Lust als Trainer, dem einen oder anderen Spieler ein Bundesliga-Debüt zu geben. Das ist ja schon ein Meilenstein in ihrem Leben.“
... die Taktik gegen Gladbach: „Wir spielen mit sehr vielen Mittelfeldspielern. Wie Barcelona früher, mit gefühlt neun Mittelfeldspielern. Wir müssen schneller hinter die Kette kommen als im Pokal. (...) Wenn jemand erwartet, dass ich mich heute verkünstelt habe, den muss ich enttäuschen. Es ist ein einfacher Plan, den wir haben. Er ist so einfach wie möglich gehalten.“
Max Eberl (Manager Borussia Mönchengladbach) vor dem Spiel über ...
... die verpatzte Hinrunde: „Wir haben mit einem neuen Trainer angefangen, es war relativ holprig. Das 0:6 gegen Freiburg hat uns im Mark erschüttert, aus den Fugen gehauen. Diese Flut an Gegentoren - das müssen wir verhindern. Das verlorene Derby davor gegen Köln war für mich nicht der Knackpunkt der Hinrunde.“
... die diskutierte Corona-Absage vor dem Spiel: „Ich habe mit Brazzo einmal telefoniert. Er hat mir kurz die Lage von Bayern München geschildert. Ich habe keinen Einfluss darauf, Bayern hat sich vorbildlich verhalten und alles versucht. Und deswegen spielen wir heute, darüber freuen wir uns.“
... mögliche Corona-Absagen wie in England: „Wenn wir die Premier League anschauen, dann würden wir hier 70.000 Zuschauer sehen. Wir in Deutschland machen das mit einer anderen Konsequenz. Wir haben nachgewiesen, dass wir mit Zuschauern spielen könnten. Wir gehen davon aus, dass wir hoffentlich bald wieder mit Zuschauern spielen können.“
... die Stärke der Bayern: „Wenn man die erste Elf anschaut - das ist immer noch ein großartiger Kader, deswegen sind sie seit Jahren oben. Wir haben aber auch in der Hinrunde gezeigt, dass wir mithalten können.“
... die auslaufenden Verträge von Matthias Ginter und Denis Zakaria: „Uns war klar, dass sie sich für einen anderen Weg entscheiden. Sie wollen sich jetzt ins Schaufenster stellen und sie haben auch die Pflicht, für Borussia Mönchengladbach nochmal Gas zu geben.“
Adi Hütter (Trainer Borussia Mönchengladbach) vor dem Spiel über ...
... den historischen Sieg im DFB-Pokal und das heutige Spiel: „Man kann die beiden nicht miteinander vergleichen. Aber natürlich werden wir versuchen, die Dinge, die wir damals gut gemacht haben, heute zu wiederholen.“
... die Hinrunde: „Bis zum Köln-Spiel waren wir auf dem richtigen Weg, haben in zehn Spielen nur sieben Gegentore bekommen. Dann haben wir das Derby aus der Hand gegeben, dann kam die Freiburg-Niederlage, die uns aus der Bahn geworfen hat. Wenn wir die Intensität nicht auf den Platz bringen, haben wir es einfach richtig schwer. Das müssen wir bringen, das haben wir gesehen. Jetzt beginnt aber ein neues Jahr mit neuer Hoffnung.“
... die Borussia als möglicher Favorit gegen die Bayern: „Wer uns als Favorit sieht, der kennt sich im Fußball nicht wirklich gut aus. Bayern hat immer noch eine Top-Mannschaft, aber wir haben auch ein paar Ausfälle. Es war lange Zeit ungewiss, wer spielen kann und wer nicht. Spielen sie mit einer Dreierkette mit Kimmich zentral, spielen sie mit einer Viererkette mit Kimmich rechts? Das waren die Fragen vor dem Spiel. Sie haben aber immer noch eine sehr gute Mannschaft.“ (pm/akl)