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Hainer spricht über Transfer-Pläne des FC Bayern - und erzählt von erstem Treffen mit Nagelsmann

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Von: Manuel Bonke, Philipp Kessler

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Bayern-Präsident Herbert Hainer.
Bayern-Präsident Herbert Hainer. © Groothuis/Witters/Imago

Julian Nagelsmann geht in seine erste Saison als neuer Trainer des FC Bayern. Präsident Herbert Hainer spricht über seine ersten Eindrücke des jungen Coaches.

Herr Hainer, wie ist Ihr erster Eindruck vom Menschen Julian Nagelsmann?

Hainer: Das erste Meeting hatten wir bei Hasan Salihamidzic im Büro, Julian kam in kurzer Trainingshose und Turnschuhen. Wir saßen zu dritt eine Stunde zusammen und haben uns unterhalten. Julian tut uns unheimlich gut, er lacht schon in der Früh, wenn er kommt und scheint einfach immer gute Laune zu haben.

Und wie wirkt er als Trainer auf Sie?

Hainer: Ich finde Julian Nagelsmann als Trainer wirklich herausragend. Er ist einer der gefragtesten Trainer in ganz Europa. Ich habe ihn bei seinen Stationen in Hoffenheim und in Leipzig beobachtet – und jetzt habe ich ihn näher kennengelernt. Wir haben mehrmals miteinander gesprochen, unter anderem auch mal ganz locker bei einem Kaffee. In so jungen Jahren schon so eine Reife und Überzeugung auszustrahlen und ihm dabei zuzuhören, wenn er über Fußball spricht – Julian ist ein super Typ!

Auf den Pressekonferenzen hat er immer einen flotten Spruch auf Lager. Ist er ein Spitzbub?

Hainer: Er hat auf der einen Seite dieses Spitzbübische, auf der anderen Seite aber auch das Professionelle und Respektvolle. Er weiß genau, wie er mit wem umgehen kann. Mir hat auf seiner ersten Pressekonferenz gefallen, wie er auf die Frage „Wer hat denn bei Transfers in Zukunft das Sagen?“ ­reagiert hat. Er sagte, der Verein ist das, was besteht, was in der Zukunft bleibt und daher auch die Transfers bezahlt. Deshalb soll der Verein am Ende auch immer das letzte Wort haben.

Herbert Hainer über Nagelsmann: „Wir hatten Julian schon lange auf dem Radar“

Was fällt Ihnen in der Trainingsarbeit auf? Seine Übungen sind nicht nur für uns Beobachter interessant, sondern auch für die Spieler.

Hainer: Zunächst muss man sagen: Hansi Flick hat auch ein sehr gutes Training gemacht, sonst hätten wir mit ihm nicht sieben Titel gewonnen. Aber was ich bei Julian Nagelsmann sehe: Er macht ein sehr flexibles Training. Aktuell herrscht hier bei uns an der Säbener Straße eine absolute Aufbruchstimmung, Julian bringt einen unglaublichen Spirit rein.

Nagelsmann und der FC Bayern – das war vorprogrammiert.

Hainer: Wir hatten Julian schon lange auf dem Radar. Durch den Abgang von Hansi Flick haben wir jetzt schneller zusammengefunden als gedacht. Julian hat selbst immer gesagt: ‚Irgendwann lande ich beim FC Bayern München.‘ Und jetzt hat sich die Gelegenheit ergeben. Wir haben uns gesagt: Wenn jetzt die Chance da ist, Julian zu verpflichten, dann machen wir das auch.

Einen Teil der Ablösesumme für Nagelsmann wird der FC Bayern zurückbekommen. Wie wird sich der DFB für die Freigabe von Hansi Flick erkenntlich zeigen?

Hainer: Ich habe persönlich die Gespräche mit dem damaligen DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius geführt. Wir haben vereinbart, dass sich der DFB erkenntlich zeigen wird, wenn wir Hansi Flick vorzeitig freigeben. Das kann zum Beispiel ein Freundschaftsspiel sein. Die Details müssen wir aber noch ausarbeiten.

Titel, Talent-Entwicklung, erfahrene Spieler verbessern – ist das nicht extrem viel Druck für Nagelsmann? Immerhin ist er erst 33 Jahre alt.

Hainer: Druck hat er schon in Hoffenheim und Leipzig gehabt – und den hat er natürlich jetzt auch bei uns. Ich habe es schon ein paar Mal gesagt: Wenn man beim FC Bayern München angestellt ist, dann muss man Druck aushalten können. Überhaupt keine Frage: Das nächste Ziel ist die zehnte deutsche Meisterschaft in Folge. Natürlich ist daher Druck da, aber mit dem kann Julian sicher gut umgehen.

Bekommt Nagelsmann für die großen Ambitionen im Sommer noch neue Spieler?

Hainer: Aktuell ist nichts geplant. Wir haben einen starken Kader, den wir mit Dayot Upamecano, Omar Richards und Sven Ulreich auf hohem Niveau ergänzt haben. Wir haben früh unsere Hausaufgaben gemacht.

Mit Lucas Hernandez und Alphonso Davies fallen schon mal zwei Stammspieler wochenlang verletzt aus.

Hainer: Wir haben bewusst gesagt, dass wir diese Positionen nicht nachbesetzen müssen, weil die beiden schnell wieder zurückkommen. Außerdem haben wir wie gesagt einen hervorragenden Kader und sind auch in der Defensive trotz dieser zwei Verletzungen noch immer top besetzt. Um den FC Bayern muss sich keiner Sorgen machen.

Herbert Hainer über den Fall Alaba: „Wir haben damit ein klares Signal gesendet“

Haben Sie das Gefühl, dass Spieler und Berater Verständnis für den coronabedingten Sparkurs des Vereins haben?

Hainer: Ich habe bei den Beratern noch kein großes Umdenken bemerkt. Sie haben es ja im Fall David Alaba miterlebt, dass wir als Verein irgendwann gesagt haben: So, jetzt ist Schluss. Jetzt wollen wir nicht mehr.

Hat der FC Bayern es damit geschafft, für die anstehenden Verhandlungen ein Exempel zu statuieren?

Hainer: Wir haben damit ein klares Signal gesendet. Der FC Bayern wird seinen Pfad der wirtschaftlichen Stabilität nicht verlassen. Das kann ich Ihnen versprechen. Darum haben wir ja auch gesagt, dass wir in diesem Sommer keine großen Transfers mehr tätigen werden, weil wir wegen der Corona-Krise auf Sicht fahren und schauen müssen, dass wir das gut überstehen. Wir werden das Gehaltsgefüge nicht sprengen.

Zieht das familiäre Umfeld beim FC Bayern auch bei Transfers oder ist nur mehr Geld wichtig?

Hainer: Am Ende des Tages spielt Geld natürlich eine große Rolle. Bei wirtschaftlich ähnlichen Angeboten haben wir als FC Bayern aber fast immer einen Vorteil: Wenn Spieler zu uns kommen wollen und sich über den Verein erkundigen, zieht total, was ehemalige Bayern-Spieler über ihre Zeit in München sagen. Das ist einzigartig. Allerdings müssen wir finanziell einigermaßen mithalten können.

Karl-Heinz Rummenigge hat seinen Posten als Vorstandsvorsitzender ein halbes Jahr früher als geplant abgegeben. Will er sich künftig komplett raushalten?

Hainer: Das Saisonende war der beste Zeitpunkt für den Übergang. Karl-Heinz wird dem Klub immer verbunden bleiben, und ich hoffe und wünsche mir, dass er uns als Freund und Fan des Klubs sowie als Ratgeber weiter zur Verfügung steht. Er hat ein unheimlich großes internationales Netzwerk, das er jetzt auch im Exekutivkomitee der UEFA nutzt.

Wie ist der Führungsstil von Oliver Kahn als Rummenigges Nachfolger?

Hainer: Wie ich Oliver in den letzten eineinhalb Jahren kennengelernt habe, ist er sehr teamorientiert. Er versucht, alle seine Mitarbeiter miteinzubeziehen. Früher hat man gesagt, der Torwart und der Linksaußen seien Solisten. Das habe ich bei ihm nicht feststellen können. Er hat die Zeit gut genutzt, um den FC Bayern in allen Facetten kennenzulernen. Der Verein steht vor neuen Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, und da ist Oliver als Entscheidungsträger gefragt. Er hat ein souveränes Auftreten und weiß stets, wovon er spricht. Oliver vereinigt all die Dinge, die wir haben wollten. Ich bin überzeugt, dass er den Job klasse machen wird.

Interview: Manuel Bonke, Philipp Kessler

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