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Schlingerkurs bei Kovac in der Analyse: So verliert der Bayern-Coach immer mehr seine klare Linie

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Von: Jonas Austermann

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FC Bayern München - SC Freiburg
Niko Kovac (r.) und Thomas Müller. © sampics / Stefan Matzke / Stefan Matzke

Trainer Niko Kovac steht beim FC Bayern in der Kritik. Seine klare Linie in punkto Aufstellung und Taktik hat der Coach verloren.

München - Die vier Monate beim FC Bayern sind nicht spurlos an Niko Kovac vorbeigegangen. Dafür reicht ein Blick in das Gesicht des Kroaten, es wirkt gestresst und müde. Anfang Juli noch sah das ganz anders aus: Ein eloquenter Mann stellte sich als neuer FCB-Coach vor, er schien gut erholt und voller Tatendrang. Zu Beginn präsentierte sich Kovac als Mann der klaren Worte – auch das ist bis heute, Anfang November, mehr und mehr verloren gegangen. Die tz analysiert den Zickzack-Kurs des Bayerntrainers.

Kovac selbst erklärte inmitten der Krise mit vier sieglosen Partien, dass er viele gute Trainer kennengelernt habe, die ihm vor allem einen Rat mit auf den Weg gaben: „Wenn’s mal nicht läuft, nicht alles auf den Kopf stellen. Denn das ist Aktionismus, das bringt keinen Erfolg. Bleib deiner Linie treu. Aktionismus werden Sie bei mir nicht erleben!“ Und doch gibt’s beim Dauerthema Rotation sowie bei den Personalien Thomas Müller, Jerome Boateng und Joshua Kimmich zunehmend einen Schlingerkurs zu sehen. Kovac verliert seine klare Linie!

Kovac‘ Zickzack-Kurs bei Thomas Müller

Einen guten Monat ist es her, dass Kovac vor dem Spiel in Berlin eine Lobhymne auf Thomas Müller, seinen Vize-Kapitän, sang. Am 27. September sagte der FCB-Coach: „Ich habe das Gefühl, dass Thomas nicht so richtig wahrgenommen wird. Er ist ein sehr, sehr wichtiger Bestandteil dieses Klubs, dieser Mannschaft. Ich muss ihm ein Lob aussprechen, er macht es richtig toll.“ Klingt ganz so, als sei der Ur-Bayer eine Säule des Kovac-Systems. Aber falsch gedacht! Nach seinem Plädoyer pro Müller gab’s – das Pokalspiel in Rödinghausen ausgeklammert – noch sieben Partien. Und Müller stand nur noch drei Mal in der Startelf, wurde beim 0:3-Debakel gegen Gladbach zudem zur Pause ausgewechselt. Kovac meinte dazu am 26. Oktober: „Thomas fehlt gar nichts. Wir haben nach den vier Spielen, in denen wir nicht die Ergebnisse hatten, einiges an der Aufstellung verändert. Das hat Früchte getragen.“

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Kovac‘ Zickzack-Kurs bei Jerome Boateng

Der wechselwillige Innenverteidiger war das Sommer-Thema – und Kovac schwang sich zum Befürworter Boatengs auf. Der Weltmeister blieb in München, stand zu Saisonbeginn gegen Hoffenheim an der Seite von Niklas Süle in der Startelf. Mats Hummels musste zuschauen. Kovac erklärte am 31. August zu seinen drei Abwehrmännern: „Es wird im Laufe der Saison regelmäßige Rotationen geben, weil jeder spielen muss, um den Rhythmus zu haben. Ich werde kein Freund davon sein, dass ein Tandem drei, vier Spiele hintereinander spielt.“ Was tat Kovac? Er setzte Boateng nach schwachen Spielen gegen Hertha und Ajax auf die Bank – und ließ das Duo Süle/Hummels gegen Gladbach, Wolfsburg und Athen spielen. Gegen Mainz spülte nur eine Hummels-Verletzung Boateng wieder in die erste Elf. Kovac meinte am 26. Oktober: „Jerome trainiert gut, nur ich kann nicht sagen, dass jetzt alles neu gemischt wird.“

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Kovac‘ Zickzack-Kurs bei Joshua Kimmich

Joshua Kimmich, die Allzweckwaffe? Anfang September durfte der FCB-Rechtsverteidiger bei Jogi Löw im defensiven Mittelfeld, seiner Lieblingsposition, ran. Kovac erklärte am 14. September: „Ich habe ihm gesagt, dass er das außerordentlich gut gemacht hat. Wir haben sehr viele Spieler im Mittelfeld. Der Josh hat hinten rechts sehr gut gespielt, es besteht keine Notwendigkeit, etwas zu ändern.“ Nachdem sich Thiago verletzt hatte, machte der FCB-Coach Kimmich am 2. November zu einer Option für das Münchner Mittelfeld. Gegen Freiburg lief Kimmich dann auch gleich dort auf, spielte ganz schwach (tz-Note 5). Kovac brachte sich völlig unbedrängt in diese Not. Javi Martinez spielte bei den Siegen gegen Wolfsburg, Athen und Mainz ordentlich. Eine dauerhafte Beförderung Kimmichs zum Sechser würde die Zahl der Außenverteidiger (David Alaba, Rafinha) zudem stark einschränken.

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Kovac‘ Zickzack-Kurs beim Thema Rotation

Kovac mag den Begriff Rotation nicht, spricht lieber von Wechseln. So oder so: Zu Saisonbeginn wirbelte der FCB-Trainer seine Formation durcheinander, nahm bis zum Hertha-Spiel im Schnitt fünf Veränderungen vor. Kovac verteidigte seine Vorgehensweise vehement, u. a. noch am 19. Oktober: „Alle, die auf diesem Niveau Fußball gespielt haben, wissen, es geht einfach nicht, fünf Wochen hintereinander jeden dritten Tag zu spielen. Das geht nicht! Das geht nicht! Und wenn mir einer was anderes erzählen will, dann versteht er den Job des Fußballers nicht.“ Und trotzdem: Nach der Pleite in Berlin fuhr Kovac die Wechselspiele deutlich zurück, tauschte im Schnitt nur noch auf drei Positionen. Vielleicht auch, weil Präsident Uli Hoeneß am 3. Oktober zum Thema Rotation erklärt hatte: „Das ist Sache des Trainers. Am Ende muss er dafür auch den Kopf hinhalten.“ 

Dass mittlerweile immer wieder Interna an die Öffentlichkeit geraten, hat nun Niko Kovac scharf kritisiert.

Jonas Austermann

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