Schlechtester Start der Bayern seit 2011: Bläst der Herbststurm Kovac diesmal um?

Wenn es beim FC Bayern ein zuverlässiges Stimmungsbarometer gibt, dann ist das mit Sicherheit das Gesicht von Uli Hoeneß. Freud und Leid, Lust und Frust - die Miene des Präsidenten ist stets der beste Indikator für die Gemütslage beim Rekordmeister.
Wenn es beim FC Bayern ein zuverlässiges Stimmungsbarometer gibt, dann ist das mit Sicherheit das Gesicht von Uli Hoeneß. Freud und Leid, Lust und Frust - die Miene des Präsidenten ist stets der beste Indikator für die Gemütslage beim Rekordmeister. Auch nach dem ärgerlichen 2:2 (1:1) am Samstag in Augsburg gab es kein besseres Spiegelbild der geschundenen FCB-Seele als das Hoeneß’sche Antlitz. Sämtliche Gesichtszüge waren starr vor Wut. Die Augen zu Schlitzen, der Mund zu einer Rasierklinge verformt. Die Gesichtsfarbe: warmes Scharlach- bis Signalrot. Sagen wollte Hoeneß nichts, das musste er aber auch nicht. Sein Blick schrie: Alarmstufe Rot!
Niko Kovac: Keine Sorgenfalten, wenig Selbstkritik
Niko Kovacs Gesicht dagegen ist ein wenig wandelbares. Würde man sich nur das Trainer-Interview nach Abpfiff ansehen, ohne den Spielausgang zu kennen, man wüsste wohl kaum, ob die Bayern gewonnen oder verloren hätten. So auch in Augsburg. „Die Mannschaft, die heute auf dem Platz stand, hat es außerordentlich gut gemacht“, befand der Cheftrainer der Münchner mit gewohnt ruhiger und klarer Stimme. „Wir haben uns nur nicht belohnt“, schob er nach. Keine Sorgenfalten, wenig Selbstkritik. Dabei ist die aktuelle Herbstkrise sogar noch schlimmer als die im vergangenen Jahr, die Kovac um ein Haar den Posten gekostet hätte.
Einen Punkt weniger hat der FC Bayern auf dem Konto als vergangene Saison nach acht Spieltagen. Wie im Herbst 2018 ist auch diesmal die mangelnde Chancenverwertung schuld. Kovac: „Augsburg hatte überhaupt keinen Ballbesitz. Sie sind eigentlich nur hinterhergelaufen. Wir haben die Chancen nicht gemacht und sie so am Leben gelassen. Dass wir dann den Ausgleich kriegen, ist schlimm.“ Gewiss hatten die Bayern speziell in der zweiten Halbzeit Chancen, um die Führung auszubauen. Allerdings hätten die Augsburger auch nach zehn Minuten bereits mit 2:0 führen können. Der Eindruck der Verwundbarkeit zieht sich seit Beginn der Saison durch.
So verkorksten Start hatte der FC Bayern zuletzt unter van Gaal
Die Zahlen lügen nicht: Vier Siege und 15 Punkte aus acht Ligapartien, einen so verkorksten Start in die Bundesliga erwischten die Bayern letztmals 2011 unter Louis van Gaal (11 Punkte). Für den Tulpengeneral endete seine Amtszeit in München noch vor dem Ende der Saison. Und nun? Weht der diesjährige Herbststurm Kovac endgültig um?
Aber nicht doch! Eine Trainerdebatte werde nicht aufgemacht, versicherte Hasan Salihamidzic, neben Manuel Neuer der einzige Vertreter des FCB, der sich am Samstag freiwillig den Fragen der Journalisten stellte: „Wir ziehen alle an einem Strang, da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen“, erklärte der Sportdirektor.
Dass es in der Kabine rumort, war allerdings ebenfalls herauszuhören. Als „nicht bayern-like“ bezeichnete Neuer den Auftritt seiner Mannschaft bei den Fuggerstädtern. Doch damit nicht genug. Der Schlussmann und Kapitän des Rekordmeisters machte den aktuellen Schlendrian in der Liga auch am Charakter fest. „Ich denke, dass es natürlich auch ein Kopfproblem ist“, haderte Neuer. „Ich will nicht sagen, dass es überheblich ist, aber es ist ein bisschen lässig und ein bisschen zu selbstbewusst.“ Serge Gnabry fügte an: „Heute haben wir den Charaktertest nicht bestanden.“ Das einzig Gute: Schon morgen bietet sich den Bayern in Piräus eine erste Chance zur Wiedergutmachung – ein souveräner Triumph wäre auch im Sinne von Uli Hoeneß’ lädiertem Nervenkostüm.
Große Sorge um Corentin Tolisso: Der Spieler des FC Bayern München musste das Training am Sonntag abbrechen. Er fasste sich während der Einheit ans Herz.
Thomas Müller wird derweil bereits das Mitleid von gegnerischen Fans zuteil.