Sogar Rauswurf eine Option? Bayern-Präsident erklärt, warum ihn Neuer-Interview extrem enttäuschte

Manuel Neuer hat sich mit seinem jüngsten Interview keinen Gefallen getan. Das verdeutlichen auch Aussagen von Herbert Hainer. Der FCB-Präsident äußert sich auch zu einer möglichen Trennung.
München – Applaus hat Manuel Neuer für sein kontroverses SZ-Interview wahrscheinlich nicht erwartet. Doch mit dem derzeitigen Gegenwind aus allen Richtungen dürfte der Kapitän des FC Bayern genauso wenig gerechnet haben. Nicht nur die Vereins-Oberen – mit Vorstandsboss Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic zwei Ex-Profis – lasen dem fünfmaligen Welttorhüter öffentlich die Leviten.
Auch von diversen Experten musste sich Neuer einiges anhören, weil er den Rekordmeister wegen der Entlassung von Torwarttrainer Toni Tapalovic – einem seiner engsten Vertrauten – öffentlich kritisiert hatte. Einige gingen sogar so weit, einen Rausschmiss der langjährigen und aktuell nach einem Skiunfall verletzten Nummer eins anzuregen.
Neuer vor Rausschmiss beim FC Bayern? Hainer verneint Frage energisch
Doch dazu wird es nicht kommen. Das versicherte der oberste Rote. Bei BR24 Sport antwortete Präsident Herbert Hainer auf die Frage, ob eine Auflösung des noch bis 2024 laufenden Vertrags im Raum stand: „Nein, überhaupt nicht.“
Zugleich verteilte der ehemalige Adidas-Boss einen Seitenhieb an Manchester United. Beim englischen Rekordmeister war die Situation um Edelreservist Cristiano Ronaldo Ende vergangenen Jahres so sehr aus den Fugen geraten, dass der Weltstar nach einem deutlich kritischeren Interview während der WM seine Papiere bekam. „Deswegen sind wir der FC Bayern München. Beim FC Bayern München werden wir solche Dinge immer intern klären. Solche Dinge machen den FC Bayern aus und stark“, versicherte Hainer.
Allerdings wäre es schon eine echte Meisterleistung, die in ganz Fußball-Deutschland rauf- und runterdiskutierte Personalie Neuer geräuschlos hinter den Kulissen ad acta zu legen und zur Tagesordnung überzugehen. Das Unterfangen könnte sich durchaus als schwieriger erweisen als der angestrebte Triple-Gewinn.
Video: Matthäus hält Neuer als Bayern-Kapitän für „nicht mehr tragbar“
Hainer kritisiert Neuer: Bayern-Präsident mehr enttäuscht als sauer
Jedenfalls ist zurzeit zu viel FC Hollywood an der Säbener Straße. Dazu trugen zuvor schon die Tapalovic-Entlassung an sich und Serge Gnabrys kurzer Paris-Trip während der Englischen Woche samt dem wenig souveränen Umgang der Bayern-Bosse damit bei.
Auch Hainer ist bemüht, in seiner unaufgeregten Art die Bremse zu ziehen, um dem ganzen Wirbel ein Ende zu bereiten. Für den Verein sei es „unverständlich und auch enttäuschend, dass Manuel Neuer nicht den direkten Weg zu uns gesucht hat, sondern an die Öffentlichkeit gegangen ist“, ließ er sich entlocken. Wobei wichtig sei: „Enttäuscht ist bei mir noch mehr als sauer. Weil ich gedacht habe, der Manuel ist so lange bei uns, ist so ein toller Spieler, dass er so viel Vertrauen hat und das erst mit uns bespricht.“
Neuer und der FC Bayern: Hainer erinnert an „besondere Verantwortung“
Zudem verwies der 68-Jährige noch auf die herausgehobene Stellung von Neuer, die diesen aber auch auf besondere Weise in die Pflicht nimmt: „Er hat als Kapitän eine besondere Verantwortung. Er hat seine eigenen Interessen über die der Mannschaft und des Klubs gestellt. Bei allem Verständnis, das ich für seine Gemütslage habe: Am wichtigsten ist der Klub.“
Dieses überall geltende Credo lebte Neuer bislang auch vor. Sicher ein weiterer Grund, warum ein Rausschmiss nach mehr als zehn Jahren beim FC Bayern nicht zur Debatte steht. Womöglich aber muss der 36-Jährige die einst von Philipp Lahm übernommene und von Hainer schon angesprochene Kapitänsbinde abgeben.
Verliert Neuer die Kapitänsbinde beim FC Bayern? Hainer weicht bei der Frage aus
Diese Frage beantwortete Hainer ausweichend. „Wir werden uns mit ihm zusammensetzen, das alles in Ruhe und professionell aufarbeiten und besprechen“, betonte der Nachfolger von Uli Hoeneß: „Manuel Neuer ist ein Weltklasse-Torhüter, ist jetzt seit mehr als zehn Jahren bei uns. Das Wichtigste ist, dass er gesund wird und wieder spielen kann. Dann sehen wir weiter.“
Für jeden Beobachter sichtbare Konsequenzen des Neuer-Vorstoßes sind also nicht ausgeschlossen. Nach den Aufregungen der vergangenen Tage werden beide Seiten aber vor allem bemüht sein, die Wogen schnellstmöglich zu glätten. Sollte man meinen. (mg)