Im Trainerteam und bei den Kollegen ist längst angekommen, was seit vergangenem Mittwoch auch die Öffentlichkeit weiß: dass Mazraoui mehr als unzufrieden mit seiner Rolle ist. „Fußball ist Fußball, Du bist nur so gut wie dein letztes Spiel. Aber das ist bei mir schließlich sehr lange her. Das ist hart“, sagte er – und führte eine interessante These aus. Unter Julian Nagelsmann, so Mazraouis Einschätzung, „hätte ich möglicherweise mehr Chancen bekommen, er kennt mich besser“. Weil der Trainerwechsel zu Thomas Tuchel aber genau in die Zeit fiel, in der er sich nach überstandener Herzmuskelentzündung zurückkämpfte, sei es nun „härter für mich“. Davies, Joao Cancelo, Benjamin Pavard, Josip Stanisic, Daley Blind: Der Bayern-Kader verfügt über genug Außenverteidiger. Mazraoui sah sich zuletzt in diesem Ranking nicht fair behandelt, sondern eher als „dritte oder vierte Wahl“.
Auch wenn es dem Kanadier niemand gewünscht hat: Es passt für Mazraoui persönlich freilich gut, dass Davies mit einer Muskelbündelverletzung bis zum Saisonende ausfallen wird. Selbst wenn der in Mainz gesperrt fehlenden Pavard zurück in die erste Elf drängt, hat sich der WM-Vierte um mindestens einen Platz nach vorne gearbeitet. Sein Auftritt in Mainz passte sich dem Team an: erst okay, danach unterdurchschnittlich. Aber zumindest ist ein Anfang gemacht. Jetzt will Tuchel mehr sehen, im Training wie rund um die fünf verbleibenden Saisonspiele. Die Kritik des 49-Jährigen am „mangelnden Schwung von der Bank“ durfte Mazraoui schon auch persönlich nehmen. Man glaubt intern an den Mann, der sich vor der WM zum Stammspieler gemausert hatte. Ein Abgang (Vertrag bis 2026) steht nicht im Raum, obwohl der FC Barcelona Interesse haben soll. Jeder Sprint ist ab jetzt für den eigenen Club – und nicht für potenzielle Abnehmer. (hlr)