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Kahn verordnet Bayern-Stars Psycho-Kur: Boss will mehr auf mentale Gesundheit achten

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Von: Manuel Bonke, Philipp Kessler

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Die Bayern-Stars werden von einem Teampsychologen und zwei Leuten im Player Care betreut.
Die Bayern-Stars werden von einem Teampsychologen und zwei Leuten im Player Care betreut. © Stache/AFP

Dass die körperliche Fitness bei Stars wie den Bayern-Spielern permanent überprüft wird, gehört fest zum Programm. Vorstandsboss Oliver Kahn will jetzt aber auch die mentale Gesundheit der Profis genauer unter die Lupe nehmen lassen.

München - Als Joshua Kimmich (27) unmittelbar nach dem erneuten Vorrundenaus bei einer Weltmeisterschaft seine Angst offenbarte, „in ein Loch zu fallen“, schrillten in der Führungsetage des FC Bayern die Alarmglocken. Daher wurde der Mittelfeldspieler umgehend von CEO Oliver Kahn (53), Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46) und Trainer Julian Nagelsmann (35) kontaktiert, um Kimmich die Angst im Kollektiv zu nehmen.

FC Bayern: Kahn hat zu seiner aktiven Zeit selbst psychologische Betreuung in Anspruch genommen

Das Thema mentale Gesundheit wird seit der Amtsübernahme von Kahn als Vorstandsvorsitzender noch größer geschrieben beim deutschen Rekordmeister. Der ehemalige Welttorhüter hat eine hohe Sensibilität für diese Themen – und bereits zu aktiven Zeiten professionelle psychologische Betreuung in Anspruch genommen. „Wir legen bei unseren Spielern sehr viel Wert auf das Mentale“, verrät Kahn im Podcast Alles nur im Kopf mit Depressionsforscher Florian Holsboer. Sogar bei Transfers spielt mittlerweile neben dem sportlichen auch der mentale Aspekt eine Rolle: „Wir versuchen uns damit zu beschäftigen: Wen verpflichten wir da eigentlich? Fußballerisch sehen wir, wie gut er ist. Aber was heißt das im Kopf?“

Bayern haben seit Juli 2021 einen Sportpsychologen im Trainerteam

Darüber hinaus haben die Münchner seit Juli 2021 einen Sportpsychologen im Trainerteam von Nagelsmann: Dr. Maximilian Pelka (34). Kahn beschreibt dessen Tätigkeitsfeld wie folgt: „Der Teampsychologe schaut: Wie entwickelt sich das Team als Ganzes? Was gibt es für Strömungen? Wo bilden sich Grüppchen? Wer hat welche Stärken und Schwächen in seinem Charakter? Wen bräuchte man noch, um das Team voranzubringen?“ Das seien allerdings ganz andere Fragestellungen, die sich nicht mit der individuellen psychischen Gesundheit des Einzelnen beschäftigen. Daher sieht der Vorstandschef noch viele Möglichkeiten, um den Bereich mentale Gesundheit noch weiter auszubauen: „Da sind wir dran! Wir bauen eine Stabilität um die Spieler herum auf. Wir sind so aufgestellt, dass wir neben dem Teampsychologen auch noch zwei Leute im Player Care haben. “

Einer dieser Mitarbeiter ist Jürgen Sonny Scherer, der seit vergangenem Sommer für den FC Bayern arbeitet. Seine offizielle Bezeichnung: Senior Manager Player Care Professional Team. Seine Aufgaben: sich mit den Spielern beschäftigen und sie und ihre Familien bei allen Themen unterstützen. Dadurch sollen die Stars auch im mentalen Bereich entlastet werden, um sich rein auf den sportlichen Aspekt konzentrieren zu können.

„Die Ansprüche im Leistungssport sind enorm. Man ist permanent mit etwas konfrontiert, vor dem Menschen immer große Angst haben: Scham! Das Öffentlichmachen von all meinen Fehlern. Das kann enormen Druck auslösen.“ Und damit die Spieler des FC Bayern diesem Druck permanent standhalten und ihr Leistungsniveau abrufen können, wird das Thema mentale Gesundheit an der Säbener Straße in Zukunft noch wichtiger werden. (Manuel Bonke, Philipp Kessler)

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