Nach Rücktritt: So viel Hoeneß wird im neuen FC Bayern stecken

Am Freitag tritt Uli Hoeneß als Präsident des FC Bayern ab und damit aus der ersten Reihe zurück. Der langjährige Macher wird dennoch weiter eine wichtige Rolle im Klub einnehmen.
- Am Freitag tritt Uli Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung als Präsident des FC Bayern ab.
- Seinen Nachfolger Herbert Hainer sowie den künftigen Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn hat er selbst ausgesucht.
- Als normales Aufsichtsratsmitglied wird er weiter mitreden.
München - Man darf davon ausgehen, dass Uli Hoeneß heute Nacht schlecht schlafen wird. Von Mittwoch auf Donnerstag und von Donnerstag auf Freitag, so hatte es der Noch-Präsident des FC Bayern angekündigt, werde es um die Nachtruhe am Tegernsee nicht gut bestellt sein.
FC Bayern nach Uli Hoeneß: Abschiedsrede wird erst am Freitagvormittag angefertigt
Erst am Freitagvormittag, kurz bevor er sich auf der Jahreshauptversammlung in der Olympiahalle aus seinem Amt verabschiedet, wird der 67-Jährige wissen, welche letzten Worte als oberster Bayer er sprechen wird. Ist die Rede fertig, blickt Hoeneß entspannt auf den Abend. Denn er läutet die Zukunft des Klubs ein, um den ihn nicht bange ist.
„Ich habe Leute ausgesucht, denen ich diese Aufgabe zutraue“, sagte Hoeneß jüngst, und dieses „ich“ kann man wörtlich nehmen. Sowohl bei der Bestellung seines Nachfolgers Herbert Hainer (65) als auch der Einstellung von Oliver Kahn (50), der ab 1. Januar Vorstandsmitglied und ab 2022 Vorstandsvorsitzender sein soll, war Hoeneß federführend.
FC Bayern nach Uli Hoeneß: Familiäre Atmosphäre „kannst du auf keiner Uni lernen“
Er traut dem ehemaligen Keeper zu, das von ihm stets hochgehaltene Familienmotiv beim FC Bayern fortzuführen. „Auf jeden Fall ist das etwas, das man auf keiner Uni lernen kann oder das du einem Headhunter ins Anforderungsprofil mitgibst. Das hat mit Charakter zu tun.“
Er schätzt den Charakter des Geschäftsmannes Kahn. Nüchtern und faktenbasiert, dazu aber emotional und vom Stallgeruch geprägt. Hoeneß will der Philosophie von Kahn nicht im Wege stehen, prognostiziert der neuen Führung aber Fehler: „Woher sollen die Leute die Erfahrung haben?“, fragte er im Kicker. Auch er habe als junger Manager „Mist gebaut“, sei „viel zu emotional gewesen“.

FC Bayern nach Uli Hoeneß: Emotionen sind auch im Alter geblieben
Weggefährten sagen tatsächlich, dass Hoeneß deutlich ruhiger geworden sei. Die Emotionen aber sind geblieben, und die Ankündigung, die „Abteilung Attacke“ wiederzubeleben, den Verein „wie eine Glucke“ zu bewachen, darf man ernst nehmen.
Es wird eine Gratwanderung für Hoeneß, der sich zurückziehen will, andererseits aber als normales Aufsichtsratsmitglied und Anlaufstelle der neuen Macher weiter involviert sein wird. Hainer wird einiges - vor allem das Thema Basketball - in Hoeneß‘ Sinne fortführen, will dem Verein aber auch seinen Stempel aufdrücken.
Rummenigge hat, weil Hainer in sportlichen Themen weniger mitdiskutieren wird als Hoeneß, nun mehr Macht. Dass Hasan Salihamidzic als neuer Sportvorstand bald in gestärkter Position agiert, ist daher kein Zufall, sondern ein Vermächtnis von Hoeneß.
Hanna Raif