Nach spätem Gegentor gegen Union: FC Bayern so schlecht wie unter Klinsmann - Flick hat ein Problem

Manuel Neuer musste mal wieder hinter sich greifen. Nach dem 1:1 gegen Union Berlin hat der FC Bayern schon 36 Tore in 28 Spielen kassiert - mehr als in vielen Saisons zusammen.
München - Generalprobe misslungen. Bevor es für den FC Bayern am Dienstag (13. April) in Paris ums Weiterkommen in der Champions League geht, gastierte am Samstag Union Berlin in der Allianz Arena. Personell arg gebeutelte Münchner taten sich in einem chancenarmen Bundesligaspiel lange schwer, gingen dann aber durch Jamal Musiala mit 1:0 in Führung. Die sehr diszipliniert agierende Münchner B-Elf schien das Resultat über die Zeit zu retten, ehe Marcus Ingvartsen in der 85. Minute den 1:1-Endstand markierte. Manuel Neuer musste damit einmal mehr hinter sich greifen. Ein Umstand, der sich wie ein roter Faden durch diese Spielzeit zieht.
FC Bayern München: schon 36 Treffer kassiert - Gegentorflut als Manko
Die Münchner zeigen sich in dieser Saison ungewohnt anfällig in der Defensive. 36 Gegentore in 28 Spielen bedeuten einen Schnitt von 1,29 Gegentreffern pro Spiel. Nach 28 Spieltagen standen die Roten letztmals in der Saison 2008/09 so schlecht da. Damals kassierte die von Jürgen Klinsmann trainierte Mannschaft ebenfalls 36 Gegentore nach 28 Partien. Auch in der Saison 1994/95 musste der FCB zu diesem Zeitpunkt bereits 36 Gegentreffer hinnehmen, 1976/77 waren es mit 54 übrigens die meisten.
Die defensive Anfälligkeit der Flick-Elf wird auch dadurch unterstrichen, dass der FC Bayern in den vergangenen neun Spielzeiten am Ende der Saison weniger Gegentreffer kassiert hat als nun in 28 Spielen. Die Defensive kann aktuell also gewiss nicht als bajuwarisches Prunkstück bezeichnet werden - dafür allerdings die Offensive. Noch nie hatte der FC Bayern nach 28 Spielen mehr Treffer erzielt als in dieser Saison. Wie in der Vorsaison nach 28 Spielen gelangen den Roten bislang stolze 80 Tore und damit durchschnittlich 2,86 pro Partie.
FC Bayern München: Viele Gegentore verhindern Meisterschaft - kann der FCB dem Trend trotzen?
In allen Saisons, in denen der FCB mehr als 35 Gegentore kassierte, wurde übrigens eine andere Mannschaft Deutscher Meister. Aufgrund der herausragenden Offensive scheinen die Münchner dieses Szenario abwenden zu können. Auch nach dem Leipziger Sieg in Bremen beträgt der Vorsprung auf Rang zwei vergleichsweise komfortable fünf Punkte.
Nichtsdestotrotz muss sich die Frage gestellt werden, warum der Rekordmeister aktuell so viele Tore kassiert. Es gab Spielzeiten in diesem Jahrhundert, da hatte der FCB nach 28 Spieltagen über 20 Gegentreffer weniger als jetzt auf dem Konto.
FC Bayern München: Warum kassiert die Flick-Elf so viele Gegentore?
Ein Grund für die Gegentorflut liegt gewiss in Hansi Flicks taktischer Ausrichtung. Die Roten stehen unter dem Erfolgscoach etwas höher. Was in der Offensive zusätzliche Räume schafft, sorgt in der Defensive mitunter für Lücken. Die Abwehrkette des Meisters wurde in dieser Saison nicht selten durch einen langen Ball ausgehebelt.
Darüber hinaus sei zu erwähnen, dass der FC Bayern schlicht mehr Chancen zulässt. In dieser Saison sah sich Manuel Neuer bisher mit 109 Schüssen auf seinen Kasten konfrontiert. In fünf der sechs vergangenen Spielzeiten waren es am Ende der Saison weniger.

FC Bayern München: Neuer lässt leicht Federn - Paradenquote nur mittelklasse
Neuer spielt keineswegs eine schlechte Saison, blickt jedoch auf insgesamt ausbaubare Statistiken. Eine Paradenquote von 68,2 Prozent bedeutet ligaweit Rang 10 (1. Koen Casteels/Wolfsburg mit 75,9 Prozent). Nur in der Saison 2018/19 waren Neuers Werte schlechter (60,8 Prozent). Der Welttorhüter kam auch schon auf überragende 80 Prozent. Es sei erwähnt, dass Neuer in dieser Saison oft alleine gelassen wurde und an den wenigsten Gegentoren etwas machen konnte. Fehler wie zuletzt gegen Paris sieht man beim 35-Jährigen auch in diesem Jahr selten.
In dieser Saison konnte der Welttorhüter siebenmal die Null halten, Leipzigs Peter Gulacsi kommt auf 13 „weiße Westen“ und führt diese Kategorie an. Mit dem 1:0-Erfolg in Leipzig knackte Neuer zuletzt als erster Bundesligakeeper die Marke von 200 Spielen ohne Gegentor. Auf Platz zwei rangiert in dieser Statistik Oliver Kahn mit 196 Zu-Null-Spielen.
FC Bayern München: Zu viele Gegentore - Flick muss die Defensive stärken
Bislang konnte der FC Bayern die vielen Gegentore noch durch seinen herausragenden Angriff kaschieren. Dass der Fokus allerdings auch auf die Abwehrarbeit gelegt werden muss, hat nicht erst das Hinspiel gegen Paris gezeigt. Den Franzosen reichten magere fünf Schüsse aufs Tor für drei Treffer. Daher muss Hansi Flick die Defensive stabilisieren - sonst ist die Anzahl erzielter Tore wenig Wert. Ein viel zitiertes Sprichwort lautet: „Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive gewinnt Meisterschaften.“ (as)