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„Bayern muss Präsenz zeigen“ - Marketing-Experte über die USA-Reise

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Start der USA-Reise des FC Bayern
Los geht‘s in die USA: Die Spieler vom FC Bayern München gehen auf dem Münchner Flughafen zum Abflugterminal. © Peter Kneffel/dpa

Der FC Bayern München reist zur Sommervorbereitung in die USA. Marketingexperte Florian Gress erklärt, warum.

München - Der FC Bayern in Amerika. Schon 1966 war der Rekordmeister nach der Saison auf USA-Tour. Gestern ging es für die Bayern erneut in die USA, zum inzwischen fünften Mal. Im Rahmen der Audi Summer Tour spielen Manuel Neuer & Co. am Mittwoch gegen D.C. United, am Samstag wartet in Green Bay Manchester City. Sonntagmittag sind die Münchner wieder zurück. Ein knackiges Programm, das Sinn macht. Social-Media- und Marketing-Experte Florian Gress von der Agentur We Play Forward erklärt im tz-Interview warum.

Herr Gress, wie wichtig ist eine einwöchige USA-Reise mitten in der Saisonvorbereitung für den FC Bayern?

Gress: Wer sich wie der FC Bayern als Weltmarke definiert, muss Präsenz bei den weltweiten Fans sowie Sponsoren vor Ort zeigen. Dafür bietet sich aus terminlichen Gründen eigentlich nur die Sommervorbereitung an. Schon im letzten Jahrzehnt gab es im Prinzip kein europäisches Spitzenteam mehr, das nicht in der Sommervorbereitung nach Amerika, Australien oder Asien gereist ist.

Warum?

Gress: Für solche Vereine ist der nationale Markt nicht mehr groß genug. Im Ausland mit den Milliarden an Fans lässt sich noch deutlich mehr Geld verdienen und man stärkt durch physische Präsenz die Bindung von Anhängern und ausländischen Sponsoren an den Verein. Die hohen Gehälter der Spieler zwingen die Vereine mehr oder weniger dazu, solche Märkte zu erschließen, um genug finanzielle Mittel abgreifen zu können.

Gibt es weitere Gründe?

Gress: Audi ist zum Beispiel gar Namensgeber der Reise und hat als Anteilseigner des Vereins großes Interesse daran, den US-Markt mithilfe von Sport zu erreichen. Darüber hinaus hat der FC Bayern ein eigenes Büro in den USA sowie eine Kooperation mit dem FC Dallas. Dadurch versucht der Verein sein Know-how auf anderen Kontinenten zu erweitern bzw. weiterzugeben.

„Auch in der Premier League spielen US-Investoren eine immer größere Rolle“

Die US-Amerikaner gelten allerdings nicht als sonderlich fußballbegeistert…

Gress: Das stimmt, aber die Investorenpower ist trotzdem weltweit führend. Auch in der Premier League spielen US-Investoren eine immer größere Rolle. Zudem findet ein Teil der WM 2026 in den USA statt, was den amerikanischen Fußballmarkt ebenfalls noch einmal deutlich antreiben dürfte.

Welche Kontinente sollten Klubs aus Marketingsicht noch bereisen?

Gress: Vor der Pandemie war vor allem der asiatische Markt, insbesondere China das Hauptziel vieler Weltvereine – durch das riesige Fanpotenzial sowie die vielen finanzkräftigen Sponsoren vor Ort. Je nachdem, wie sich die Pandemie-Situation dort entwickelt, könnte China in naher Zukunft auch wieder zu einem der Hauptmärkte werden. Aufgrund der aktuell aber noch undurchsichtigen Pandemie-Situation kam den Vereinen eine Reise im Sommer 2022 noch zu früh. Auch Länder wie Indonesien oder Indien könnten aufgrund des Fanpotenzials an Bedeutung gewinnen. Paris Saint-Germain ist beispielsweise aktuell in Japan.

Entfernen sich Vereine mit solchen Touren nicht von der Fan-Basis?

Gress: Wer sich als deutscher Fan darüber ärgert, sollte sich auch mal Gedanken darüber machen, welchen Hype die Ankündigung des NFL-Games in München bei den deutschen Fans ausgelöst hat. Auch hierbei handelt es sich um eine Marketing-Veranstaltung der NFL und sie funktioniert äußerst erfolgreich.

Interview: pk, bok

Leon Goretzka verpasst die USA-Reise mit dem FC Bayern verletzungsbedingt. Der Mittelfeldmann musste sich offenbar einer Knie-OP unterziehen.

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