Bayern könnte von der Spitze stürzen - ist das schon Mini-Krise?

Dem Unentschieden gegen Augsburg folgte das böse Erwachen in Berlin: Der FC Bayern ist aus der Erfolgsspur geraten. Dabei haben sich die Roten die Pleite selbst zuzuschreiben.
Berlin - Langsam aber sicher entwickelt sich das Berliner Olympiastadion zu einem verfluchten Ort für den FCB. Nach der DFB-Pokal-Pleite im Mai gegen Eintracht Frankfurt gab es für die Bayern am Freitag die nächste Abreibung in der Hauptstadt. 2:0 (2:0) stand es nach 90 Minuten für Hertha BSC, das die Partie dank einer hervorragenden ersten Hälfte und zwei Boateng-Patzern für sich entschied. Und nun? Könnte sogar Tabellenplatz eins futsch sein. Ein Sieg der Dortmunder in Leverkusen oder der Bremer beim VfB, und der FCB rutscht von der Spitze ab. Patzt sich Bayern in die Mini-Krise? Antwort Manuel Neuer: „Wir wurden bereits nach zwei, drei Spieltagen hochgelobt, aber wir kennen das Geschäft und bleiben ruhig.“
Offenbar hatten die Herthaner das Remis der Münchner gegen Augsburg intensiv studiert, anders ließ sich die Taktik der Hauptstädter jedenfalls nicht erklären. Genau wie die Schwaben am Dienstag griffen auch die Berliner den Rekordmeister bereits in der Spieleröffnung an - und hatten damit Erfolg. Immer wieder provozierten Lazaro, Kalou & Co. Fehler bei den Gästen, spielten sich geschickt vor Neuers Kasten und gingen sogar dank eines Boateng-Blackouts in Führung.

Boateng fällt Kalou und Ibisevic bleibt cool
Die 22. Minute: Neuer kann einen starken Ibisevic-Kopfball zur Seite abwehren, der Ball landet vor den Füßen Kalous, der von Boateng im Sechzehner allerdings so unnötig umgesenst wird, dass Schiri Fritz keine andere Möglichkeit bleibt, als auf den Punkt zu zeigen. Der Bosnier trat selbst an, wuchtete die Kugel unhaltbar ins linke Eck und trieb Kovac in seiner Heimat die Schweißperlen auf die Stirn. Zur Erinnerung: In der Vorsaison hatte Hertha als einziges Team nicht gegen den FCB verloren (zweimal Remis).
Am Freitag war die Dardai-Elf noch besser drauf - und ging nach Halbzeit eins gefeiert in die Kabine. Während die Münchner - ohne Müller und Hummels, dafür erneut mit Sanches in der Startelf - wie schon gegen den FCA kein Tempo in ihr Spiel bekamen, agierten die Hausherren weiter mutig nach vorn und schockten die Roten zwei Minuten vor dem Pausenpfiff: Über rechts spielte Kalou in Boatengs Rücken Lazaro frei, der legte von der Grundlinie zurück auf Duda und der Slowake schenkte Neuer das zweite Ding ein.

Bayern nach der Pause verbessert
Kovac musste reagieren und brachte bereits in Minute 52 Müller für den leicht angesäuerten Robben. Der Coach der Roten musste dem Holländer das Manöver sogar kurz erklären - für persönliche Eitelkeiten war jedoch keine Zeit. Die Roten lagen 0:2 hinten und traten aufs Gas. Sanches (49.) und Alaba (52.) zielten knapp an Krafts Gehäuse vorbei, Lewandowski konnte einen Müller-Kopfball vor dem Berliner Kasten nicht vollstrecken (53.). Und die Berliner? Zogen sich zurück und spielten von nun an zielstrebig auf Konter.
Problem: Recht viele davon bekamen die Hausherren nicht mehr auf die Kette. Es spielten nur noch die Bayern - und die pochten auf den Anschlusstreffer. Kovac brachte noch Gnabry für Sanches und Wagner für James - doch es brachte alles nichts. Gnabry rutschte unmittelbar vor dem Tor an der Kugel vorbei (68.), Ribéry zielte Millimeter am Pfosten vorbei (79.) und Lewandowski köpfte Kraft an (80.), doch es blieb dabei. Kovac blickt voraus: „Wer die Bayern kennt, der weiß, dass wir uns das nicht gefallen lassen werden.“ Und wer die Hoffnung auf Spannung in der Bundesliga schon aufgegeben hatte, kann sich jetzt freuen - zumindest vorerst…
Lop, Jau