Zu langsam, zu klein, zu schlecht: FC Bayern hätte Lahm, Schweinsteiger und Müller fast abgelehnt

Er entdeckte unter anderem Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller. Jan Pienta hat sich beim FC Bayern einen Ruf als Adlerauge erarbeitet.
München – Ohne Jan Pienta (78) wäre der FC Bayern wohl nicht der Klub, der er heute ist. Seit Jahrzehnten ist er als Scout für den FC Bayern aktiv, aktuell für die U15. Zahlreiche spätere Weltklasse-Fußballer hat der Ostwestfale dabei für den Rekordmeister entdeckt. Seine wohl größten Coups: Pienta konnte Philipp Lahm (39), Bastian Schweinsteiger (38) und Thomas Müller (33) für den FCB gewinnen.
FC Bayern: Scouting-Legende Jan Pienta holte einst Weltmeister-Trio Lahm, Schweinsteiger und Müller
Alle drei holten bekanntlich später den WM-Titel und die Champions League. Vor allem Philipp Lahm hat bei Pienta Eindruck hinterlassen. „Als ich ihn das erste Mal mit elf, zwölf Jahren gesehen habe, hat er schon wie ein Erwachsener gespielt“, erzählt der 78-Jährige im Interview mit Spox. Von seiner Einschätzung musste er allerdings einige Zweifler beim FCB überzeugen.
„‚Der kann nichts‘, hat es bei Müller geheißen. Ich habe nur geantwortet: ‚Wartet mal ab!‘“
Manch einer im Klub war wohl nicht so überzeugt vom späteren Weltmeister-Trio: „Sie hielten Schweinsteiger für zu langsam, Lahm für zu klein und Müller wollten sie auch nicht. ‚Der kann nichts‘, hat es bei Müller geheißen. Ich habe nur geantwortet: ‚Wartet mal ab!‘ Als sie Schweinsteiger wegschicken wollten, habe ich gedroht: ‚Dann gehe ich zur Klubführung! Den nehmen wir!‘“ Überzeugungsarbeit, die sich wahrlich ausgezahlt hat.

Scouting-Legende packt aus: „Die Mütter sind der schwierige Teil“
Jan Pienta geht dabei nach einem ganz einfachen Muster vor. Ist der Scout von einem Spieler überzeugt, holt er sich als Erstes die Kontaktdaten der Eltern. „Dann spreche ich immer die Mütter an, das ist der schwierige Teil. Die Väter sind leicht herumzukriegen“, meint er. Besonders schwer zu überzeugen sei demnach wohl die Mutter Thomas Müllers gewesen. Doch auch wenn mit den Eltern alles glattläuft, kann es zu unerwarteten Problemen kommen.
So geschehen in der Familie Lahm. „Frau Lahm war mit einem Wechsel gleich einverstanden, aber Philipp selbst hatte keine Lust“, berichtet Pienta. Dann ist ganz besondere Überzeugungsarbeit gefragt. Als Balljunge im Olympiastadion konnte er den jungen Philipp Lahm vom FC Bayern überzeugen: „Als wir im Tunnel standen, habe ich zu ihm gesagt: ‚Schau, hier kannst du später auch mal als Spieler stehen.‘“
Nach zwei Wochen habe sich Lahms Mutter daraufhin mit der Zusage gemeldet. So wie bei vielen anderen jungen Fußballtalenten in den vergangenen Jahren, die Pienta zum FC Bayern locken konnte. (vfi)