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Dorsch vor Bayern-Rückkehr: Das ist der Zeitpunkt des Abschieds für ein Talent beim FCB

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Niklas Dorsch kehrt mit dem 1. FC Heidenheim nach München zurück.
Niklas Dorsch kehrt mit dem 1. FC Heidenheim nach München zurück. © picture alliance / Matthias Balk / Matthias Balk

Niklas Dorsch galt als große Zukunftshoffnung beim FC Bayern. Im Sommer zog es den 20-Jährigen in die 2. Bundesliga zum 1. FC Heidenheim. Fußball Vorort hat den zentralen Mittelfeldspieler in seiner neuen Heimat zum Interview getroffen.

Update vom 01. April 2019: Seit Sommer 2018 spielt Niklas Dorsch für den 1. FC Heidenheim. Am Mittwoch kehrt der Mittelfeldmann mit seinem neuen Verein im DFB-Pokalviertelfinale nach München zurück und trifft auf den FC Bayern. Zuvor sprach er mit dem kicker über seine Zeit beim FCB.

Dorsch lobt seinen Ex-Verein und die Ausbildung, die er dort genossen hat, sehr. „Die Ausbildung lohnt sich! Du lernst von Anfang an, dass du als FC Bayern immer gewinnen musst. Du bist immer Favorit, egal, wo du hinfährst“, so Dorsch. Für diese Eigenschaft sei er dankbar, weil er in jedes Spiel gehe, um zu gewinnen. „Die Erfahrungen aus den Trainingseinheiten mit den Profis sind ebenfalls unbezahlbar, die wird man nicht mehr los.“

FC Bayern: Dorsch sieht mehrere Probleme für FCB-Youngster

Dennoch sieht der 21-Jährige mehrere Probleme, die den Durchbruch der Talente in der Profimannschaft des FC Bayern verhindern. „Die zweite Mannschaft spielt noch in der Regionalliga. Von dort in die erste Mannschaft auf Weltklasseniveau, das ist nicht einfach“, so der Mittelfeldmann. Auch der Trainer und dessen Wille, mit jungen Spielern arbeiten zu wollen, sei entscheidend. 

Eine mögliche Lösung, die aus Dorschs Sicht Besserung verspricht: Ein Aufstieg der kleinen Bayern. „Ich bin mir sicher: Wenn die zweite Mannschaft den Aufstieg in die 3. Liga packt, verbessert das die Chancen der Jungprofis.“

Niklas Dorsch lobt Joshua Kimmich - das ist der Grund

Den Kontakt nach München hat er laut eigener Aussage nicht verloren. „Mit Mats Hummels habe ich kurz nach der Auslosung geschrieben, er, Josh Kimmich oder Niklas Süle waren top für mich. Wir halten regelmäßig Kontakt, ich freue mich auf das Wiedersehen“, so Dorsch, der einen der drei Ex-Kollegen besonders hervorhebt. „Kimmich wollte mir immer helfen, er hatte auch schwierige Zeiten und konnte sich gut in mich reinversetzen.“

An einem Torjubel würde ihn das aber nicht hindern. „Ich spiele Fußball für mich und meine aktuelle Mannschaft, die Vergangenheit darf keine Rolle spielen. Ein Tor wäre deshalb ein besonderes Erlebnis.“ Allerdings schränkt der Ex-Münchner auch ein und sagt, dass „wir der krasse Außenseiter sind; die Bayern haushoher Favorit!“

Dorsch warnt Bayern-Talente: „Denen wird es so gehen wie mir“

Interview vom 1. Dezember 2018: München/Heidenheim - Niklas Dorsch galt als große Zukunftshoffnung beim FC Bayern und wurde als neuer „Toni Kroos“ gesehen. Dennoch reichte es aber nur zu einem Pflichtspiel für die Profis, dort konnte Dorsch im Mai 2018 überzeugen und ein Tor erzielen. Sportdirektor Hasan Salihamidzic glaubt damals an eine Weiterbeschäftigung, doch nach sechs Jahren kehrte der 20-Jährige dem Deutschen Rekordmeister den Rücken. Im  Sommer schloss er sich dem Zweitligisten 1. FC Heidenheim an. Dort ist Dorsch sofort zum Stammspieler gereift und kam in 13 von 14 Ligaspielen von Beginn an zum Einsatz.

Fußball Vorort hat den zentralen Mittelfeldspieler in seiner neuen Heimat besucht. Im zweiten Teil des Interviews spricht er über seine Zeit beim FC Bayern und warum eine Vertragsverlängerung für ihn nicht infrage kam. 

Bei den Bayern hattest Du nur einen Profieinsatz. Warum?

Ich habe einfach keine faire Chance bekommen. Junge Spieler wurden nicht so beachtet. Wenn du einmal spielst und gleich ein Tor machst, ist das Gerede wieder groß. Davor hat es niemanden interessiert, was ich gemacht habe. Es hat mir sehr geholfen, dass ich bei den Profis mittrainieren durfte. Dafür bin ich sehr dankbar. Dort sind Weltklasse-Spieler, die viel Erfahrung haben. Ich habe versucht, in jedem Training alles mitzunehmen. Trotzdem wollte ich immer spielen. Wenn ich nur trainiere, werde ich Trainingsweltmeister, aber nicht mehr.

Wie war der Kontakt zu Trainern der Profimannschaft?

Mein Trainer von der zweiten Mannschaft hat mit mir jeden Tag lange gesprochen. Aber wenn du bei Bayern in der zweiten Mannschaft spielst, willst du auch irgendwann einmal zu den Profis aufrücken. Dafür war der Kontakt nicht allzu gut. Erst als Jupp Heynckes kam, hatte ich ein super Gefühl. Heynckes hat mir extrem weitergeholfen und mir eine Chance gegeben. Er und sein Co-Trainer Peter Herrmann haben mich auch unterstützt, obwohl es klar war, dass ich gehe. Auch Pep Guardiola war ein super Trainer, der sich mit jungen Spielern beschäftigt.

Hast du nach deinem ersten Spiel und deinem Tor nochmal überlegt doch zu bleiben? 

Nein, im Interview fünf Minuten nach dem Spiel habe ich gleich gesagt, dass ich nicht drüber nachdenken werde. Mein Entschluss stand vorher schon fest.

Nach dem Spiel war Hasan Salihamidzic optimistisch, dass Du bleibst. 

Kann er ja gewesen sein, ich war es nicht. Der Wechsel stand für mich bereits fest. Es war klar, dass danach noch einmal Kontakt aufgenommen wird. Das macht jeder Verein. Davon habe ich mich aber nicht beeinflussen lassen.

Wann war dir klar, dass Du nicht verlängern wirst? 

Schon sehr früh. Ein Jahr vor Ende meines Vertrags habe ich mir Gedanken gemacht, was ich in Zukunft machen will. Es war klar, dass ich etwas Neues ausprobieren möchte.

Nur einer von vielen

Es gab auch Gerüchte um das Interesse anderer Erstligisten: 

Warum hast du dich dann für Heidenheim entschieden? Bei einem Erstligisten wäre es wahrscheinlich das Gleiche wie beim FC Bayern gewesen. Dort bist du nur einer von vielen. Wenn ich nur in der Regionalliga spiele, interessiert sich kein Verein für mich. Viele Trainer setzen lieber auf erfahrenere Spieler, auch wenn du gut spielst. Bei Heidenheim ist der Trainer schon ewig da und wird auch noch ewig bleiben. Deswegen war mir klar, dass nicht nach drei Wochen ein neuer Trainer kommt, der wieder alles verändert. Ich wollte Sicherheit und einen Trainer, der mich haben will. Ich habe ein Gespräch geführt und ein Spiel angeschaut. Danach habe ich mich direkt entschieden.

War Holstein Kiel mit deinem Mentor Tim Walter keine Option für dich? 

Zu ihm habe ich immer noch einen super Kontakt. Ganz klar, dass es Spekulationen deswegen gab. Als feststand, dass er zu Kiel geht, hatte ich mich schon lange für Heidenheim entschieden. Ich habe mir noch einmal andere Angebote angehört, aber bei Heidenheim hatte ich einfach ein gutes Gefühl.

War der Zeitpunkt des Wechsels richtig? 

Davor stand ich unter Vertrag. Ich glaube nicht, dass ein Verein für einen Regionalliga-Spieler eine Ablöse bezahlt. Deshalb war für mich klar, dass ich nach Vertragsende wechseln werde. Ich bin immer noch sehr jung. Mit 20 Jahren in die 2. Liga zu wechseln, ist nicht verkehrt.

Hast du noch Kontakt zum FC Bayern? 

Ja, zu einzelnen Spielern. Wir gehen alle zum selben Friseur in München, da treffen wir uns ab und zu. Hummels und Kimmich sind super Jungs und haben mir immer geholfen. Wir halten auch nach meinem Wechsel den Kontakt. Das tut mir gut.

Verfolgst du noch besonders die Amateure? 

Ich schaue immer im Internet, wie sie gespielt haben. Ich wünsche es ihnen sehr, dass sie aufsteigen. Vor allem für die jungen Spieler ist es in der Regionalliga schwer. Es ist nicht immer ganz einfach auf Regionalliga-Niveau zu spielen und dann bei den Profis auf Champions-League-Niveau zu trainieren.

„Denen wird es so gehen wie mir“

Wie war es für dich, direkt von der U17 zu den Amateuren zu kommen?

Ich hätte lieber in der U19 und damit in der Youth League gegen Topteams gespielt. Aber es war die Entscheidung des Vereins und das musste ich akzeptieren. Mit 17 Jahren schon im Herrenbereich zu spielen, hat mir körperlich und mental viel gebracht.

War es kein großer Sprung für dich? 

Nein, es fiel mir von Anfang an sehr leicht, weil ich sofort viel spielen durfte. Auch mein Trainer und die erfahreneren Jungs haben mich sehr stark unterstützt.

Hast du keinen Druck gespürt, als du als 17-jähriges Talent schon bei den Amateuren warst? 

Nein, das Thema hat mich nicht interessiert. Es war Regionalliga und nicht Bundesliga. Deshalb habe ich mir auch selbst keinen Druck gemacht. Ich habe drei Jahre lang bei den Amateuren gespielt und nur ein Bundesligaspiel gemacht. Jetzt haben wieder junge Spieler Profiverträge unterschrieben. Denen wird es so gehen wie mir. Wenn man nicht die Chance bekommt, kann man sein Talent auch nicht unter Beweis stellen. Bei Heidenheim kann ich endlich wieder Fußball spielen.

Du wurdest als neuer „Toni Kroos“ gehandelt. Wie war das für dich? 

Es ist ein schönes Gefühl, mit seinem Vorbild verglichen zu werden. Es ist trotzdem schwer zu vergleichen, weil unsere Karrierewege unterschiedlich sind. Er hat vor seiner Leihe nach Leverkusen schon Profieinsätze gehabt. Von der Art, wie er spielt und wie er auftritt, versuche ich mir natürlich etwas abzuschauen.

Was hat dir in der Zeit bei Bayern am meisten geholfen? 

Das Training bei der ersten Mannschaft mit Sicherheit. Dort ist die Qualität einfach so groß, dass du im Kopf schnell wirst. Ich habe mich fußballerisch weiterentwickelt. Auch aus der Zeit, als es nicht so gut lief, konnte ich etwas mitnehmen. Damals habe ich habe gemerkt, dass es der falsche Weg ist und ich etwas ändern muss. Jetzt läuft es wieder besser.

Hier geht es zum ersten Teil des Interviews mit Niklas Dorsch.

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